Wanne-Eickeler Bauernhof Inschriften

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel


Ein Autor mit Zeichen "H." schrieb einen Artikel zu den alten Inschriften an Wanne-Eickeler Bauernhäuser. Die Wanne-Eickeler Zeitung druckte diese am 23. Mai 1931 in ihrer 119ten Nummer des Jahres ab[1]. Er bedauert den Verlust der alten Sinnsprüche durch Verwitterung oder Umbauten. Umso größer ist dieser Schatz 90 Jahre später zu werten. Danke werter "H".

Wanne-Eickeler Bauernhofromantik

Frühlingszauber auf Wanne-Eickeler Bauerngehöften /
Die interessanten Inschriften der Scheunentore /
Aus Wanne-Eickels Vergangenheit
Erinnerungszeichen an die bäuerliche Vergangenheit unserer engeren Heimat, sind trotz des immer stärkeren Vordringens der Industrie noch teilweise erhalten geblieben. Wenn die Spitzhacke auch schon eine große Reihe ehemals stolzer Bauerngehöfte zu Fall gebracht hat, so gibt es doch noch heute eine ganze Anzahl schmucker Höfe, die das Stadtbild Wanne=Eickels zieren. Wir, die wir täglich an diesen alten Bauernhöfen vorbeikommen, achten kaum ihre Eigenart, die für unser Landschaftsbild so charakteristisch ist. Für den Fremden jedoch ist es ein Erleben, hier rauchende Schlote und Fördertürme neben alten Bauernhäusern in friedlicher Eintracht beieinander zu sehen. Welch' schönes Bild genießt man, wenn man im Stadtteil Eicke! die schmucken Bauernhöfe mit den im Hintergrunde liegenden Zechenanlagen betrachten kann oder wenn man den idyllisch gelegenen Schulteschen Hof mit den dahinter grüßenden Zechenanlagen von Shamrock sieht.
Erfreulicherweise haben die meisten Besitzer der alten Wanne=Eickeler Bauernhöfe großen Wert auf Sauberkeit und Schönheit ihrer Besitzungen gelegt, so dass man in sehr vielen Fällen von regelrechten Schmuckkästen sprechen kann. Ein Besuch in einen der Bauernhöfe lässt bald vergessen, dass man sich mitten im „Kohlenpott" befindet. Man fühlt sich bald in die Zeit des 17. und 18. Jahrhunderts hineinversetzt, in der noch in Eickel der Gänse= und in Crange und Bickern der Schweinehirt das Feld beherrschten, in der noch der Ackersmann unbehelligt mit seinem Pflug über das Land schritt, in der Friede und Ruhe auf den Boden des jetzt so belebten Wanne=Eickel herrschte. Dann aber kam gegen Ende des vorigen Jahrhunderts der industrielle Aufschwung, der manchem unserer alten Bauernhöfe den Untergang brachte. Wie mancher trauliche Winkel ist verschwunden, wie mancher einst stolze Bauernhof wurde dem Erdboden gleichgemacht. Aus ehemals stattlichen Gebäuden wurden gar Plätze, auf denen man heute Lumpen und altes Gerümpel findet.
Zu einem Stück Geschichte dieser Bauernhöfe sind die alten Inschriften der Scheunentore geworden, die gewissermaßen die Visitenkarten der Gebäude abgaben. Wir haben uns bemüht, eine Reihe solcher Inschriften aus allen Stadtteilen festzustellen... Oftmals war es nicht leicht, auf den durch Witterungseinflüsse vergilbten und verwitterten Balken alles richtig zu entziffern. Immerhin gelang es uns, unseren Lesern eine Anzahl von Sprüchen, die charakteristisch für die Erbauer der Höfe sind, nachstehend bekanntgeben zu können. Fast alle Sprüche lassen die christlich=religiöse Denkart unserer Altvordern erkennen.
Im Eickeler Volkshaus, in Holsterhausen und auch in Röhlinghausen gibt es noch eine Reihe Sprüche, die man allerdings kaum mehr entziffern kann. An zahlreichen Gebänden waren auch die Balken derart schlecht, dass sie erneuert werden mussten, wobei dann vielfach die Inschrift des Hauses verloren gegangen ist.
Jedenfalls dürfte diese Zusammenstellung der alten Inschriften an den hiesigen, noch erhaltenen Bauernhöfen besonders für diejenigen, die sich für Heimatkunde interessieren, von besonderem Interesse sein und überhaupt dazu beitragen, die Liebe zur engeren Heimat zu fördern und zu pflegen.



Strathmanns-Hof-Dielenbalke.jpg

Volkshaus Röhlinghausen
(früher Strathmann=Hof).
Anno 1812
Joh. Wilh. König genannt Strathmann, Maria Sibil Lahhmann. E. L., T.
M. I. D. R. Probst im Wilhelm F. B. d. 7. April.
Schütz uns hinfort bei Feuersglut, bewahre Leib und
Leben, sei Rat und Tat, gib guten Mut, wenn in Gefahr wir schweben. Je größer oftmals wird die Not, je näher seist Du uns, o Gott, lösch aus was sonst und brannt.
Joh. Diedr. Strathmann, Anna Clara Brunstein.
Laß uns kein mehres Feuer erwecken, laß uns bei Nacht- und Tageszeit nicht ohne Not erschrecken. Wach über uns in Gnad und Gunst, sonst wacht der Wächter gar umsonst.

Brennholdt=Hof— Gelsenkirchenerstraße
(Besitztum Zeche Pluto):
Juni 1808
Es' kommt alles von Gott, Glück und Unglück, Armut und Reichtum.
Grawenhoffs=Kotten— Plutostraße.
Wer ein- und ausgeht durch die Thür, der muß bedenken für und für, daß unser Heiland Jesus Christ die rechte Thür zum Himmel ist.
Heinrich Beisemann— Maria Dortelmann. Eheleute, 1872

Schultes Hof in der Landgrafenstraße.
Wo der Herr nicht das Haus bauet, so arbeiten umsonst die daran bauen.
Wo der Herr nicht die Stadt behütet, so wachet der Wächter umsonst.
21. 7. 1722 Dörnemann, Anna Maria Langebeckmann.

Der Sassenhoff'sche Kotten in Holsterhausen.
Es ist genug zu deinem Leben, Wer Wasser und Brot, Kleider und Haus hat, damit er seine Notdurft decken kann.
Fried und Gesundheit, Kraft gedeihn, zu unserem Handeln Gott giebst du.
Anno 1845
Heinrich Sassenhoff, Maria Hangohr.

Der Schlenkhoff=Kotten in Holsterhausen.
1839, Joh. Engelb. Blanke, Cath. Maria Becker.
Wer aus- und eingeht durch die Thür, der soll gedenken für und für, daß unser Heiland Jesus Christ, die rechte Thür zum Himmel ist.
Die Wege des Herrn sind eitel gut und wahrhaft denen, die seinen Bund halten.

Mehrere Kotten an der Cranger Dorfstraße.
Brockhoff: Forchte Gott und Halte seine Gebote. Und an Gettes Segen ist alles gelegen.
Anno 1716.

Gottes Furcht und Weisheitsgaben, wollen dieses Haus bewahren.
Wilhelm Schulte 1784.

Glück aus, Glück ein, die Tür muß offen sein.
Johann Schulte 1784.

Nicht wenn ich mit vielen bete, find ich bei Gott Gehör, nein ist mein Wunsch gerecht und gut, so ist gewiß, daß Gott ihn tut.
Dirich Beisemann 1784.

Der Bönninghaus=Hof in Eickel.
Geh Deine Zukunft froh entgegen und bau Dein Glück auf Redlichkeit, dein längstes Leben sei nur Segen. Dein Trost sei nur Zufriedenheit.
Heinrich Bönninghaus und Anna Maria Weinberg.
Der Balke'sche Hof in Eickel.
Abbrechen und Aufbauen hat seine Zeit. Soll Dir vorm Tode nicht grauen, bau für die Ewigkeit.
Balke, 21. Juni 1796.

Der Funkeshof in Röhlinghausen.
Uns trieb die große Not, dies Haus allhier zu bauen.
0 Got. Du großer Got mit Gnaden anzuschauen.
Kasber Vollmer und Maria Maderhoff, Eheleute 1736.

Der Brunkhorstkotten in Wanne.
Wir wissen aber, so unser irdisch Haus dieser Hütte zerbrochen wird, daß wir einen Bau haben von Gott erbaut, ein Haus nicht mit Händen gemacht, das ewig im Himmel ist.

Der Wilhelmshof in Wanne.
Bewahre Vater unsere Saten und unsere Häuser, Hab und Gut. bewahre uns vor Missetaten, vor Wollust und Uebermut, weil sonst im reichsten Ueberfluß, wie die Sele doch verderben muß.
Anno 1827.

Alter Kotten im Moskampweg Wanne. Wohl dem, der den Herrn fürchtet, der große Lust hat zu seinen Geboten, des Same wird gewaltig sein auf Erden. Das Geschlecht der Frommen wird gesegnet sein. Reichtum und die Fülle wird in ihrem Hause sein und ihre Gerechtigkeit bleibet ewiglich
Bernd Rusche und Anna Maria Braukhof, Eheleute 1747.

Der Scharpwinkel=Kotten in Holsterhausen.
Wohl dem der den Herrn fürchtet, der große Lust hat an seinen Geboten
Reichtum und die Fülle wird in seinem Hause sein.
W. Scharpwinkel gen. Abendroth. 15. 10. 1846.

Hetkamps=Kotten in Holsterhausen.
Ich fahre ein oder aus. Gott segne unser Keller und dies Haus. An Gottes Segen ist alles gelegen.
Jan. Heinr. Hetkamp, Anna Catharina Fitinghoff gen. Hetkamp.
Anno 1744.

Laarmanns=Hof an der Stöckstraße.
Unseren Ausgang segne Gott, unseren Eingang gleichermaßen.
Johann Heinrich Darfe, Annamaria Stratmann. 1789.
Gott behüte dieses Haus und alle Narung die hier gehet ein und aus.

Gosewinkels=Hof an der Lothringerstraße.
Salomon saget: Durch Weisheit wird ein Haus gebaut und durch Verstand erhalten. Sprüchwörter Salomonis 34 V. 3.
Joh. Engelbert Möller v. Bickern, Anna Gerthrud v. Eckel
haben dies Haus lassen bauen. Anno 1773.

Inschrift am alten Eickeler Pfarrhaus.
(1752 wurde der Bau beschlossen und 1764 aufgerichtet)
„Hier sammelt man die reifen Früchte
Und sondert Waizen von der Spreu;
Dort an dem großen Weltgerichte
Wird offenbar was jeder sei:
Wohl dem, der diesem denkei nach.‘
Wie er das Leben haben mag.“
Anno 1764 M. B. W., den 10. Oct.

Die 1886 errichtete Pfarrscheune
verzeichnete folgende Inschrift:
„Als Denkmal schöner Eintracht ehrend die Gemeinde
Steht dieser Bau, mit deiner Gnadenhand
Schützt ihn, Herr, auf ferne Zeiten, und uns vereine,
Zu jedem guten Werk, stets deiner Liebe Band.—“
Aus freiwilligen Beiträgen der Gemeinde erbaut 1836 M. H. V. D.—
H.

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Anmerkungen