Harry Linka

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel

Harry Linka (geboren 15. Oktober 1930, gestorben am 29. Mai 2017 in Siegen-Eiserfeld) war ein deutscher Fußballspieler.

Harry Linka und Hans Tilkowski 2012 beim 100jährigen des SV Sodingen.

Friedhelm Wessel [1]

Ein sehr agiler Außenstürmer: Harry Linka

In der guten alten Oberliga haute er so manchen renommierten Torhüter die Hütte voll: Harry Linka, der seit Jahrzehnten in Marl lebt. Im Herbst 2012, als der SV Sodingen das Fest aus Anlass des 100-jährigen Bestehens feierte, war auch Harry Linka eingeladen. Und er traf dort nicht nur seine ehemaligen grünweißen Mannschaftskameraden wie Alfred Schmidt, Horst Wenker und Franz Wächter, sondern auch den ehemaligen Weltklassetorhüter Hans Tilkowski (Westfalia Herne/Borussia Dortmund), dem er in einer Begegnung, da kickte Harry Linka aber bereits für den benachbarten Vfl Bochum, in einem Spiel zweimal überwand.

„Hans, weißt du noch damals im alten Stadion an der Castroper Straße“. Der Keeper, der durch das 1966 Wembleytor zu Weltruhm gelangte, konnte da nur schmunzeln. An diesem Abend, bei diesem Kickertreffen in Sodingen, hatten sich der legendäre Torhüter und der torgefährliche Stürmer einiges zu erzählen.

Ab 1951 kickte Harry Linka für die Mannschaft vom Stimberg. „Wir waren eine echte Zechenmannschaft, denn fast alle Spieler malochten damals auf dem Bergwerk Ewald-Fortsetzung,“ erzählt Linka. Im Januar 1952 war das Team um die Revier-Spielerlegende Julius Ludorf bei der Mannschaft von Rot-Weiß Essen zu Gast. Diese Oberligaderby sollte danach als „Petroleum-Spiel“ in die Fußballgeschichte eingehen. Das Revier trug an diesem Spieltag nämlich Weiß, eine dicke Schneedecke hüllte das Land und damit auch das Stadion an der Essener Hafenstraße ein. Absagen – keine Frage. Es wurde gespielt. Und Erkenschwicks Trainer – Ernst Kuzorra - hatte ein Idee. Er ließ die Schuhe seiner Schützlinge mit wasserabweisendem Petroleum einreiben. Dieser Trick half, denn bis zum Ende der ersten Hälfte lagen die Rotweißen mit 0:5 Toren zurück. Zweimal hatte Harry Linka (10. und 28. Minute) RWE-Keeper Heini Kwiatkowski (später BVB) bezwungen.

Ein Schmach für die Elf von der Hafenstraße. So versuchten Boss Helmut Rahn und sein Sturmkollege Kurt Zarro sogar in ihren wollenen Stutzen ihr Torglück, was aber vom Schiesdrichter untersagt wurde. Auch die Essener Mannschaft mit Kwiatkowski, Jahnel, Hinz, Göbel, Gottschalk, Wewers, Wientjes, Corneliessen, Termath, Zaro und Rahn präparierten beim Pausentee ihre Schuhe und schossen plötzlich wieder vor 12.000 Zuschauern Tore. Doch nicht genug, denn die Spielvereinigung mit der Elf Neisen, Netthöfel, Jenatschek, Smigelski, Pawellek, Silvers, Berger, Ludorf, Schumacher, Linka und Kitza gewannen mit 4:6 Toren. Boss Rahn war an diesem Tag nur einmal für seine Rotweißen erfolgreich.

Nach zwei Jahren verließ Harry Linka den Stimberg und schloss sich den Grünweißen in Sodingen an. Hier erinnert sich der schußgewaltige Kicker, den das „Sport-Magazin vom 16. Juni 1955“ wie folgt beschrieb: „Rechtsaußen Linka ist ein Ernst-Lehner-Typ. Er ist immer auf der Suche nach dem Ball. Führt er das Leder, so zieht er er sich gedanklich die kürzeste Linie in Richtung Torpfosten. Unwiderstehlich sein Antritt, unberechenbar seine Begegungen des Freistellens.“

Beim legendären dritten Herner Oberliga-Lokalderby (von insgesamt 14), war Linka ebenfalls erfolgreich. Auch hier bezwang der 1930 geborene Fußballer wieder einmal Westfalia-Torhüter Hans Tilkowski. Es sollte nicht seine letzten Tore gegen den späteren Nationalhüter sein. In seiner Sodinger Zeit überwand Linka ihn noch zweimal. Für die Grünweißen absolvierte Harry Linka, den ein Jochbeinbruch 1954, als er schon in Herbergers Notizbuch stand, zu einer längeren Pause zwang, insgesamt 114 Spiele in denen er 20 Tore schoss.

1958 wechselte Linka zum aufstrebenden Nachbarn VfL Bochum. Hier gehörte er sofort zu den Stammspielern. Der VfL hatte den schussgewaltigen Außenstürmer aber auch mit einem „Arbeitsplatz“ an die Castroper Straße gelockt. Neben Harry Linka waren seine Teamkollegen Harry Fechner, Erich Schiller, Werner Balte und Herbert Bunzendahl nun auch Angestellte einer bekannten Bank in Bochum. Sie verstärkten teilweise weit bis in die 80er-Jahre auch die Betriebsmannschaft der Westfalenbank.

Im April 1961 standen sich im Stadion an der Castroper Straße die Mannschaften des VfL Bochum und Westfalia Herne gegenüber. Auch hier konnte Harry Linka den späteren Nationalhüter Hans Tilkowski, der in dieser Zeit wohl auch schon mit einem Wechsel nach Bochum liebäugelte, später aber nach Dortmund wechselte, bezwingen. „Der Wechsel von Til zum VfL ist damals leider aus unerfindlichen Gründen gescheitert,“ erinnert sich Linka, der in diesem Jahr seine aktive Oberliga-Karriere beendete.

Linka, der einst pfeilschnellen Stürmer, hat sich inzwischen zu einem Geschichtenerzähler entwickelt. So erzählt er gerne die Geschichte von seinen Toren, die er einst für die Spielvereinigung am Stimberg in Erkenschwick schoss. „Unser damaliger Trainer Ernst Kuzorra hatte mir nämlich versprochen, ich bekäme für jedes Tor, das ich schieße, ein Schwein. Und ich war erfolgreich, traf 43mal das gegnerische Tor. Die versprochenen Schweine landeten nun zum Teil bei der großen Verwandtschaft und den Rest habe ich gegen ein Auto getauscht“, berichtete Linka, der Kicker, der einst zwei Testspiele für die Nationalmannschaft bestritt, mit einem vielsagenden Schmunzeln im Gesicht.

Harry Linka (87) starb am 29. Mai in Siegen, wo er auch am 9. Juni auf dem Hermelsbacher Friedhof beerdigt wurde. [2]

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Quellen

  1. Dieser Text wurde von Friedhelm Wessel zur Verfügung gestellt. Der Text darf nicht ohne Genehmigung verändert oder weitergegeben werden.
  2. Ein Artikel von Friedhelm Wessel