Unser-Fritz-Straße erzählt viel über die Ortsteilentwicklung (WAZ 29.08.2014)

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel

Die WAZ unternahm einen Spaziergang über die Unser-Fritz-Straße. An ihr lässt sich die Entwicklung des Stadtteils nachvollziehen.

Stadtteilreport WAZ 2014

Unser-Fritz-Straße erzählt viel über die Ortsteilentwicklung

Wanne-Eickel. 29.08.2014 Experte Roland Schönig half dabei, die Zeichen entlang des Weges zu deuten. Eine Erkenntnis: Das negative Image ist Geschichte, die Stimmung vor Ort ist positiv.

Ach, wenn Straßen doch Geschichten erzählen könnten - aber das tun sie doch. Man muss nur die Zeichen zu deuten wissen und einen „Übersetzer“ haben. Jemanden wie Roland Schönig. Die WAZ unternahm mit ihm einen Spaziergang über die Unser-Fritz-Straße. An ihr lässt sich die Entwicklung des Stadtteils nachvollziehen.

Ein Detail muss man vorausschicken: Die Unser-Fritz-Straße beginnt ja bereits an der Ecke zur Hauptstraße, doch in diesem Bereich zählt sie noch zum Stadtteil Wanne. Also führt uns der Weg zunächst in die Sackgasse direkt hinter der Autobahnbrücke. Wo jetzt der Weg in einem Wendehammer endet - und die Häuserzeile dort nicht zu den bevorzugten Gegenden zählt -, war die Unser-Fritz-Straße vor dem Bau der Autobahn und der Hammerschmidtstraße eine Durchgangsstraße mit einem Minizentrum: ein Friseur hatte dort seinen Salon, es gab einen Bäcker, und Lebensmittel kauften die Nachbarn bei Wischinski. Alles Vergangenheit.

Dies gilt ebenso für die ehemals hohe Gaststättendichte. Bussmann, Hagemann - die Schriftzüge an den stattlichen Häusern sind geblieben. „Bussmann hatte einen Saal, in dem Filme vorgeführt wurden“, erinnert sich Schönig, der sein Leben lang dem Stadtteil treu geblieben ist. Im Abschnitt zwischen Gahlenstraße und Emscherstraße befand sich früher das eigentliche Zentrum. Nach der Schließung der Apotheke sind nur noch der Schreibwarenladen von Frank Leschowski und der „Shop 2000“ übrig geblieben, die ein Minimum an Nahversorgung aufrecht erhalten.

In Zukunft bevorzugte Wohngegend

Geht man weiter Richtung Westen, fällt etwas auf: Auf der linken Straßenseite stehen eher einfache Mietshäuser, rechts repräsentative Gebäude. „Auf der Südseite wohnte das arbeitende Volk, auf der Nordseite die Beamten der Zeche“, erläutert Schönig die besondere Art der Teilung. In einem der stattlichen Gebäude war zu Zeiten der Zeche das Büro für Bergmannsangelegenheiten untergebracht. Wer einen Krankenschein hatte, gab ihn dort ab. Und dort, wo heute der Kasinoverein sein Domizil hat, residierte in früheren Jahren der Direktor der Zechen-Kokerei.

Historie kann man auch auf der Südseite betrachten. So grüßt schon von Weitem der Malakowturm. Einsam ragt er in den Himmel hinein. Eine Nutzung für das denkmalgeschützte Gebäude steht in den Sternen, in Zukunft wird er von den Logistikhallen des Unternehmens Nordfrost eingerahmt.

Wer - wie Roland Schönig - die Entwicklung des Stadtteils über Jahre hinweg beobachtet und begleitet, stellt eine Veränderung fest. Eine Veränderung zum Guten. „Der Stadtteil drohte abzurutschen, das Image war schlecht“, so Schönig. Mit dem Stadtteilprojekt Bickern/Unser Fritz fand er wieder in die richtige Spur - was man an der Unser-Fritz-Straße sehen kann. Sie ist heller geworden. Warum? Weil nach der Privatisierung ein guter Teil der Häuser renoviert wurde. „Jetzt ist die Stimmung positiv“, berichtet Schönig.

Unser Fritz, so seine Vorhersage, werde einmal ein bevorzugtes Wohngebiet werden. Was auch unter anderem daran liege, dass die Naherholung zu Fuß zu erreichen ist. Stimmt: Wer von der Unser-Fritz-Straße nach Norden abbiegt, kommt in wenigen Sekunden zum Rhein-Herne-Kanal. Dort wird am Wochenende groß gefeiert...

Tobias Bolsmann

Unser-Fritz-Straße erzählt viel über die Ortsteilentwicklung [1]

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