Sigismund von Strünkede (1704-1749)

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel
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Autor Andreas Janik
Erscheinungsdatum 2002/2015
Sigismund von Strünkede, Vollplastische Ausführung in Sandstein von Johann Mauritz Gröninger (1707) von dem Grabmonument seines Vaters im Märkischen Museum Witten. Bild: Andreas Janik
Öl auf Leinwand. 82 x 64 cm. Unbekannter Künstler.
Portrait einer stehenden links gewandten, den Betrachter anschauenden männlichen Person.
Rechts hinter dem Rücken Bäume, links dominierend eine idealisierte Burg.
Die männliche Person trägt eine Stutz-Perücke, noch ohne typisch Preußischen Zopf (nach 1718), mit drei Seitenlocken (nach 1730) und eine preußische Kürassier-Uniform mit vier mal zwei goldenen Knöpfen (vor 1740). Halsbinde als Rangabzeichen (hier Weiß = Offizier). Der auf dem Kürassier aufliegende Orden zeigt den Johanniterorden der Balley Brandenburg (vor 1812)
Bezeichnung: Sigismund Baron de Strunkede, Lieutnant, aetatis .....(unleserl.).
Das Gemälde stammt aus dem Besitz der Familie v. Quadt-Wickrath-Hüchtenbruch.

Sigismund von Strünkede wurde am 18. Juli 1704 auf Haus Dorneburg im Eickel als 13. Kind des Freiherrn Conrad v. Strünkede und seiner zweiten Gemahlin der Freifrau[1] Elisabeth Sophia v. Schwerin zu Altenlandsberg geboren.
Bereits mit knapp drei Jahren wird er Halb-Waise, wächst in Dorneburg und den anderen Herrenhäusern seiner verwitweten Mutter auf; geht vermutlich in Bochum und/oder Dortmund zur Schule und besucht seit 1716 zusammen mit seinem Leibdiener, dem späteren geh. Kanzleiverwalter zu Kleve Engelbronner, die Universität Duisburg, wo er vermutlich traditionell die Jurisprudenz hört und schlägt, wie viele der nachgeborenen adeligen Knaben, eine Militärkarriere ein.
Im preußischen Diensten wird er es als Offizier bis zum Leutnant der Infanterie bringen.
Durch seine Verwandtschaft mit hohen Würdenträgern des preußischen Staates für den Kommandeursrang in Lietzen und Wetterstein vorgesehen, wird er am 16. August 1731 in Sonnenburg, dem Sitz des Johanniterordens der Balley Brandenburg, zum Ritter geschlagen.
Nach dem Tode seiner Mutter Elisabeth (1736) und den schon abzeichnenden Bankrott des Hauses Dorneburg findet er in seiner Cousine (seiner Mutters Großgroßnichte[2]), der verwitweten Freifrau v. Gräventitz[3], geborene Charlotta Wilhelmine Freiin von Heiden zu Krudenburg, eine treue Partnerin und solvente Partie.
Am 15. Januar 1739 wird zu Krudenburg der Ehevertrag geschlossen:

"Sigismund Freiherr von Strünkede zu Landfort, Johanniterritter und klev.-märk. Geh. Regierungsrat, Sohn des † Freiherrn Konrad von Strünkede zu Dorneburg und Eickel, kgl. preuß. Drosts und Geh. klev.-märk. Regierungsrat, und dessen Frau Elisabeth Gräfin von Schwerin, und Charlotta Wilhelmine, verwitwete von Grevenitz, Frau zu Krudenburg und Bruch, Tochter des † Friedrich Adolf Freiherrn von Heiden zu Krudenburg und Bruch, kgl. preuß. Kammerherrn, und dessen Frau Charlotta Sophie, Freiin von Eller, schließen einen Ehevertrag. Der Tochter der Braut, Louisa Christina Friederika, bleibt ihr väterliches Vermögen und was ihr von ihrem Großvater zugefallen ist, erhalten. Aus den Lehen Honepel, Niedermörmter und Mörmter sollen der Mutter, bis das Kind sechs Jahre alt ist, jährlich 200 Reichstaler gezahlt werden. Der Bräutigam bringt sein Vermögen ein und gibt seiner Braut 2000 Reichstaler als Morgengabe. Die Braut bringt die Hälfte ihrer jetzigen Güter mit."[4]

Gut elf Monate nach der Hochzeit am 4. Dezember 1739 kommt ihr erster Sohn Johann Conrad Friedrich auf Haus Krudenburg zur Welt.[5]
Wieder 14 Monate danach erblickt Sophie Charlotte Louise Henriette am 2. Februar 1741 das Licht der Welt. Wir haben mit ihr die nachmalige Besitzerin der Herrschaft Strünkede und Ehefrau des Frhr. v. Pallandt vor uns.
Krudenburg jedoch wird am 12. Mai 1741 auf den Freiherrn Sigismund belehnt:

(Kleve) Friedrich, König in Preußen, belehnt auf Bitten der Charlotte Wilhelmine Freiin von Heiden, Ehefrau von Strünkede, die am 10. November 1728 belehnt wird, deren Ehemann, den klev.-märk. Geh. Regierungsrat Sigismund Freiherrn von Strünkede zu Händen seines Bevollmächtigten, des Kommissionssekretärs Georg Heinrich Sethe mit dem Haus Krudenburg, der dortigen Wassermühle an der Lippe, den Höfen zu Drevenacker und Drawinkel, der Fischerei auf der Lippe von Schernbeck bis an die Lippbrücke vor Wesel, dem Haus zum Berge im Krsp. Hünxe mit den davor gelegenen Höfen Stenhardt und Ickenberg, dem Wildbann von allen Gütern, mit denen der Vater des verstorbenen Gossen Stecke belehnt war, dem Hof zu Voorst im Ksp. Hünxe und dem Schafzehnt im Ksp. Hünxe. Die Lehen werden mit 15 Goldgulden verhandgelt. Zeugen: u.a. als erster: Johann Konrad Freiherr von und zu Strünkede, Wirkl. Geh. Etats- und Kriegsminister und Regierungspräsident.[6]

Am 11. November 1741 findet in Kleve die Aufschwörung für die Herrschaft Krudenburg durch den Freiherrn von Syberg zu Vörde und den Freiherrn von der Recke[7] statt.
Auch in Herne wird Sigismund präsent. Als erbberechtigtes Familienmitglied[8] erscheint der Herr v. Krudenburg:

"1742 den 11. Januarii ist der [Johann Conrad] Freiherr von Strünkede Excellenz zu Cleve nachmittags um 3 Uhr verstorben und den 30. Januar von Cleve hierher gebracht, den 31. aber des Abends um 6 Uhr von Strünkede hierhin in die Begräbniß-Capelle geführet, [...] in der ersten Kutsche saßen der Herr Baron Ludwig von Strünkede, unser hiesiger nachfolgender Gerichtsherr, der Herr von Crudenburg, der Herr von Gartrop[9] und der Herr von Reck zu Kreidemühl[10] ; [...] Er wurde geläutet, so lange biß die Leiche von Strünkede hierher gelangt und hernach, da sie wieder wegfuhren."[11]

Am 3. April 1742 werden auf Haus Krudenburg Zwillinge geboren, Ludwig Friedrich SIGISMUND Karl von Strünkede und Ludwig Sigismund Conrad. Ersterer wird als eigentlicher Erbe der Strünkeder Herrschaft, wegen seiner katholischen Vermählung diese seiner Schwester abtreten müssen und auch die Krudenburg verlieren. Er stirbt am 4. Juni 1812 in Haldern bei Rees am Niederrhein, sein Bruder schon um 1786.
Am 14. Juli 1743, wird Marianna Florentine Amalia Caroline Wilhelmine geboren. Wie viele der adeligen Töchter geht sie zuerst in das weltliche Damenstift Fröndenberg. Dieses relativ offene Stift dient wohl auch als Heiratsmarkt. Sie wird 1782 den 48-jährigen Christian Adolph Gisbert v. Vaerst auf Westhemmerde heiraten, katholisch werden und daher die Erbansprüche an Strünkede verlieren.
Zwei weitere Kinder werden geboren, versterben aber im Säuglingalter.
Sigismund könnte nun als Herr über Hünxe und Krudenburg seine Lorbeeren ernten, wenn nicht der Stern des Hauses sinken würde. Er selber lebt nicht gerade seinen Umständen entsprechend und aus vielen seiner Anordnungen und Maßnahmen ist zu entnehmen, das er viel Geld braucht[12]. Geldmangel ist an der Tagesordnung und um an flüssige Mittel zu kommen ist jedes Mittel recht.
Am 9. Februar 1747 bekommt er von seinen Bauern in Hünxe ein Stück Land übergeben. Seinen Anspruch daran muss er zuvor in einem Prozeß eingeklagt haben, da der Gläubiger ursprünglich nicht Sigismund, sondern nur der Gutsverwalter gewesen ist.[13]
Im Jahr darauf, am 8. Juli 1748, werden die ersten Teile der Herrschaft an den einige Kilometer von Krudenburg wohnenden Schwager verkauft.
 :"Sigismund Freiherr von Strünkede, Ritter des Johanniterordens, und seine Frau Charlotta Wilhelmine geb. Freifräulein von Heiden, Herr und Frau von Krudenburg, Hünxe, Bruch, Landfort und Sonsbruch, verkaufen dem Wilhelm Albrecht Freiherrn von Quadt und Hüchtenbruck und dessen Ehefrau Hermine Charlotte geb. Freifräulein von Heiden, Herr und Frau zu Gartrop, Rodelöw, Gahlen, Bühl, Meiderich und Hagen für 60 klve. Stübern in Reichstaler den Bühler Zehnt".[14]

Zu den adeligen Pflichten gehört die Aufschwörung. Die adelige Abstammung ist für viele Ämter verpflichtend. Als Zeuge und Bürge mussen ebenso adelige Herren erscheinen wie 16 oder gar 32 adelige Vorfahren. An einer dieser Aufschwörungen nimmt auch Sigismund von Strünkede im Jahr vor seinem Tode teil. Am 9. November 1748 wird Charlotte Freifräulein Quadt v. Hüchtenbruch zu Gartrop durch die Freiherren v. Syberg zu Vörde und von Strünckede zu Krudenburg beim Damenstift Oberndorf aufgeschworen. Bei dieser Gelegenheit siegelt er mit seinem persönlichen Wappen.[15]

"Anno 1749 d. 11tem September war der Höchstbetrüblicher Tag an welchem ihre Hochwürdig = Hochwohlgeboren gnad. Herr Sigismund Freyh. von Strünkede, Gerichts Hr. zu Crudenburg und Hünxe, Herr von Brach Zonsbruch und Landforth. Des Weltberühmten Johaniter Ordens auf Malta geschlagenen und auf der Commenderey Lietzen und Wittersheim expetioirten Ritters der Königl. Majestät in Preußen Hochvereherter Clev. und Märckischer Geheim und Regierungs Rath, Unser H[iesiger] Patron, morgens um halb 4 Uhr auf dem Hochlöbl. Hauße Strünkede, nicht ohne große Leiden der Hochbetrübten Frau Wilhelmine, Kinder, Verwandten und allen geteuen Dinern und Unterthanen des Hochgerühmten und seelig im Frieden entschlafenen und die Zeit mit dem Einigkeit [hat eingetauscht]. Der entseelten Körper wurde den 12ten ejusdem von Strünkede nach Crudenburg geführet, und itzo 20ten ejusdem Abends um 9 Uhr mit allen Höchsten Ceremonien nach Hünxe in das Erbbegräbniß zur Ruhe gebracht. Ehe aber solcher geschehen haben ich auf Order der gnad. Frau, diesem meinem gnad. Hr. in der Schloß Kirche allhier unter einer großen Menge Volks, zu seinem Nachrufe im Stand oder am 21sten darauf aber eine ordentliche Leichenpredigt gehalten aus Prov. XI Ps.8. Die Kirchen Tafel war mit schwarzem Laken behangen á 7 Ellen.

Seine Tage hat er gebraucht auf 45 Jahre und 8 Monate. In der Ehe aber hat er zu gebracht 10 Jahre und 7 Monaten. "[16]

Wie bereits 1603 sein Ahn Jobst v. Strünkede seiner Frau Hendrika v. Hatzfeld, hinterläßt er eine schwanger Ehefrau. Am 10. Mai 1750 wird auf Krudenburg Caroline Amalia Sophia Louise v. Strünkede geboren. Sie stirbt bereits am 18. Dezember 1767.
In seinem Testament erscheint ein Legats von 600 Reichstalern für die reformierte Kirche in Strünkede und Herne, 200 Rtl. für den ref. Schulmeister und Organisten, für das Andenken an seine kgl. Majestät 100 Rtl. 200 Rtl für Josina von und zu Strünkede "mit den obigen Legat zusammen ein Tausendt siebenhundertzwanzig Thaler[17]
Seine Witwe erbt die Besitzungen und heiratet den reformierten Prediger des Hauses Krudenburg Johann Viëtor. Dieser wird Kriegs- und kgl. Domänenrat und lebt bis 1783. Die Freifrau von Heiden verstirbt hochbetagt am 27. November 1782 auf Haus Krudenburg und wird neben Sigismund am 5. Dezember 1782 in Hünxe beigesetzt.
Erbe der Herrschaft wird Ludwig Sigismund Karl v. Strünkede. Er verkauft 1797 die zusammengeschrumpfte Herrschaft für 50.000 Reichstaler an den Grafen v. Quadt.


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Quellen

  1. Ihr Vater wird 1700 zum Reichsgrafen erhöht. Seit dieser Zeit nennt sie sich Gräfin.
  2. Ihre Tante heiratet Johann Sigismund v. Heiden (sein vermutl. Taufpate). Der Sohn heiratet nachfolgend eine v. Eller und deren Tochter ist die Braut.
  3. von Grävenitz, August Friedrich, kgl. Pr. Oberstleutnant * 1677, † 31.12.1737 (KB Drevenack 177/1 S.302)
  4. Kohl, Wilhelm: Urkunden des Archivs von Schloß Gartrop. Köln 1980, Nr.617 S.166
  5. † April 1757
  6. Vgl. Kohl, Wilhelm: Kohl, Wilhelm: Urkunden des Archivs von Schloß Gartrop. Köln 1980, Nr.624 S.168
  7. Fahne, Anton; Denkmale und Ahnentafeln in Rheinland und Westfalen, Bd.III; Aufschwörung der Ritterschaft des Herzogtums Cleve, 1879; S.122
  8. Aufgrund des Testaments Johann Conrad v. Strünkede erben nur ritterlich verheiratete und reformierte Nachkommen die Herrschaft Strünkede.
  9. Ludwig Alexander Roelman Quad v. Wickrath (Cousin)
  10. Johann Bertram v. d Reck zur Horst (Cousin)
  11. Auszug aus dem Kirchenbuch Ev. Gemeinde Herne, Band II, Gestorbene S. 174
  12. Vgl. Benninghoff, Alfred. Chronik des Hauses Crudenburg. S.44
  13. Kohl, Gartrop. Kohl, Wilhelm: Urkunden des Archivs von Schloß Gartrop. Köln 1980, Nr. 636 S.171.
  14. Kohl, Kohl, Wilhelm: Urkunden des Archivs von Schloß Gartrop. Köln 1980, Nr. 638 S.171 f.
  15. Fahne zu Roland, A.: Denkmale und Ahnentafeln in Rheinland und Westphalen. IV Band 1. Aufschwörungen des Damenstifts Oberndorf (b. Wesel). S.93
  16. Historischer Arbeitskreis Wesel: Mitteilungen aus dem Schlossarchiv Diersfordt und vom Niederrhein, Beiheft XXI, Kleinholz, Hermann: Das Kirchenbuch der ref. Gemeinde Krudenburg 1744-1823, S. 7127
  17. Kirchenbuch der ref. Gemeinde Strünkede