Rosenstraße 1

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel
Rosenstraße 1 †
Rosenstraße 1 - 1934.jpg
Erbaut: 1714
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Letzte Änderung: 13.01.2023
Geändert von: Andreas Janik

Das Wohnhaus Rosenstraße 1 war eines der ältesten Wohnhaus Alt-Hernes. Es stand ungefähr am Eingang des Hauses Sodinger Straße 2a.

Rosenstraße1-Inschrift.jpg
HERR LASSE DIESES HAVS ZV MEINEM SEGEN SEIEN VND MEINE KINDESKIND AVF DEINEN WEGEN GEHEN.
MEIN ALTES HAVS LEGT ICH NACH GOTTES WILLEN NIEDER VND BAUTE DIS NEV DVRCH GOTTES SEGEN WIEDER.
JOH. SIGISMVND FRY MARGARETA ALSTEDE EHELEVTE  1714 DEN 4. JVNII.


Wie aus dieser Balkeninschrift hervorgeht, war es 1714 erbaut worden. Zuvor hatte dort ein älteres gestanden, welches abgetragen und neu errichtet wurde. Erbauer waren die Eheleute Johann Sigismund Fry und Margareta Alstede.

"Von diesen ist nachzuweisen, daß sie beide etwa 1668 geboren waren, im Jahre 1693 heirateten und eine wichtige wirtschaftliche Funktion im alten Dorf ausübten. Johann Sigismund Fry (auch Frie geschrieben) war nämlich „Kaufhändler". Er hatte also ein Geschäft, in dem die Dorfbewohner und wahrscheinlich auch die Bauern und Kötter des Kirchspiels, besonders wenn sie sonntags zur Kirche kamen, einkauften, was sie benötigten und nicht selbst erzeugten. Solche Geschäfte, die meist neben Lebensmittel allerlei Gegenstände der Hauswirtschaft führen, gibt es auch heute noch in kleinen Kirchdörfern auf dem Lande.

Welche Bedeutung Joh. Sigismund Fry hatte, geht daraus hervor, daß das Haus Strünkede ihm 1720 500 Reichstaler schuldete, worüber eine Obligation ausgestellt und wofür die Papiermühle (heute Mühle Widua im Ostbachtal) verpfändet wurde. Ob diese 500 Reichstaler ein vorgeschossenes Kapital oder eine dingliche Sicherung für an das Haus Strünkede gelieferte und nicht bezahlte Waren war, ist nicht ersichtlich. Es ist wohl im Strünkeder Hypothekenbuch vermerkt, daß die Erben Fry 200 Reichstaler zurückerhielten und später die ganze Schuld getilgt wurde.

Margareta Alstede war nach einer Eintragung im Herner Kirchenbuch katholisch und stammte daher nicht aus der Herner Küsterfamilie Alstede, sondern vielleicht aus der Sodinger Familie Schulte-Alstede. Sie starb 1730, worauf Joh. Sigismund Fry im Jahre 1731 die Clara Elisabeth Feldmann aus Dortmund heiratete, die 1740 starb, während Joh. Sigismund Fry 1733 das Zeitliche segnete. Seine Nachkommen gibt es unter dem Namen Frie noch heute in Herne.

Eine Enkelin des Joh. Sig. Fry, Anna Catharina Gertrud Frie, heiratete 1784 einen Christoph Schülp aus Castrop, weshalb das Haus später auch „Schülps Kott" hieß. Er erwarb den Grund 1786 für 61 Reichstaler von dem Grundherrn, dem Freiherrn von Strünkede, zu freiem Eigentum.

In zweiter Ehe heiratete er Maria Elisabeth Feldkühler aus Sodingen, die ihrerseits in zweiter Ehe Georg Heinrich A l t h o f f aus den Altenhöfen und in dritter Ehe Johann Schmidt aus Rosbach im Oberbergischen heiratete.

Das Ehepaar Schmidt übertrug 1822 das Besitzrecht auf einen Sohn aus der vorausgegangenen Ehe, den Maurer Heinrich Althoff, der es 1844 an den Winkelier Ludwig Cremer für 400 Taler verkaufte, wobei erwähnt wird, daß auf dem „zwischen der reformierten Schule (heute Kraft-Messing-Platz 8) und dem Hause des Polizeidieners Schulz gelegene Wohnhaus" eine Abgabe von einem Pfund Pfeffer und zwei Hühnern lastete, die jährlich um Martini an das zweite Pastorat in Herne zu entrichten war. Im Jahre 1870 wurde das Haus von dem Vorsteher Friedrich Cremer an den Böttcher Wilh. Hülsmann weiterverkauft, der neben dem Wohnhaus eine Böttcherwerkstatt besaß. Von diesem ging es später in den Besitz des Schreinen Iffland und dann an den jetzigen Eigentümer, die Ehefrau des Bergmanns Hermann Brandt, über."[1]

Der spätere erste Museums-Direktor des Emschertal-Museum Karl Brandt wuchs in diesem Hause auf.

Vor 1964 hatte das Äußere dieses Hauses mit finanzieller Unterstützung durch die Stadt noch einen neuen Anstrich erhalten, wobei u.a. die unlesbar gewordene Balkeninschrift erneuert worden ist.

Obwohl überlegt wurde, das Gebäude dem Emschertal Museum zur Nutzung zu übergeben, wurde es im Zuge des Ausbaus der Sodinger Straße abgetragen. Der Balken wurde in die Sammlung des Museums übernommen.


Siehe auch


Quellen und Anmerkungen

  1. Vgl.: 250 Jahre altes Fachwerkhaus überdauert alle Stürme. In: Herne - unsere Stadt - Juni 1964, S. 6.