Religiöse Betreuung von Migranten
Susanne Peters-Schildgen
1885 kam Domvikar Joseph Szotowski aus Pelplin in Westpreußen als erster polnischer Seelsorger nach Westfalen. Sein Gehalt wurde von den Kirchengemeinden gezahlt, in denen er seelsorgerisch tätig war. Ab 1889 unterstützte die Katholische Kirchengemeinde St. Marien in Eickel die Arbeit des Polenseelsorgers mit jährlich 300 Mark. Anfang 1900 gab es in nahezu allen katholischen Kirchengemeinden im Raum Herne polnische Gottesdienste, Andachten und Beichtgelegenheiten. Zusätzlich wurden Volksmissionen von ortsfremden Patres durchgeführt. Die Polenseelsorge in den Gemeinden ohne ansässigen Polenseelsorger übernahmen, je nach Dekanatszugehörigkeit der jeweiligen Gemeinde, in der Regel Redemptoristen- oder Franziskanerpatres aus den umliegenden Klöstern. Dass die geistliche Betreuung der ruhrpolnischen Bevölkerung dennoch unzureichend blieb, geht aus einer Reihe von Eingaben polnischer Katholiken der St.-Marien-Gemeinde in Eickel an den Gemeindepfarrer und den Bischof in Paderborn hervor, in denen die notwendige Verbesserung der Polenseelsorge angemahnt wird.
Die Katholische Kirchengemeinde St. Laurentius in Wanne bildete den religiösen Mittelpunkt der hauptsächlich von Polen und Masuren bewohnten Bergarbeiterkolonien in der Wilhelm- und Karlstraße. Am 01. Januar 1904 wurde dort ein sonntäglicher Gottesdienst in polnischer Sprache eingerichtet. Noch heute versammeln sich polnische Katholiken jeden vierten Sonntag im Monat in der Laurentiuskirche.
Den in Herne lebenden türkischen Moslems standen in den 1990er Jahren acht Moscheen zur Verfügung. 1977 entstand in der Hermannstraße die erste türkische Moschee auf Wanne-Eickeler Gebiet. Ein Jahr später verlegte der "Türkische Islamverein e. V." seinen seit 1971 existierenden Betsaal von der Dammstraße in die Bahnhofstraße. Die Zentral-Moschee (DITIB) dieses Vereins, seit 1993 in der Mont-Cenis-Straße untergebracht, diente nicht nur als Ort der Bewahrung islamischer Kultur und Religion, sondern auch als Begegnungsstätte für Christen und Moslems. 1995 errichtete der Verband der islamischen Kulturzentren seine vierte Moschee in der früheren Gastwirtschaft zum Volkspark an der Ringstraße in Sodingen.
Die in der Emigration befindlichen türkischen Moslems werden von Imamen - den Vorbetern und Priestern der islamischen Gemeinden - betreut, die die türkische Regierung entsendet. Während des islamischen Fastenmonats "Ramadan" reisen zusätzlich 400 Imame nach Deutschland, damit auch die kleineren Gemeinden Priester haben.
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Quellen
- ↑ Aus: Auf dem Weg ins Paradies? Wanderungsbewegungen im Ruhrgebiet am Beispiel Herne, Seiten 28 - 29