Licht- und Luftbad Herne (Tagesheilstätte)
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Ehemalige Tagesheilstätte mit Licht- und Luftbad in Herne-Constantin
Die ehemalige Tagesheilstätte mit Licht- und Luftbad in Herne-Constantin war eine kommunale Einrichtung der Stadt Herne zur Gesundheitsförderung von Kindern in der Zwischenkriegszeit.
Lage
Die Tagesheilstätte befand sich östlich der Wiescherstraße und nördlich der Hügelstraße in Herne, angrenzend an die Siedlung der Zeche Vereinigte Constantin der Große. Seine Lage in einem weit nach Bochum-Hiltrop ragenden Grenzschlauch war schon immer beklagt worden.
Entstehung
Im August des Jahres 1925 errichtet die Arbeiterwohlfahrt in Constantin ein Licht- und Luftbad als Tagesheilstätte, in der (lungen)erkrankte Personen (häufig Tuberkolose) für 6 bis 8 Wochen untergebracht werden. Zunächst besteht das zwischen 100 und 120 Meter über dem Meerspiegl liegende Licht- und Luftbad aus einer 30m langen und 9m breiten Liegehalle mit anschliessenden Brauseräumen. Im Jahr 1926 wurde in der Halle ein Speisesaal, eine Küche mit Nebenräumen, ein Arztzimmer, eine Garderobe und Toiletten gebaut. Zusätzlich wird eine weitere Liegehalle mit 35m Länge und 4m Breite errichtet.
Am 2. Februar 1926 berichtet der "Herner Anzeiger": "Das Licht- und Luftbad ist im August vorigen Jahres in Betrieb genommen worden und es haben dort 200 Kinder 8 Wochen lang Aufnahme gefunden. Es ist beabsichtigt, das Licht- und Luftbad in diesem Jahr von städtischen Gesundheitsamt zu übernehmen und es zu einer Tagesheilstätte für Lungenkranke auszubauen. Die Arbeiterwohlfahrt ist mit dieser Übernahme einverstanden."
Die Tagesheilstätte war jeweils in den Sommermonaten geöffnet und wird von 100-150 Personen jährlich besucht.
Nutzung
Die Tagesheilstätte war jeweils in den Sommermonaten geöffnet. Zwischen 100 und 150 Kinder konnten dort jährlich betreut werden. Ziel war es, durch frische Luft, Spiel und Bewegung im Freien die körperliche Konstitution der Kinder zu stärken.
Ausstattung
Die Anlage war U-förmig angelegt und umfasste:
- Planschbecken
- Liegehallen
- Spielplätze
- Aufenthaltsräume
Chronologie
1925
- 22. Juni:
Der Magistrat und die Finanzkommission der Stadt Herne bewilligen ein zinsloses Darlehen von 1.000 Mark an die Arbeiterwohlfahrt zur Errichtung eines Licht- und Luftbades für Kinder. Die Stadtverordnetenversammlung lehnt den Antrag ab und fordert ein städtisch getragenes Projekt.
- August:
Eröffnung des Licht- und Luftbades der AWO mit einer 30 m langen und 9 m breiten Liegehalle sowie Brauseräumen.
- 15. Dezember:
Der Wohlfahrtsausschuss beschließt den Bau einer Tagesheilstätte für Lungenkranke als Erweiterung des bestehenden Licht- und Luftbades.
1926
- 01. Februar:
Der Antrag der Arbeiterwohlfahrt auf einen Zuschuss von 4.000 Mark wird abgelehnt. Die Stadt übernimmt jedoch die Zinsen eines bestehenden Darlehens. Bereits 200 Kinder hatten 1925 das Bad genutzt. Absicht der Stadt zur Übernahme und zum Ausbau der Einrichtung zur Tagesheilstätte.
- 01. Juni:
Wiedereröffnung des gepachteten Licht- und Luftbades durch die Stadt Herne. Kurangebote für unterernährte und tuberkulosegefährdete Kinder im Alter von 6–14 Jahren.
- 14. Juni:
Die städtische Finanzkommission bewilligt Mittel für den Umbau zur Tagesheilstätte.
- 28. Juni:
Die Stadtverordnetenversammlung beschließt offiziell die Einrichtung einer Tagesheilstätte zur Bekämpfung der Lungentuberkulose. Es werden vorläufig 10.000 Mark bewilligt.
- 18. Oktober:
Die Stadt beschließt den Ankauf der Gebäude der Arbeiterwohlfahrt. Zahlung einer Abfindung von 500 Mark an die Internationale Arbeiterhilfe.
- 22. November:
Erwerb der Gebäude und Inventare der AWO durch die Stadt Herne zum Gesamtpreis von 20.000 Reichsmark.
1927
- 23. Mai:
Die Stadtverordnetenversammlung bewilligt 65.000 RM für einen Erweiterungsbau (Mittelbau und Seitenflügel (siehe Plan links)). Neubau enthält: Speisesaal, offene Liegehalle, Terrasse, Arzt- und Schwesternzimmer, Umkleide- und Brauseräume, Aufseherwohnung. Die Anlage erhält einen U-förmigen Grundriss.
Heinrich Knöll schrieb dazu in seinem Buch "Herne i.W. 19282:
5. Die Tagesheilstätte.
Zur Bekämpfung der Lungentuberkulose sind von den Landesversicherungsanstalten besondere Heilstätten errichtet worden. Jedoch sind die einlaufenden Anträge so zahlreich, daß die Kranken oft 4–8 Wochen warten müssen, bis sie einberufen werden. Deshalb haben die städtischen Körperschaften im Jahre 1926 beschlossen, das von der Arbeiterwohlfahrt e. V. im südöstlichsten Teil von Herne zwischen Wiescherstraße und Landwehrweg errichtete Licht- und Luftbad käuflich zu erwerben und zu einer Tagesheilstätte (Abb. 88, [siehe oben]) und einem Kindererholungsheim auszubauen. Auf dem Grundstück stand nur eine 30/9 m große offene Liegehalle mit anschließenden Brauseräumen, die von der Stadt noch im Jahre 1926 zur Liegehalle ausgebaut worden ist. Sie enthält einen Speisesaal, der gleichzeitig als Tagesraum benutzt wird, eine Küche mit Nebenräumen, ein Arztzimmer, Garderobe, sowie Aborte und Brausebäder. Gleichzeitig wurde eine Liegehalle von 35 m Länge und 4 m Breite errichtet. Diese Räume reichten aber für die große Belegung nicht mehr aus, weshalb anschließend an den 1926 in Benutzung genommenen Teil im Jahre 1927 mit der Errichtung eines Erweiterungsbaues bestehend aus Mittelbau und Seitenflügel, begonnen wurde. Der Gesamtbau erhält dann einen U-förmigen Grundriß.
Der westliche Teil mit offener Liegehalle wird Kinderstation. Außerdem stehen den Kindern ein Planschbecken, Liegewiese und Spielplätze zur Verfügung. Der Erweiterungsbau enthält die Räume für Erwachsene, einen Speisesaal von 24 m Länge und 6,5 m Breite, eine große offene Liegehalle, eine große Terrasse, einen Anrichteraum, je ein Arzt- und Schwesternzimmer, Garderobe, Auskleide- und Brauseräume, eine Wohnung für den Aufseher, sowie die erforderlichen Nebenräume. Die Kosten betragen einschließlich Erwerb des Grundstückes und der Baracke von der Arbeiterwohlfahrt insgesamt 110 000 Mk.“
- 24. Oktober:
Weitere 30.000 RM für Erdarbeiten bewilligt. Beschäftigung von 50–60 Arbeitslosen im Rahmen von Krisenfürsorgemaßnahmen vorgesehen.
- 11. November:
Erwerb eines Grundstücks von der ev. Kirchengemeinde zur Verbindung mit dem Gysenberger Wald.
1928–1930
- Fortlaufender Betrieb der Tagesheilstätte.
Regelmäßige Nutzung zur Betreuung und Behandlung tuberkulosegefährdeter Kinder.
1931
Erwerb des Grundstückes von der evgl. Gemeinde im Tauschverfahren[1]
1941
- Die Tagesheilstätte wird bei einem Luftangriff getroffen und brennt ab.
Nach 1945
- Das Licht- und Luftbad sowie die Tagesheilstätte werden nach dem Zweiten Weltkrieg nicht wieder aufgebaut und der Parkbereich aufgeforstet. Es sind heute keine Spuren aufzufinden.
Bedeutung
Die Tagesheilstätte mit Licht- und Luftbad war ein bedeutender Bestandteil der kommunalen Sozial- und Gesundheitsfürsorge in Herne. Sie ist ein frühes Beispiel für die Integration präventiv-medizinischer Maßnahmen in die städtische Kinderfürsorge.
Literatur und Quellen
- Stadtchronik Herne 1926 – Historischer Verein Herne/Wanne-Eickel
- Siedlung Constantin – Historischer Verein Herne/Wanne-Eickel