Landwehren in Herne

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel
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Landwehren — allgemein und für die Region Herne

Einleitung

Landwehren (auch Landgraben, Landhege) sind großräumige Grenz- und Schutzanlagen, die vor allem im Hoch- und Spätmittelalter als Umfriedung von Siedlungsgebieten oder Territorien angelegt wurden. Sie bestanden meist aus Gräben, Erdwällen und einem dichten Gehölzstreifen (Gebück) und dienten sowohl der Grenzmarkierung als auch dem Schutz gegen Räuber, Fehden und Beutegänge. [1].

Aufbau und Funktion

Landwehren kombinieren typischerweise mehrere Bauelemente: Graben/Wall-Systeme, dichte Hecken (Gebück) aus Hainbuche und dornigem Unterwuchs (Gedörn), Kontrollwege (Hählweg) sowie an Straßen sog. „Schläge“ mit Schlagbäumen oder Wachtürmen. Diese Konstruktion machte ein Überschreiten der Grenze schwierig und erlaubte gleichzeitige Kontrolle der Durchgänge und das Erheben von Wegzoll. Die Unterhaltung der Anlagen war langfristig angelegt und oblag meist der ortsansässigen Bevölkerung (Frondienst, „Hegen und Pflegen“). [2].


Verbreitung und historische Einordnung (insbesondere Westfalen)

Landwehren finden sich in weiten Teilen Mitteleuropas; in Westfalen lassen sich Anlagen überwiegend seit dem 13./14. Jahrhundert nachweisen. Sie entstanden dort als Reaktion auf zunehmende Adelsfehden und die Notwendigkeit lokaler Herrschaftsgrenzen, oft auch zur Abgrenzung von Herrschafts-, Gerichts- und Zollgebieten. Viele westfälische Landwehren sind heute als Bodendenkmale geschützt oder im Gelände als Wall-/Grabenreste erkennbar. [3][4].


Ökologie und Denkmalpflege

Nach Aufgabe ihrer ursprünglichen Funktion haben sich Landwehren oft zu wertvollen Biotopen entwickelt (Hecken, Gebüschzonen, Feuchtmulden). Viele Reste sind heute unter Denkmalschutz gestellt; dennoch sind zahlreiche Abschnitte durch Zerschneidung, Begradigung von Fluren oder Siedlungs- und Verkehrsflächen verloren gegangen. Archäologische Erfassung und lokale Denkmalpflegeprojekte versuchen, verbliebene Strukturen zu dokumentieren und zu erhalten. [5][6].

Landwehren in der Region Herne

Lokale Struktur

In und um Herne sind Reste historischer Landwehren überliefert und in der lokalen Namengebung noch sichtbar (z. B. „Landwehrweg“). Die Straße Altcrange hieß bis 1974 ebenfalls Landwehrstraße was auf eine dortige Anlage der Dorstener Straße als Landwehr annehmen lässt.

Eine weitere Landwehr befand sich nordwestlich des Schlosses Strünkede westlich der Emscherbrücke. Sie sollte an dieser wohl flachen Stelle das übersetzen der Kurkönischen Recklinghauser verhindern. Schon 1562 wird sie als "die alte Landwehr" bezeichnet.

Der östlich von Horsthausen laufende Landwehrbach wurde als natürliche Landwehr genutzt, da er auch sehr Wasserreich war.

Der Herner Landwehrweg im Hener Süden verbindet sich im Bochumer Gebiet mit Hiltroper, Gerther und Bövinghauser Landwehrabschnitten — dies zeigt, dass die Anlage Teil eines regionalen Systems von Einhegungen und Grenzlinien war, das sich über heutige Stadtgrenzen hinweg zog. Solche Landwehrzüge dienten dem Schutz von Hofstellen, Feldfluren und als territoriale Abgrenzung zwischen Herrschaftsgebieten. [7][8]. Durchgänge durch die Landwehren waren oft als Zollstationen mit einem Schlagbaum. Der "Grümer Baum" in Gerthe am Castroper Hellweg ist so ein überkommener Namensrest einer solchen Schranke.

Erhaltungszustand und Forschung in Herne

In Herne sind noch einzelne Trassen- und Wortüberlieferungen erhalten (Straßennamen, Wanderwege, Gewässernamen), während physische Reste vielfach fragmentiert oder überbaut sind. Unser Verein und weitere Archive dokumentieren die Überlieferung (Kartierung früherer Verläufe, Erwähnung in Urkunden, historische Karten) und bieten Ausgangspunkte für weitergehende archäologische bzw. bodendenkmalpflegerische Untersuchungen. Konkrete bodenkundliche oder archäologische Grabungsbefunde innerhalb der Stadtgrenzen sind seltener publiziert; daher sind lokale Vereine, kommunale Archive und regionalgeschichtliche Publikationen die wichtigsten Quellen zur Rekonstruktion. [9][10].


Quellen, Weblinks und weiterführende Literatur

  • Allgemeine Einführung und Definition. [11].
  • Landwehren in Westfalen – Überblick (LWL / Regionalseiten). [12].
  • Portal Westfälische Geschichte (LWL): Landwehren im Fürstbistum Münster. [13].
  • Regionale und fachspezifische Informationen zu Landwehren (Landwehr-Wiki): [14].
  • Wissenschaftliche/Fachartikel zu speziellen Landwehrgebieten (Beispiel: bergische Landwehren, BGV-Heft). [15].

Verwandte Artikel

Quellen