Jungfernweg
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Der Name dieses Weges, der ehemals Schloss Dahlhausen mit Schloss Bönninghausen verbunden haben soll, geht auf eine Sage zurück:
„Im Eickeler Lohof, mitten im dichten Eichwald, lag ein tiefer Teich. An dessen Nordufer stand eine besonders mächtige, alte Eiche. Unter den weit ausladenden Ästen der Eiche hausten drei Schwestern. Zum Zeitvertreib spielten die Schwestern mit weißen Stäbchen, die sie auf den grünen Moosteppich warfen, aufmerksam betrachteten, aufnahmen und wieder hinwarfen. Außerdem pflegte und fütterte die älteste Schwester einen Wolfshund, die zweite einen Ziegenbock, die dritte eine Katze.
Eines Tages wurden die drei Schwestern aus ihrer Ruhe arg aufgeschreckt. Es waren heftige Axtschläge. Eines Morgens sahen sie sogar einen Mann, wie er mit seiner Axt eine Eiche schlug. Die Schwestern verbargen sich bald hier, bald dort im großen Wald, der aber schon sehr gelichtet war. Da wollten die drei Schwestern nicht mehr am kahlen Teich wohnen.
Sie beschlossen, siebenmal siebzig Ellen gen Sonnenuntergang zu ziehen und da zwölf Klafter tief in die Erde hinab zu steigen. Als dann Haus Bönninghausen gerade über ihnen erbaut wurde, ließen sie sich dadurch nicht weiter stören.
Da die Menschen vom Norden durch den Bau der Dorneburg und vom Süden durch den Bau von Haus Dahlhausen die Schwestern gestört und verängstigt und zur Aufgabe ihres schönen Wohnplatzes gezwungen hatten, so wollten sie die Menschen in den Burgen im Norden und im Süden benachrichtigen, wenn sie ihren Bau auf immer verlassen müssten.
Die drei Schwestern gingen nur noch aus in den Nächten des Neumondes und des Vollmondes. Hatte die Schwester mit ihrer miauenden Katze die Burgräume durchwandelt, so musste die Gräfin oder eine Tochter des Grafen noch vor dem nächsten Neumond sterben. Zeigte sich die zweite Schwester mit ihrem meckernden Ziegenbock in der Burg, so bedeutete das den Tod eines Sohnes des Grafen. Erschien aber die dritte Schwester mit ihrem heulenden Wolfshund, so musste vor dem nächsten Neumond der Burgherr selber sterben.
Der Weg aber, den die Schwestern von Haus Bönninghausen nach Haus Dahlhausen nahmen, hieß beim Volk der Jungfernweg. Als die Schwestern die letzten Burgherren abgerufen hatten, ward keine der Schwestern jemals wieder gesehen, wohl aber will man noch lange nachher das Heulen des Wolfshundes, das Meckern des Ziegenbocks und das Miauen einer Katze gehört haben.“ [2] [3]
Eine weitere Fassung der Sage wurde am 10. Juli 1938 in der Gelsenkirchener Zeitung und am 27. Juli 1938 im Herner Anzeiger veröffentlicht:
"Der Jungfernweg von Eickel nach Hordel
Mitten in dem dichten Eichenwalde, der in Zeit den Eickeler Lohof umgab, hausten drei Schwestern, wie es in einer Heimatsage heißt. Diese drei Frauen trugen reizende, langherabwallende Kleider. Die älteste ein feuerrotes, die zweite ein himmelblaues und die dritte ein rosafarbenes. Den Fremden. die einst durch die Eickeler Wälder gingen, zeigten sie den Weg. damit sie sich nicht in den vielen Sümpfen festliefen. Bei allen Wanderern waren diese drei Frauen geschätzt. und man sprach von ihnen nur von den Eickeler Waldfeen. Der Wald war ihre Heimat.
Doch eines guten Tages hörten sie von Süden und von Norden her ein großes Geräusch und bald darauf auch ein Äxteschlagen. Mehrere große Kolonnen von Waldarbeitern hatten hier Einzug gehalten. Unter den wuchtigen Artschlägen fielen immer mehr Eichen, und bald war der große Wald gelichtet. Mit ihrer Waldesruhe war es vorbei. Im Süden baute man das Schloß Dahlhausen, im Norden die Dorneburg und unweit an der Stelle. an der sie im Walde gewohnt hatten. das Schloß Bönninghausen. Es blieb ihnen nur noch der Weg in die Tiefe, wollten sie ihr Einsiedlerleben nicht verlieren.
Mit Hilfe der ihnen untergebenen Berggeister bauten sie nun einen unterirdischen Gang von dem Schloß Bönninghausen zur Dorneburg und von Bönninghausen zum Schloß Dahlhausen, in dem sie ihren Lebensabend beschließen wollten. Lediglich in den Nächten des Neu- und Vollmondes stiegen sie an die Tagesoberfläche. Aber ihr Erscheinen in der Nacht in der Nähe dieser Schlösser hatte etwas Grausames zu bedeuten. Jedes Mal musste ein Familienmitglied der Schloss Besitzer sterben. Der Weg. den diese Schwestern in den Mondnächten nahmen, hieß bald im Volksmunde der Jungfernweg. Dieser führte von Bönninghausen nach Dahlhausen und vom Lohof zur Dorneburg. Heute sind diese Wege von dem Straßenbau durchschnitten. Nur der Weg von Bönninghausen nach Hordel ist noch abschnittsweise vorbanden.
So erzählt es die Sage der Heimat, die auch von einem unterirdischen Gang spricht."[4][5]
Literatur
- Grasreiner 1925, S. 82 - 84 u. 228.
Lesen Sie auch
- 1947 (← Links)
- 3. November (← Links)
Quellen
- ↑ StAH, Protokollbuch der Stadtvertretung Wanne-Eickel 1945 - 1948, Blatt 106, TOP 4.
- ↑ "HERNE - von Ackerstraße bis Zur-Nieden-Straße", Stadtgeschichte im Spiegel der Straßennamen, bearbeitet von Manfred Hildebrandt, Ralf Frensel, Jeannette Bodeux, Franz Heiserholt, Veröffentlichungen des Stadtarchivs Herne, Herne 1997
- ↑ Ruhr-Nachrichten 19.04.1966.
- ↑ https://zeitpunkt.nrw
- ↑ https://zeitpunkt.nrw/