Hernes alte Dionysiuskirche (Reiners 1934)
Am 22. September 1934 veröffentlichte Leo Reiners im Herner Anzeiger einen zweiseitigen Artikel über die alte Dorfkirche zu Herne. [1]
Hernes alte Dionysiuskirche
Ein fast 800 Jahre altes Bauwerk, das leider 1875 abgerissen wurde.— Eine neuentdeckte Innenansicht.— Ausgrabung der Fundamente und des Grabkellers?

Das älteste Bauwerk, das Herne noch bis zum Jahre 1875 besessen hat, war die Kirche auf dem Alten Markt. Sie stand mitten auf dem früher kleineren Platze. Der Altar soll dagestanden haben, wo jetzt die umgitterte Friedenslinde sich befindet. Zeugnis der alten Kirche gibt uns eine
- glücklicherweise angefertigte und erhaltene Photographie,
von der sich je ein Exemplar im Besitz der evgl. Hauptkirche und des Heimatmuseums befindet und die hier wiedergegeben ist. Sie zeigt uns die Südseite der Kirche mit dem im Westen stehenden massiven romanischen, nach oben sich etwas verjüngenden Turm, dessen oberer Teil, nach der dunkel gefärbten Partie in Zweidrittel=Höhe mit ihrer schnittscharfen Abgrenzungslinie zu urteilen, später -vielleicht nach einem Brande - aufgesetzt worden ist, und das Langhaus mit romanischem Seitenportal und einem großen gotischen Spitzbogenfenster sowie einem kapellenartigen Anbau. Auffallend ist die seitlich herausragende abgeschrägte Stützwand zwischen Turm und Langhaus. Der Turm, dessen Baumasse nach dem Beispiel der ältesten westfälischen romanischen Kirchen, die fast festungsartigen Burgturmcharakter haben, unten nur einen kleinen Türdurchbruch aufweist, sonst aber bis zu einer ziemlichen Höhe fensterlos und daher den Anfängen der Romanik zuzurechnen ist, dürfte der älteste Teil des Gebäudes gewesen sein. Die Langhausseite, die einen halb gotischen, halb romanischen Charakter zeigt, beweist, dass verschiedene Jahrhunderte an dem baulichen Zustand der Kirche gearbeitet haben. Die ursprünglich romanische Kirche hat offenbar spätere Veränderungen erfahren.
So viel lässt sich zunächst über das äußere Aussehen der Kirche, um die sich noch der Kirchhof lagerte, sagen. Wie aber sah es im Innern aus? Was wissen wir sonst noch über die Kirche? Die ältesten Herner Mitbürger haben die vor 60 Jahren abgebrochene Kirche noch aus ihrer Jugendzeit mehr oder weniger schwach in der Erinnerung. Erfreulicherweise hat uns aber Pfarrer Friedrich Dransfeld in seiner 1875 zur Einweihung der neuen evangelischen Kirche erschienenen „Geschichte der evangelischen Gemeinde Herne“ manches Wertvolle über die alte Kirche hinterlassen. Auch von Steinen, der 1750—60 seine „Westfälische Geschichte", das Standardwerk der Heimatgeschichtsforschung in der Mark, schrieb, hat sich mit ihr beschäftigt. Von höchstem Wert aber ist eine vom Verfasser in diesen Tagen bei der evgl. Kirchengemeinde aufgestöberte große
- Zeichnung des Kircheninnern,
die im Jahre 1875 vor dem Abbruch der Kirche von einem gewissen G. Bönig (oder König) angefertigt wurde und bisher überhaupt nicht bekannt war. Sie stellt eine sehr sorgfältig und mit großem Können hergestellte Wiedergabe des Hauptschiffes und Chores dar, die mit Tusche ausgeführt und mit brauner Wasserfarbe plastisch angelegt worden ist. Wir werden auf sie noch weiter unten eingehen. Zunächst wollen wir uns von Dransfeld unterrichten lassen.

Über das Alter der Kirche
schreibt er: „Der Baustil zeigt die ersten Anfänge des romanischen (Rundbogen=) Stils und würde demnach die Erbauung in die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts fallen. Da die Kapelle zu Strünkede 1272 erbaut, dieselbe aber nichts weiter als Hauskapelle war und Strünkede selbst nach Herne eingepfarrt, blieb, so dürften wir die Erbauung der Kirchspielskirche vielleicht um 100—150 Jahre früher also etwa um das Jahr 1150, vielleicht aber noch etwas eher setzen. Bausachverständige setzen das Erbauungsjahr auf 1050.“ Es ist damit natürlich keineswegs gesagt, dass Herne erst damals eine Kirche erhielt. Höchstwahrscheinlich vor der hier behandelten Kirche schin eine andere(oder sogar mehrere) aus F werk an deren Stelle gestanden, die Pfarrei Herne ist schon im 9. Jahrhundert gründet.(Sie war verpflichtet, an die Abtei We Abgaben zu entrichten.)
Die Herner Kirche war also ursprünglich katholische Kirche. Sie war
- dem hl. Dionysius geweiht.
„Das Kirchensiegel“, so berichtet Dransfeld, „welches aber erst aus der Zeit nach der Reformation (die in Herne 1561 einsetzte D. Verf.) stammt, zeigt das Bild desselben, einen bärtigen Mann mit wallendem Gewande, einen Strick um seinen Gürtel und ein Schwert in der rechten Hand haltend“) mi der Umschrift: St. Dionysius, patronus ecclesise Hernensis (St. Dionysius, Schutzheiliger der Kirche zu Herne).“ Dieses Kirchensiegel ist, was allgemein verwundern dürfte, mit veränderter Umschrift

- heute noch das Siegel der evangelischen Kirchengemeinde Herne.
Nur ersieht und weiß man heute vielfach nicht, dass die dargestellte Figur der hl. Dionysius[2] ist. Der Heilige, der in dem hier abgebildeten Kirchensiegel erscheint, ist genau derselbe, den die frühere Umschrift als hl. Dionysius bezeichnete und den Dransfeld als Bärtigen Mann mit wallendem Gewande, einen Strick um den Leib und ein Schwert in der Rechten, beschreibt. Mit Recht weist er dieses Siegel der nachreformatorischen Zeit zu, denn die Zeichnung ist barock, aber das besagt nicht, dass nicht vorher schon ein Dionysius Siegel da war, nach dessen Vorlage ein neues, „moderneres“ angefertigt wurde, wie ja auch das jetzige nach einem früheren mit Veränderung der Umschrift (sie lautet jetzt: Sigillum Ecclesiae Evangelicae Hernensis, Siegel der evangelischen Kirche zu Herne) hergestellt worden en ist. Außer der Tatsache, dass es sich bei dem heutigen Siegel um eine Erinnerung und Überlieferung aus katholischer Zeit handelt, ist auch bemerkenswert, dass eine wahrscheinlich im 17. Jahrhundert entstandene Zeichnung des Heiligen noch heute auf jedem kirchlich gestempelten Schriftstück erscheint.
Die Pfarrei Herne gehörte nach dem 1310—1316 angefertigten liber valoris, dem offiziellen Verzeichnis der Einkünfte der Kirchen der Erzdiözese Köln, zur „Dekanie Wattinscheyde“. 1277 wird Wessel als Pfarrer zu Herne genannt. Außer dem Pfarrer gab es schon in katholischer Zeit einen Vikar. Die Vikarie war dem hl. Nikolaus, der hl. Katharina und Lucia gewidmet.**) [3] Von Steinen bericht, dass zu seiner Zeit, also um die Mitte des 18. Jahrhunderts, die Altäre dieser Heiligen noch dagewesen seien. Seitdem sind sie spurlos verschwunden. Wahrscheinlich sind sie aus Raummangel fortgeschafft und zu Brennholz gemacht worden. Sie befanden sich in der sog. „Lucienkapelle“, einem Anbau oder Seitenchor der Kirche.(Es soll noch eine Vikarie der hl. Jungfrau und der 10 000 Märtyrer bestanden haben.) Der Vikar war zugleich Hauskaplan von Strünkede und von 1646—1752 auch Pastor in Crange. Die Vikarstelle wurde allein von den
- Herren von Strünkede, die das Patronatsrecht hatten,
vergeben.[4] Über die Pfarrstelle hatten sie aber nur das sog. Collationsrecht, d. h. das Recht der Bestätigung der vom Bischof ernannten bzw.(später) von der Gemeinde erwählten Pfarrer. (Dieses aus dem Eigenkirchenrecht übrig gebliebene Collations= recht gab öfter Anlass zu Streitigkeiten, wenn die Strünkeder von sich aus einen Pfarrer beriefen oder einer strittigen Persönlichkeit die Collation erteilten.) Das Patronatsrecht der Strünkeder, das sich auch auf die reformierte, wie lutherische Schulmeister= und Küsterstelle bezog, wurde von der lutherischen Gemeinde im Jahre 1786 für die Summe von 450 Reichstaler abgelöst. (Diese Ablösung ist durch die Königliche Regierung zu Kleve unter dem 1. Dezember 1786 ratifiziert. Da die Gemeinde nicht über so viel Geld verfügte, lieh sie, wie wir schon in einem früheren Artikel berichteten, 303 Taler gemein Geld oder 252 Taler Berliner Courant aus dem kirchlichen Armenfonds. Die Zinsen dafür wurden noch 1875 jährlich aus der Kirchenkasse in die Armenkasse bezahlt.)
Wie sah nun die Kirche bei ihrem Abbruch vor 60 Jahren im Innern aus?
Dransfeld schreibt darüber: „Sie besteht aus einem Turm und einem Langschiff mit einem verhältnismäßig großen Chor. Das massiv mit Kreuzgewölben ausgeführte Haupt= und Mittelschiff, getragen von drei Paar mächtigen massiven Pfeilern, samt dem Chor bilden wohl den ältesten und unveränderten Teil des Gebäudes.“
Glücklicherweise wird diese Schilderung des Hauptschiffes durch unsere Zeichnung ganz erheblich erweitert. Diese lässt eine Schönheit des Innern erkennen, wie sie das einfache Äußere gar nicht vermuten lässt. Wir sehen ein
- Schiff von geradezu begeisternd schöner hochstrebiger Romanik,
die an die klassischen Bauten der Romanik wie Dom zu Speyer, Maria Laach usw. erinnert. Die Pfeiler (wenigstens rechts) sind so ausgebildet, dass das Pfeilerviereck die Gurtbögen trägt, während die schmaleren runden Säulen im Winkel zwischen Pfeilerviereck und Wand, die auffallender Weise höher gezogen sind als die Pfeilervierecke, die Gewölbeglieder auffangen. Die schönen Kreuzgewölbe sind ohne Rippen. Die Fenster - alle Fenster der Kirche sind übrigens, soweit die Zeichnung erkennen lässt, nicht bunt und ohne Gemälde - befinden sich, wie immer bei romanischen Bauten, hoch oben und sind sogar durch Pfeilerchen verschönt. (Auf der Außenansicht sieht man nur das zweite obere Fenster, während das erste durch den Kapellenanbau verdeckt ist.) Nicht zu sehen, weil nicht mehr im Gesichtswinkel des Zeichners gelegen, ist das große gotische Fenster, das die Außenaufnahme enthält. Dieses Fenster ist Beweis für spätere Veränderung. Sonst aber ist das Langhaus ursprünglich und, wie Dransfeld mit Recht sagt, unverändert. Die klassische romanische Ausbildung des Langhauses, besonders das Kreuzgewölbe, beweisen indes, dass die Kirche schwerlich schon um 1050 entstanden sein kann. Man wird mindestens 50 bis 100 Jahre später ansetzen müssen, so dass die zweite Zahl, auf die Dransfeld kommt, 1150, eher zutreffen dürfte. Man wird daher guttun, als Entstehungszeit der Kirche mindestens
- die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts
zu bezeichnen.
Die Chorpartie
besitzt, wie die Zeichnung zeigt, hohe spitzbogige Fenster und Gewölberippen. Wenn Spitzbogen und Gewölberippen auch schon in der spätromanischen Zeit auftauchen, so erweckt doch das Chor den Eindruck, als wäre es erst später, in gotischer Zeit entstanden. (Bemerkenswert ist vielleicht, dass das erste vollkommen gotische Bauwerk das Chor der Abteikirche von Saint Denis - 1040/44 - ist. Ob hier ein direkter geistiger und baugeschichtlicher Zusammenhang zwischen den beiden Dionysiuskirchen besteht?) Das Chor setzt sich, wie die Zeichnung zeigt, aus zwei Teilen zusammen: einer quadratischen Vierung und einer Oktogonen Apsis. (Auf den Altar, der barock ist, kommen wir weiter unten noch zu sprechen.)
Betrachtet man noch die Seitenwände des Langschiffes, so sieht man rechts zwar Rundbogen, die sich zu einem Seitenschiff zu öffnen scheinen, doch führt nur die erste in einen Seitenraum, nämlich den auf der Außenaufnahme sichtbaren kapellenartigen Anbau, die zweite ist durch die Wand abgeschlossen. Auf der linken Seite dagegen sieht man keine Wand. Hier öffnet sich der Raum zu einem Seitenschiff, worüber Dransfeld folgendes mitteilt:
„An der nördlichen Seite des Chors befindet sich ein Ausbau, der früher als Familiengruft des Hauses Strünkede diente: der sog.
- Strünkeder Keller.
Derselbe hatte früher seinen Eingang gleich links beim Eintritt durch das Nordportal, ist aber später zugemauert worden; auf dem Gewölbe wurden nach der Vereinigung beider Gemeinden (der lutherischen und reformierten im Jahre 1845 D. Verf.) Sitzplätze eingerichtet. Dieser Strünkedische Keller ist nun an der ganzen Nordseite der Kirche entlang verlängert, so dass dadurch an dieser Seite ein Seitenschiff gebildet wird, was an der Südseite nicht der Fall ist. Auf diesem Seitenschiff ist auch eine Empore angebracht. Wahrscheinlich stammt dieser Teil des Gebäudes aus der Zeit nach der Reformation her und ist zugleich mit der Anlage des Strünkeder Keller erbaut, als die Gruft in der Kirche zu Strünkede die Familienmitglieder nicht mehr faßte.“ Dies wird bestätigt durch das Fehlen der runden Säulchen und der niedrigen Bogenöffnungen an der linken (nördlichen) Seitenwand des Hauptschiffes. Das Seitenschiff scheint mit dem Hauptschiff gleiche Höhe gehabt zu haben.
Was hatte es nun für eine Bewandtnis mit dem im Bilde Sichtbaren
- kapellenartigen Anbau auf der Südseite?
Hierüber schreibt Dransfeld: „Auch an der Südseite der Kirche, etwas mehr nach Westen (als der Ausbau des Strünkeder Kellers auf der Nordseite, der gleich an der Seite des Chores sich befand, D. Vers.) befindet sich ein Ausbau, der gegenwärtig teils zur Sakristei, teils als Raum zu Sitzplätzen für die Gemeindemitglieder benutzt wird; letzterer heißt im Munde des Volkes „die Schniedery“. Beide sind früher nur ein Raum gewesen, und wurde derselbe ganz als Sakristei gebraucht. Über die Veränderungen desselben finden wir (Dransfeld D. Verf.) in einem alten Kirchenbuche folgende Nachricht:
Im Jahre 1738 den 15. September wurde bei Eröffnung eines Theils der Sacristey gut gefunden, einige Plätze und stände durch neue Bänke zu machen und da ist mit Trösken zu Baukau, Schuhmacher, papelmann zu Baukau, Sängerhoff, Breilmann und Tüselmann gütlich verglichen, die vorderste und aus gewonnene Bank als ihre vorigen Stände einem zeitlichen Pastoren vor seine Frau und Haushaltung zu überlassen; dagegen haben die obvermelte die zwey folgende Bänke gemeinschaftlich wiederbekommen, womit sie alle zufrieden und jeder wegen neuen Fensters versprochen zu geben Einen Schilling.(Die hier erwähnten Bänke sind auf dem Original der Zeichnung neben der Kanzel unter dem ersten Bogeneingang zu sehen. D. Verf.)
Damals also - so fährt Dransfeld in seinen Darlegungen fort - ist die Wand zwischen der jetzigen Sacristey und der „Schniedery“ eingeschoben. (Um jene Zeit müssen überhaupt mehrere Reparaturen an der Kirche vorgenommen sein, von denen keine Akten mehr da sind. Denn auf dem steinernen Balken über dem Nordportal ist die Jahreszahl 1741 eingehauen und auf den hölzernen Balken in der Kirche, an welchen die Kronleuchter hängen, die Jahreszahl 1751.) Der ganze Raum (des Ausbaues) ist übrigens unzweifelhaft eine Nebenkapelle gewesen; das geht aus den Gewölben, aus der Lage der Bogengurte und aus der ganzen Form des Ausbaues hervor. Die Sacristei mit ihrer Rundform (diese ist auf der Außenaufnahme nicht zu sehen, war also auf der Ostseite, die Westseite zeigt ja flachen Wandabschluss) und ihrem Abfluss für die Überreste des Kommunionweines bildeten das Chor. die Schniedery das Schiff der Kapelle. An der Westwand derselben (also dem flachen Wandabschluss. D. Verf.) bemerkt man eine halbkreisförmige Vertiefung, die früher entweder ein Fenster war, oder zur Aufstellung eines Heiligenbildes benutzt wurde.
Wahrscheinlich ist diese Nebenkapelle die bereits erwähnte St. Lucienkapelle gewesen, in deren Raum mehrere Mitglieder der Strünkedischen Familie beigesetzt sind.
Diese Kapelle hat früher wahrscheinlich fast die ganze Länge der Kirche eingenommen, worauf manche Zeichen in der Baukonstruktion hindeuten.“ Dass in diesem Kapellenbau noch zu von Steinens Zeiten die aus der vorreformatorischen Zeit stammenden Altäre der Schutzheiligen der Vikarie, des St. Nikolaus, der hl. Catharina und Lucia vorhanden waren, wurde bereits erwähnt. Dass aber die Kapelle einmal die ganze Länge der Kirche eingenommen hat, legt auch der durch die Mauer verschlossene zweite Wandbogen der Zeichnung nahe.(Ob die auf der Südseite der Außenansicht sichtbare seltsame Stützmauer der Rest von der Abschlussmauer des Kapellenseitenschiffes gewesen ist?)
Auf der Innenansicht ist auch
der Altar
sichtbar, der seitlich von Schranken eingefasst ist und neben dem sich rechts (also nach Süden) noch eine kleine Empore befindet, die links, zur Strünkeder Kapelle hin, fehlt. Den Altar beschreibt Dransfeld folgendermaßen:
„Die Altarwand bildet eine alte, kunstvolle, aber nicht gerade geschmackvolle Holzschnitzerei. eine wunderliche Zusammenstellung von bemalten Blumen, Früchten, Engelsköpfen und ganzen Engelsfiguren; sie besteht aus zwei Aufsätzen; in den unteren ist ein Bild, das heil. Abendmahl, in den oberen ein kleineres Bild, die Taufe Jesu durch Johannes vorstellend, eingefügt. Unter ersterem stehen die Einsetzungsworte des Abendmahls, unter letzterem die Worte: „Das ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören.“ Der obere Teil ist ohne Zweifel jüngeren Ursprungs; er trägt die Inschrift:
- Died. Peter Loe C. Hüttemann, Past.
- DD J. Overk. H. Overkamp
- Kirchmeister
- DD J. Overk. H. Overkamp
Demnach wäre dieser Teil erst um das Jahr 1700 angefertigt oder erneuert (denn Pastor Caspar Hüttemann leitete die Gemeinde von 1692-1728 D. Verf.). Auch ist das obere Bild noch viel frischer als das untere. - Mit ähnlichem Schnitzwerk wie die Altarwand sind auch die Seiten der Kanzel verziert, an der ich keine Jahreszahl habe entdecken können.“
Nach der Holzschnitzerei mit Früchten, Engelsköpfen und Engelsfiguren und der Jahreszahl 1700 zu urteilen, hat es sich, wie auch die Zeichnung, die zudem gedrehte Säulen, geschwungene Seitenteile usw. festgehalten hat, nachweist, um einen barocken Altar gehandelt. Aber der Barockstil war nachreformatorisch; so weit der Altar also solche Stilelemente aufwies, war er nicht der alte Altar aus katholischer Zeit. Dransfeld selbst ist ja der Meinung, dass der Altar aus Teilen, die um 1700 entstanden sind, und einem älteren unteren Teil besteht. Wahrscheinlich ist dieser wie die Altäre der Lucienkapelle ein Erbstück aus der vorreformatorischen Zeit gewesen Die (achteckige) Kanzel, die an dem ersten Pfeiler aufgehängt war, ist, was nur das Original der Zeichnung erkennen lässt, ebenfalls mit barocken gedrehten Säulchen geschmückt gewesen.- Zwischen der Altarbeschreibung Dransfelds und dem Original der Zeichnung besteht allerdings eine Differenz. Das obere (kreisrunde) Bild ist nicht, wie Dransfeld sagt, eine Darstellung der Taufe Jesu im Jordan, sondern stellt auf der Zeichnung zwei Männer dar, von denen einer auf einem Esel sitzt. Hat sich nun der Zeichner geirrt? Oder wie ist sonst diese Differenz zu erklären? Auch lässt die Zeichnung, wovon Dransfeld nichts sagt, im krönenden Aufsatz eine Darstellung des Lammes Gottes mit Kreuzfähnchen, wie es in der Eucharistiedarstellung der katholischen Kirche allgemein verbreitet ist, erkennen.
Dem Altare gegenüber auf einer Bühne befand sich die Orgel. Dransfeld nennt sie „ein uraltes, gänzlich verstimmtes und verbrauchtes Werk"; auch von Steinen kannte sie und bezeichnete sie als „eine geringe Orgel“. (Wir werden auf sie in einem anderen Artikel noch zurückkommen.)
Bleibt noch etwas über den
Turm
zu sagen. Er ist bereits im Mai 1873 abgebrochen worden, während die übrige Kirche weiter benutzt wurde. Die Hau- und Bruchsteine, aus denen der Turm bestand, sind zur Fundamentierung der neuen Kirche mitbenutzt worden. Der Turm musste schon vor der Aufgabe der alten Kirche abgerissen werden, weil er zusammenzustürzen drohte. Darüber berichtet Dransfeld: „Der Turm der alten Kirche war ungefähr 90-100 Fuß (= 28—31 Meter) hoch, viereckig, massiv gemauert und mit einer kleinen Spitze versehen. War das Schiff der Kirche wohl alt, aber doch fest, so war der Turm beinah baufällig zu nennen. Bereits 1823 hatten sich bedeutende Risse in ihm gezeigt, so dass die Behörden darauf drangen, die Glocken herauszunehmen, weil durch die Erschütterung beim Läuten die Gefahr des Einsturzes drohe. Vor der Hand wurde damals die Sache von der Gemeindevertretung noch zurückgehalten und beschlossen, den Turm durch Sachverständige zunächst untersuchen, inzwischen das Läuten aber nur mit der kleinsten Glocke bewerkstelligen zu lassen. Später, im Jahre 1825, wurde dann durch Einfügung verschiedener Balken das Mauerwerk genügend gestützt und die Glocken zweckmäßiger aufgehängt, so dass die Gefahr eines Einsturzes durch zunächst beseitigt wurde. Auf dem Balken, an welchem die größte Glocke aufgehängt war, befand sich aus jener Zeit die Inschrift:
- Westhoff, Pastor. Grüter. Claas, Kirchmeister.
- 1825.
Auf der Spitze des Turmes war ein hohler Knopf von dünnem Kupfer und darüber ein Hahn von massiven Kupferplatten. Der Knopf war früher von Holz. Es findet sich in einem alten Kirchenbuche darüber folgende Nachricht: „Anno 1716 den 3. May ist der Kirchthurm durch Walther Wulff bestiegen und der Knopf abgenommen und an dessen statt ein neuer von Kupfer in Bochum gemacht worden... In dem Knopf ist ein hölzernes Kistchen (Leistchen?), worauf des damaligen pastoris H. Hüttemann und der Kirchenvorsteher benamentlich Diedrich Trösken von Hiltrop, Johann Henrich Hesse, und Heied Henrich Hiltrop nahmen eingehauen worden und dabei ist auch ein Döschen nebst eingelegtem Zettel, auf auch das Jahr und Tag, ihrer hiesigen gnädigen Herrschaft Nahmen und der Kirchenbedienten etc verpetuam memorium aufgeschrieben worden.“ Bei Abbruch aber fand sich von alledem nichts mehr denn der Knopf hatte oben und unten ein großes Loch die eingelegten Sachen waren vollständig verwittert.
In dem Turm der alten Kirche befanden sich drei Glocken, deren melodischen harmonischer Klang gerühmt wurde und die Dransfeld als „das Schönste und einzig Wertvolle an deren Kirche" bezeichnet. Die älteste stammte aus dem Jahre 1567, die zweitälteste aus dem Jahre 1580, umgegossen 1830, 1841 und 1875), die jüngste und zugleich größte aus dem Jahre 1750. (Auch auf diese Glocken kommen wir noch näher zurück.)
Die Kirche als Begräbnisstätte
Haben wir so geschildert, was von der alten Kirche im Äußern und Innern noch feststeht, so bleibt ein besonderes Kapitel noch dem Charakter der Kirche als Begräbnisstätte und den
- Grabplatten und Sterbetafeln
zu widmen. Die Kirche diente, wie bereits gesagt, dem Hause von Strünkede lange Zeit als letzte Ruhestätte ihrer Toten. Zuerst allerdings war es die Schlosskirche auf Strünkede, in der sie beigesetzt wurden. Wir wissen z. B., dass hier der „dulle" Jost, der im Mai 1529 von seinem Schmied erschlagen wurde, sowie sein Vater Reinert von Strünkede, der große Raubritter, der sein Leben im Jahre 1535 mit 90 Jahren als Gefangener in der eigenen Burg beschloss, begraben wurden. (Die Grabplatte der Gattin des „dullen" Jost, Margarete von Asbeck, befindet sich bekanntlich im Heimatmuseum). In der alten Herner Kirche wurden die Strünkeder an zwei Stellen beigesetzt: im sog. Strünkeder Keller und in der Lucienkapelle. In dem Strünkeder Keller befanden sich noch, wie die alten Herner erzählen, im Jahre 1873 die Gebeine der toten Strünkeder. Einbrecher, die hier Schätze vermuteten, hatten nach dem Abbruch des Turmes und während des Baues der neuen Kirche ein Loch in das Gewölbe gebrochen. Die Schulkinder kletterten nun in den Strünkeder Keller, holten die Gebeine heraus und spielten mit den Schädeln Kegel, bis die Lehrer diesem unwürdigen Treiben ein Ende machten.
Der erste Strünkeder Tote, der in der Herner Kirche begraben wurde, ist, soweit wir davon Nachricht haben, der sog. „gelehrte Jobst“, der den Neubau des jetzigen Schlosses begann und 1602 starb, nachdem er von den Herzögen von Kleve mehrfach zu Gesandtschaften in Frankreich verwandt worden, in Brüssel erkrankt und nach Herne zurückgekehrt war. Er ist indes nicht im Strünkeder Keller, sondern in der nach der Reformation nicht mehr zur Darbringung des hl. Messopfers benutzten Lucienkapelle begraben worden. Seine Gemahlin Henrica geb. von Hatzfeld setzte ihm ein Grabmal, das nach von Steinen beider Bildnis in Lebensgröße in Stein gehauen darstellte. Dem Toten standen drei Söhne der Frau vier Töchter zur Seite. Außerdem waren die Wappen der beiderseitigen Geschlechter ausgehauen. Ferner befanden sich dabei folgende deutschen Reime:
- Im tausend sechshundert zweiten Jahr
- Alt nit gar zwei und fünfzig war
- Am ersten Christmonaths stard hin
- Jobst von Strünkede, ließ nach ihm
- In Hertzeleid die Hausfrau sein
- Schwangeren Leids und fünf Kinderlein.
- Ein Dochter war gestorden zuvorn
- Ein Sohn nach Vatters thodt gebohrn.
- War in Weltsachen und Krieg geübt.
- Viel Krankheit sein Leden betrüdt
- Noch hat er zu bawen angefangen
- Das Haus Strünkede mit Verlangen
- Ehe ers vollendet berief ihn Gott
- Der Leid ruht hie die Seele ohn Nhott
- Erwartte der Auferstehung gleich
- Am jüngsten Tag zum Himmelreich
Dieses Denkmal war, soweit die figürliche Darstellung in Frage kommt, noch beim Abbruch der Kirche vorhanden. Es stand hinter der Kirchentür an der Nordseite (also nicht mehr in der Lucienkapelle, aus der mittlerweile halb Sakristei, halb Kirchenraum mit Sitzplätzen geworden war). Es stellte einen Ritter in Rüstung und Wehr mit dicker Halskrause sowie drei kleine Knaben dar. Die Frau trug ebenfalls altmodische Tracht und Halskrause. Ihr standen vier kleine Mädchen zur Seite. Die alten Herner erinnern sich, wenn sie von der alten Kirche sprechen, alle noch dieses Grabmals. „Die Figuren,“ so berichtet Dransfeld, „sind aus schlechtem Sandstein gehauen und später in roher Weise mit weißer Tünche angestrichen; auch sind sie an den Nasenspitzen verletzt und die Arme fehlen“ Da die Bilder hinten glatt abgemeßelt waren, haben sie früher, so meint Dransfeld, ebenfalls auf einem Sarkophag gelegen, auf dem die obige Inschrift und die Wappen angebracht war.
Heute ist das Denkmal spurlos verschwunden. Man sagt, es sei im Märkischen Museum in Witten, doch handelt es sich bei dem dortigen Standbild um die Familie des Freiherrn Konrad von Strünkede, Herrn zu Dorneburg, der 1669 durch Heirat in den Besitz der Dorneburg kam, 1707 starb und in der Dorneburger Grabkapelle der 1893 abgebrochenen evangelischen Kirche auf dem alten Eickeler Marktplatz beigesetzt wurde. Sein Grabmal zeigt die Figuren einzeln nebeneinander gestellt, während es sich in Herne um eine plastisch ausgehauene Platte gehandelt haben muss. Außerdem war noch ein auf den „gelehrten Jonst“ sich beziehener alter Leichenstein vorhanden, der zu Dransfelds zeit im Fußboden der Kirche über dem Strünkeder Keller lag und die Inschrift trug:
- Anno 1602 den 1. December ist der wohledle und erenfeste Jobst von Strünkede zu Strünkede im (unleserlich, da der Stein an dieser Stelle zerbrochen war; wohl: zwei und fünfzigsten Lebensjahre) verschieden. Gott verleihe ihm eine selige Ruhe und eine fröhliche Auferstehung.
Es waren indes beim Abbruch der Kirche auch noch andere Totentafeln vorhanden. Darüber berichtet Dransfeld:
Über dem Bogen an der Wand vor dem (Strünkeder) Keller sind
sechs sogenannte Sterbetafeln
angebracht. Sie haben alle das Strünkehe Wappen, einen halben springenden Löwen darunter drei Sterne. Auf dreien von ihnen befindet sich nur das Datum des Todes ohne Namensangaben des Verstorbenen: 1) Obiit den 14. December 1680 2) Obiit den 17. Juni anno 1672. 3) Obiit den 27. September 1719. Die übrigen drei tragen vollständigere Inschriften: 4) Anna Maria Frau von Wolff zu Füchtelenberge und Davensberg, geborene Freiin von Strünkede starb im 27. Jahres ihres Alters den 26. August anno 1702. 5) Anno 1742 d. 11. Januarii obiit Johann Conrad Freyherr von uno zu Strünkede Königl. Preuß. wirklich Geheimer Etats und Staats=Minister Clev= und Märkische Geheimbten Regierungs=Präsidenten. 6) Ludwig Freiherr von Strünkede Erb- und Gerichtsherr zu Strünkede, Herne, Castrop, Sodingen, Pöppinghausen, Marnix Sr. Königl. Majestät in Preus: D: Herzogth. Cleve und der Grafschaft Mark Hoch Verordneter Geheimbt. Regierungs Rath. Gebohren Ao. 1699 den 5. August gestorben Ao 1750 den 11. November.“
Die Beisetzung eines Herrn von Strünkede war natürlich immer ein großes Ereignis. Deshalb wird sie in den alten Kirchenbüchern stets ziemlich ausführlich beschrieben. Dransfeld greift aus diesen Beschreibungen die Beerdigung des auf der 5. Sterbetafel vermerkten Etats= und Staatsministes, Clevisch= Märkischen Regierungspräsidenten Johann Conrad von Strünkede heraus. Sie lautet:
„1742 den 11. jannary ist des Freiherrn von Strünkede Exzellenz zu Cleve nachmittags um 3 Uhr verstorben und den 30. Januar von Cleve hier her gebracht, den 31. aber des Abends um 6 Uhr von Strünkede hierhin in die Begräbniß-Capelle geführet, an dem Bogen vor dem Kirchhofe abgenommen und bis zu dem Gewölbe in die Kapelle getragen; der reformierte prediger Eilerts hielte in der Kapelle eine Rede über die Worte Salomons: der gerechte ist in seinem Tode getrost; vier Kutschen folgten der Leiche von Strünkede bis hierher und wurden mit 50 tartschen (Fackeln?) begleitet; in der ersten Kutsche saßen der Herr Baron Ludwig v. Strünkede, unser hiesiger nachfolgender Gerichtsherr; der Herr von Crudenberg, der Herr von Gartrop und der Herr von Reck zu Kreidemühle; in der anderen der Geheime Rath und hiesige Richter Grolmann, in der dritten Ich (Pastor Hoffmann) und der reformierte Prediger von Castrop; in der vierten der katholische Geistliche von Castrop, Candidat Eilert und der Verwalter von Strünkede. Alle Begleiter sind mit in die Capelle gegangen und haben die Rede angehört. Es wurde geläutet, so lange biß die Leiche von Strünkede hierher gelanget und hernach, da sie wieder Wegfuhren. Sechs Wochen ist das tägliche Geläute von 12 biß 1 durch die Küster gechehn, und 6 Wochen die Orgel stille gehalten, an dem sechswöchigen Geläute haben 4 Tage gefehlt; die Küster prätendiren (= reichen dar) davor Ein Malter Roggen; jeder 2 Scheffel, als ein recht, so Ihnen von alters her gegeben.“
Nicht nur die Angehörigen des Hauses von Strünkede wurden in der Kirche beigesetzt, auch Pfarrer der Gemeinde fanden hier die letzte Ruhestätte. Wenigstens steht für den Pastor Johann Westhoff. der 38 Jahre lang in Herne amtiert hatte, fest, dass er am 22. 3. 1791 „auf dem Chore unter dem mittelsten Steine" begraben wurde. (Sein Sohn Johann Ludwig Ernst Westhoff, der 45 Jahre lang Pastor in Herne war, wurde dagegen 1837 außerhalb der Kirche beeidigt. Sein Grab soll an der Nordseite unmittelbar neben der Kirchtüre gewesen sein.)
Ausgrabung der Fundamente und des Strünkeder Kellers?
So stellt sich uns die alte Herner Kirche als ein Bauwerk voll reicher geschichtlicher Vergangenheit da. Fast 800 Jahre hat sie den Generationen vor uns aus Herne, Baukau, Hiltrop, Bergen, Holsterhausen und Horsthausen - denn soweit reichte die Kirchspielsgemeinde - als Stätte der Gottesverehrung gedient, hat sie die Neugeborenen und die aufwachsende Jugend gesehen, das Heiraten und Sterben der Großen gesegnet. Im Innern war sie dazu ein Kunstwerk voll reicher Schönheit, eine kunsthistorische Kostbarkeit. Gerade heute, wo wir ihre stille, reife Schönheit, die sich unter einem bescheidenen Äußern verbarg, wieder erkannt haben, ergreift uns Trauer und Ingrimm über die Verständnislosigkeit jener, die sie abreißen ließen.
Wenn auch der Turm wegen Baufälligkeit vielleicht fallen musste, die eigentliche Kirche hätte doch gerettet werden können, denn sie war alles andere als baufällig. Es musste nur deshalb eine neue Kirche gebaut werden, weil die alte, die nach Dransfelds Angabe 400 Sitzplätze hatte und, wenn sie gedrängt voll war, 600 - 700 Personen aufnehmen konnte, für die infolge der industriellen Entwicklung immer mehr gestiegene Seelenzahl zu klein geworden war. Aber was nutzt alles Klagen? Wie so vieles Wertvolle aus Hernes Vergangenheit ist auch dieses Kleinod unwiederbringlich dahin. Wenn wenigstens die Denkmäler des Innern: der interessante Barockaltar, die Grabplatte mit der Familie des „gelehrten Jobst“, die Sterbetafeln, die Orgel, die kirchlichen Geräte usw. gerettet worden wären. So gut wie nichts weiß man mehr davon. Einige Teile sollen nach Witten ins Museum gekommen sein. Wir haben dort aber noch nicht Nachschau halten können. Erfreulicherweise ist von einem hochbedeutsamen Kirchengerät noch ein Gipsabguss, der vor Jahren von Münster erworben wurde, im Herner Heimatmuseum vorhanden, von dem
Weihrauchfass,
einem alten romanischen Meisterstück mit Fabelwesen usw. von entzückender Schönheit, das sogar in die kunstgeschichtliche Literatur eingegangen ist. Wir werden darauf noch einmal gesondert zurückkommen.
- Was noch getan werden könnte, wäre eine Ausgrabung der alten Kirche,
die ohne Schwierigkeiten geschehen kann. Man könnte dann nicht nur die genaue Stelle festlegen und für die Nachwelt kenntlich machen, wo die Kirche gestanden hat, man könnte nicht nur die genauen Ausmaße der Kirche und ihren Grundriss aufzeichnen - besonders die Nordseite ist uns ja noch unbekannt -, man könnte nicht nur nachprüfen, ob nicht noch Spuren einer noch älteren Kirche da sind, man könnte auch den Strünkeder Keller untersuchen, denn es sollen, um ihn zu füllen, wertvolle Steinplatten und Teile der Kirche in ihn hineingeworfen worden sein. Vielleicht befinden sich darunter auch die Sterbetafeln der Strünkeder und vor allem die Grabplatte mit der Familie des „gelehrten Jobst“. Wir wissen, dass beim Heimatmuseum ein solcher Plan der Ausgrabung besteht und möchten dringend wünschen, dass die Stadtverwaltung ihn zur Tat werden lässt.
Dr. Reiners.
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Quellen
- ↑ https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/21292387 Vgl. Online Quelle auf Zeitpunkt.NRW f.
- ↑ *Der hl. Dionysius, Bischof von Paris und Märtyrer im 3. Jahrhundert, französischer Nationalheiliger und einer der 14 Nothelfer, soll nach seiner Enthauptung (daher das Schwert!) seinen Kopf bis zu dem nach ihm benannten Saint-Denis getragen haben. Daher wird er auch oft mit dem eigenen Kopf auf der Hand dargestellt.
- ↑ **) Noch heute wirken diese Heiligen nach. Die Schweine- und Viehmärkte auf dem Alten Markt finden nämlich noch heute wie zur Dorfzeit, zum 30. April Katharina von Siena), 9. Oktober (Dionysius) und 13. Dezember (Lucia) statt. Gewählt wird jeweils der Donnerstag vor diesen Namenstagen. Auch hierin haben wir eine bisher in der Bevölkerung kaum beachtete Tradition aus der katholischen Zeit Hernes, also wohl noch aus dem Mittelalter, vor uns.
- ↑ *Beweis dieses Patronatsrechtes dürften im Kirchensiegel noch heute die drei Blümchen in der Umschrift sein, die mit den drei Blümchen im unteren Feld des Strünkeder Wappens übereinstimmen.
