Gottlieb Ruschmeier (1842-1945)
Gottlieb Ruschmeier (geboren am 8. Mai 1842 in Bad Oeynhausen-Eidinghausen; gestorben 1945[1] in Wanne-Eickel) war Bergmann daselbst und ein Bespiel eines zugewanderten Arbeiters.
Leben
"„Da fuehr eck zum Bahnhof Herne-Bochum“ Gottlieb Ruschmeier erinnert sich noch deutlich an die Zeit vor 85 Jahren Ein Hundertjähriger erzählt Pc Herne, 8. Mai. Dass ein Hundertjähriger noch Spaziergänge macht und den Kreisleiter wie auch den Oberbürgermeister persönlich zum 100. Geburtstag einlädt, ist noch ungewöhnlicher als die Tatsache, dass jemand überhaupt 100 Jahre alt wird.— Diesen Fall verzeichnet man jetzt in unserer Nachbarstadt Wanne-Eickel, wo Gottlieb Ruschmeier heute dieses außerordentliche Geburtsjubiläum begehen kann. Er ist tatsächlich eine alte „westfälische Eiche", wie sie im Buche steht. Am 8. Mai 1842 in Eidinghausen (Kreis Minden) geboren, kam er schon als junger Bursche in unsere Gegend und ist hier ansässig geblieben bis zu, seinem heutigen Lebensabend. Man muss ihn selbst erzählen hören, er verfügt noch über ein ausgezeichnetes Gedächtnis. „Vor sievenachtig Johr— vierzehn Jahre war ich alt— da fuehr eck von Bielefeld zum Bahnhof Herne=Bochum“, plaudert er platt= und hochdeutsch durcheinander. Und nachdem wir erfahren haben, dass der damalige Herner Bahnhof eine entscheidende Rolle bei der Schicksalswende des alten Veteranen gespielt hat, hören wir auch die Gründe, die ihn in unsere Heimat geführt haben. Im Ravensbergischen sei damals eine große Hungersnot gewesen und sie hätten dort oben nichts zu „friätten“ mehr gehabt. Da ist der junge Gottlieb also mit der Köln-Mindener Bahn ins Land der aufgehenden Sonne gefahren, während seine Brüder denselben Weg noch zu Fuß machten. Von Herne aus hat er sich westwärts geschlagen und ist beim Bickernbauer in Dienst getreten. Dann hat er Soldat werden müssen— 1866 gegen Oesterreich ist er dabei gewesen— und später ist er Bergmann geworden. 36 Jahre lang war er auf der „Königsgrube“ in Röhlinghausen tätig, die letzten 13 Jahre als Fahrhauer unter Bonacker, dem er bis heute seine größte Hochachtung bewahrt hat. Als sein müdes Kreuz ihn zwang, sich pensionieren zu lassen, hat er wohl kaum geglaubt, daß er mal die hundert Jahre voll machen würde. Aber dafür hat er immer einen Schnaps weniger getrunken als die anderen, wie er sagt, und so durfte er dann alle Kameraden überleben... Der ungewöhnlich rüstige Greis denkt noch nicht ans Sterben, wenn er auch gern das alte Kirchenlied „Wer weiß, wie nahe mir mein Ende“ zitiert. An seinem heutigen Ehrentag werden ihm Glückwünsche aus dem ganzen Bezirk und darüber hinaus zuteil werden. Gottlieb Ruschmeier empfindet die öffentliche Anteilnahme durchaus nicht als lästig. Im Gegenteil, er ist stolz darauf, jetzt der „bekannteste Mann in Wanne=Eickel und Umgegend“ zu sein! O. W. P."[2][3]
Weblinks
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Quelle
- ↑ Sterbe Reg. Nr. 1387
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- ↑ Herner Anzeiger vom 8. Mai 1942. Online auf Zeitpunkt.nrw