Gemeindehaus Sodingen 1928-2014
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Anfänglich traf sich die Sodinger Kirchengemeinde im Saal des Haus Wiesmann doch war schnell klar, dass es einem eigenen Versammlungsort bedarf. Ein Gemeindehausbaufond wurde angespart und am 27. Juli 1914 vom Landwirt Haake gen. Tillmann für 4776 Mark ein Grundstück an der Ringstraße angekauft.
Das restliche Geld wurde als Kriegsanleihe angelegt und ging verloren.
10 Jahre später kaufte die Gemeindevertretung (17. April 1924) das Baugrundstück vom Landwirt Eduard Bergmann aus Bochum-Eppendorf an und zahlte dafür 31000 Mark. Hier wurde nun das Gebäude von den Architekten Artur Pfeifer und Hans Großmann[1] aus Mülheim/Ruhr geplant und für 303560,56 Reichsmark errichtet.
Am 24. September 1927 wurde der Grundstein eingesetzt und schon am 29. Juli 1928 feierlich eröffnet.
Einweihung des evgl. Vereinshauses in Sodingen.
"Die evangelische Kirchengemeinde Sodingen feierte gestern einen Tag, der ihr in steter Erinnerung bleiben dürfte. In schönster Lage, am Volkspark, steht setzt das Gemeindehaus fertig da, eine Zierde Sodingens. Die große Beteiligung der Gemeindemitglieder an der Einweihungsfeier am Sonntag war ein guter Gradmesser, wie groß die Freude über die Vollendung des Baues bei allen ist. Nach dem Gottesdienst um 9 Uhr zogen die evgl. kirchl. Vereine unter Vorantritt des Posaunenchors zum Gemeindehaus, wo sich auch eine Anzahl geladener Gäste eingefunden hatte. Bauunternehmer Hüls[2] übergab als Erbauer des Hauses Herrn Superintendenten Niederstein[3] der Kreissynode Bochum den Hausschlüssel, der ihn mit dem Wunsche, dass in dem Hause stets Kraft, Liebe und Zucht herrschen möge, Herrn Pfarrer Ferke[4], als dem Vorsitzenden des Presbyteriums, übergab. Die weiten, schönen Räume taten sich den Gästen und Gemeindemitgliedern auf. Die innere Einrichtung passt sich dem äußeren prachtvollen, modernen Formen würdig an. Man kann sich gern mit der Gemeinde freuen, die ein solches Haus ihr eigen nennt. Den Einweihungsakt eröffnete der Posaunen= und Frauenchor mit dem Choral „Die Himmel rühmen“. Herr Pfarrer Speth[5] begrüßte hierauf alle Erschienenen und gab der Freude Ausdruck, dass endlich der Bau vollendet dastehe, nachdem die Inflation die Errichtung schon einmal vereitelt habe. Herr Superintendent Niederstein hielt sodann die Weiherede, in der er einen Rückblick auf das Werden der Gemeinde gab und dem Hause wünschte, dass es ein Mittelpunkt der Gemeinde werde und ein Ansporn zu weiterem Fortstreben zur Höhe. Für den durch eine dringende Reise verhinderten Oberbürgermeister Täger nahm Herr Bürgermeister Wiethoff das Wort. Er sprach auch im Namen des Oberbürgermeisters und der früheren Vertretung des Amtes Sodingen herzlichsten Glückwünsche aus zur Vollendung des Baues, auf den alle stolz sein könnten. Herr Kirchenmeister Valentin[6] gab im Namen des Presbyteriums seiner Freude Ausdruck, dieses Fest heute begehen zu können. Er dankte vor allem Herrn Pfarrer Speith, dessen rastlosem Streben die Entstehung und rasche Vollendung zu danken sei.
Herr Postmeister Grove[7] sprach im Namen des evangelischen Arbeiter= und Bürgervereins Sodingen. Im Auftrage des evangel. Kirchenchors überreichte er eine eingerahmte Nachbildung der Urkunde zur Grundsteinlegung als Wandschmuck für das neue Heim. Herr Pfarrer Speth hielt dann, nach einigen Darbietungen des Kirchenchors, die Schlussansprache. Am Nachmittage fand dann im Gemeindehause eine Saalfeier statt.+"[8]
Eine großzügige Spende über 20000 Mk des Generaldirektors Hermann Heyers aus dem Jahre 1920 ermöglichte den Bau, jedoch mit der Maßgabe, dass es keinen Alkohol geben sollte. Dennoch gehörte die Gastwirtschaft des ersten Pächters, Konditor Karl Gelfert, zur beliebtesten Einrichtung am Fuße des Volksparks.
Die Bauschulden blieben enorm und die Landesbank von Westfalen beantragte 1933 die Zwangsversteigerung des Objektes. Der Termin wurde für den 18. September 1934 festgesetzt und nur eine landeskirchliche Kollekte schaffte die temporäre Abwendung. es blieb aber weiterhin schwierig das Haus zu halten. 1937 versuchte das Presbyterium, das Gebäude an die Harpener Bergbau AG zu verkaufen, ohne Erfolg. 1939 war die Stadt Herne angefragt worden, auch ohne Erfolg.
Nun nahm im September die Militärverwaltung das Haus in Beschlag und pachtete es im Oktober kurzerhand und richtete hier ein Gefangenenlager ein. Ab November 1941 diente das Gemeindehaus an der Bromberger Straße also als Lager für Kriegsgefangene, die als Zwangsarbeiter auf Mont Cenis eingesetzt wurden.
Nach dem Kriege nutze die Gemeinde das Haus seit dem 1. Advent 1945 als Notkirche.
Anfang 1948 wird ein Schuldenschnitt verhandelt um von der Währungsreform zu profitieren.
Im Juli 1950 wird mit der Firma Röthig ein Pachtvertrag geschlossen, der ein Gastronomiebetrieb vorsah. Dieser wurde später aufgegeben.
Abriss
2014 verkaufte das Presbyterium die gesamte Liegenschaft an den Herner Investor Helmut Skiba. Am Wochenende den 17. - 18. Mai 2014 feierte die Gemeinde zwei Tage lang offiziell Abschied vom alten Gemeindehaus und dem Kindergarten an der Bromberger Straße.
Nach Abbruch entstanden hier einige Wohnbauten.[9]
Archiv
- Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen Direktlink
- - 4.85 / KK Herne, Nr. 1490 - (1490) Gemeindehausneubau, Bromberger Str. 12
- - 4.85 / KK Herne, Nr. 1491
- ...
- - 4.85 / KK Herne, Nr. 66 - (66) Umbau Gemeindehaus Bromberger Straße 1971-1977
- - 4.85 / KK Herne, Nr. 304 -(304) Renovierung des Gemeindehauses, Bromberger Straße
Literatur
Verwandte Artikel
Quellen
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Architekten_Pfeifer_und_Gro%C3%9Fmann
- ↑ Baugesellschaft Hüls m.b.H. Architekt Ewald Hüls, Kirchstraße 63. Gegr. 1924
- ↑ Alfred Niederstein * 31. Mai 1866 Lüdenscheid · † 17. Juli 1963, Siegen-Weidenau. Seit 1892 Pfarrer in Altenbochum. 1920-1937 Superintendent der Kirchenkreis Bochum
- ↑ August Ferke (* 1891 Lemgo † 1970)
- ↑ Otto Speth aus Leuscheid an der Sieg. Ab 1932 Pastor der Elias - Kirchengemeinde in Berlin
- ↑ Kaufmann August Valentin, * 1850 Oberwengern † 1930 Sodingen
- ↑ Julius Grove
- ↑ Herner Anzeiger vom 31. Juli 1928. online auf Zeitpunkt.nrw
- ↑ WAZ vom 22. Juli 2014: Abschied vom Sodinger „Schloss Bromberg“