Früher mit der Kutsche – heute mit modernem Transporter

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel

Seinen Großvater hat Georg Clement nie kennengelernt, denn Franz-Wilhelm Clement, den es als jungen Mann aus dem Hochsauerland ins boomende Revier nach Herne verschlug, starb bereits im Alter von nur 46 Jahren.

Friedhelm Wessel [1]

Franz Wilhelm Clement 1872 bis 1918 vor dem alten Friedhof an der Mont-Cenis-Straße. [2]
Georg Clement 2017 [3]

Jahrzehnte später entdeckte der gelernte Buchdrucker auf dem Boden des Hauses, in dem seine Familie bereits seit über 110 Jahren lebt, eine Fotoglasplatte. Es zeigt den damaligen preußischen Postbeamten neben seiner Kutsche, die Briefe und Pakete transportierte. Der 1944 geborene Nachfahre lacht: „Ich habe wohl viele Gene meines Großvaters, denn auch ich transportiere gerne Pakete.“

Nach 39 Jahren als Buchdrucker machte sich Georg Clement 2002 selbstständig. In seinem weißen Lieferwagen transportiert er seitdem überwiegend Produkte heimischer Druckereien. Seine Auftraggeber kommen aus dem Revier, auch die Kunden, die er beliefert, haben ihre Betriebe und Firmen meist zwischen Dortmund und Duisburg.

Franz-Wilhelm Clement (1872 bis 1918) heiratete 1899 die Börnigerin Maria Besten. Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor. 1904 erwarben die Clements das 1897 erbaute Haus an der Mont-Cenis-Straße 41. Von 1908 bis 1912 vermietete sie einen Teil des Hauses, das im damals üblichen Gründerstil erbaut wurde, an die Herner Sparkasse, wie ein noch vorhandener Mietvertrag es belegt. Danach, so vermutet Nachfahre Georg Clement, trat sein Großvater in den Postdienst ein. Auf dem Hof des Anwesens gab es damals auch einen Stall, denn an die Anstellung als Paketfahrer war wohl eine Bedingung geknüpft; er musste ein eigenes Pferd besitzen.

Das erst vor einigen Jahren gefundene Foto zeigt die Postkutsche, die am Eingang des damaligen katholischen Friedhofs an der Mont-Cenis-Straße, genau gegenüber dem imposanten Familiensitz steht. Der Friedhof ist heute längst eine städtische Grünanlage, und Georg parkt seinen Lieferwagen auch gerne dort, wo vor 105 Jahren das historische Lichtbild entstand. Clement abschließend: „Aus reiner Gewohnheit, denn eigentlich könnte ich ja auch auf dem Hof parken, dort ist ja Platz genug, denn den einstigen Pferdestall gibt es dort schon lange nicht mehr“. [4]

Der Artikel erschien auch am 28. Mai 2017 in den Sonntagsnachrichten


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Einzelnachweise

  1. Dieser Text wurde von Friedhelm Wessel zur Verfügung gestellt. Der Text darf nicht ohne Genehmigung verändert oder weitergegeben werden.
  2. Foto: Sammlung Friedhelm Wessel
  3. Foto: Friedhelm Wessel 2017
  4. Ein Artikel von Friedhelm Wessel