Die Verfolgung der polnischen Minderheit in den 1930er Jahren
Susanne Peters-Schildgen
Die Polen im Ruhrgebiet waren seit den 1920er Jahren einem zunehmenden Anpassungsdruck ausgesetzt. Ein Teil der polnischen Herner Bevölkerung schloss sich jedoch nicht der als Reaktion darauf stattfindenden allgemeinen Abwanderung aus dem Ruhrgebiet an, waren doch die meisten von ihnen seit vielen Jahren hier ansässig, hatten Familien gegründet und kleine Unternehmen aufgebaut. Ihre Kinder kannten die polnische Heimat möglicherweise nur aus Erzählungen oder von Ferienfahrten.
Die Machtergreifung der Nationalsozialisten setzte die Angehörigen der polnischen Minderheit zunächst nur vereinzelt Übergriffen aus. 1939 löste die Gestapo den polnischen St.-Joseph-Verein und die polnische Rosenkranzbruderschaft in Herne-Horsthausen auf. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurden auch die polnischen Schulen geschlossen und die älteren Schüler in Arbeits- und Konzentrationslager verschleppt. Am 27. Februar 1940 verbot der Ministerrat für Landesverteidigung sämtliche polnischen Organisationen in Deutschland.
Nach dem Einmarsch der Deutschen in Polen im September 1939 war das Leben der polnischen Bevölkerung extrem gefährdet. Bei einer am 11. September 1939 durchgeführten Aktion gegen Angehörige der polnischen Minderheit wurden 33 Personen aus Castrop-Rauxel, Herne und Wanne-Eickel in "Schutzhaft" genommen und zunächst ins Bochumer Polizeigefängnis gebracht. Unter den Verhafteten
befanden sich Marjan Kwiatkowski, Redakteur des "Naród", Johann Orpel, Gründer und langjähriger Vorsitzender des polnischen Gesangvereins "Zofja" in Börnig sowie Vorsitzender der Filiale der polnischen Gewerkschaft (ZZP), und Jan Jankowski, Kassierer der Herner Ortsgruppe des Polenbundes. Für sie wie für viele andere Aktivisten endete das Leben im Konzentrationslager.
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