Das alte Dorf Herne (Herner Anzeiger 1934) VI

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel

Am 8. Dezember 1934 wurde im Herner Anzeiger ein Artikel von Leo Reiners über das alte Dorf Herne im dritten Teil veröffentlicht. Es ist eines der wichtigsten Werkreihen Reiners zur Dorfgeschichte. Da es sehr umfangreich ist, teilen wir es in mehrere Teile. [1]

Das alte Dorf Herne

Nach Katasterkarten von 1823-1886
Dargestellt von dr. L. Reiners

[Teil 3/VI]

Herner-Anzeiger-(24.11.1934)Dorf Herne-1823-1886.jpg

Die Altenhöfener Straße

Damit kommen wir zu zwei alten Fachwerkhäusern in der Altenhöfener Straße, die schon 1823 dort standen und sich bis heute behauptet haben. Das erste gehörte 1823 Heinrich Bönninghaus, 1877 dem Metzger Heinrich Wilhelm Schmitz, 1907 dem Bergmann Wilhelm Cornelius, seit 1924 Paula Cornelius in Düsseldorf. Das zweite Haus war 1823 im Besitz von Heinrich Klas. 1877 war der Schneider Georg Overkamp, dann der Bergmann Diedrich Heinrich Overkamp Eigentümer. 1907 und heute ist Besitzer der Bäcker August Overkamp in Eickel.

Der Kotten von „Nocken Dierk“
an der Bahnhofstraße (1911 abgebrochen)

Nördlich von diesem Hause, durch einen Zwischenraum getrennt, lag( neben einem Teiche) das Häuschen von Meinhard. Es gehörte 1877 dem Bergmann Georg Köhlhoff, 1895 dem Bergmann Wilhelm Köhlhoff. 1913 wurde es abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt, der dem Invaliden W. Köhlhoff gehört.
Hinter dem Teiche befand sich 1823 das Haus von Engelbert Marrmann. Es dürfte jener Strünkedische Kotten sein, der schon im Feuerstättenbuch von 1664 als von Markmann gepachtet erwähnt wird. 1877 wird als Besitzerin die Witwe Garthmann gt. Markmann genannt. 1898/99 ist es Eigentum des Steinbruchbesitzers Heinrich Rings, 1907 werden Schuhmacher Diedrich Kraemer und Friseur Karl Kraemer aufgeführt. 1923 ist das Haus abgebrochen worden.
In der nun folgenden großen Freifläche hat später der Steinhauermeister Rings zwei Häuser und seine Werkstatt errichtet.
Wechseln wir nun zur anderen Seite der Altenhöfener Straße über, so treffen wir an der Ecke der Bochumer Straße auf die heutige Wirtschaft Mumme. Früher, als ganz andere Gebäude hier standen, gehörte sie Wilhelm Rembert. Die Wirtschaft ist erst nach 1840, d. h. nach der Fertigstellung, der Bochumer Straße, entstanden. Bei Rembert hielten die Fuhrleute an, vor allem die von Bochum kommenden Kohlenfuhrwerke. Der Stall soll für 40 Pferde Platz gehabt haben. Jedenfalls war hier in der geruhsamen alten Zeit, als der Pferdetrott noch das Tempo des Verkehrs bestimmte, ein wichtiger Punkt für das Leben und Treiben auf der Landstraße. Eine Karoline Rembert heiratete später den Georg Heinrich Mumme, der dann die Wirtschaft übernahm. Im Jahre 1894 wurde anstelle der alten Gebäude der jetzige Wirtschafts- und Wohnhausbau an der Ecke der Bochumer und Altenhöfener Straße errichtet, der heute der Witwe Heinrich Mumme gehört.
Neben Rembert=Mumme lag an der Altenhöfener Straße, durch eine Lücke getrennt, ein Bau, der schon 1877 wieder verschwunden war. Im Jahre 1905 erscheint der Neubau Sehrbruch an dieser Stelle. Das schmale rechteckige Gebäude, das nunmehr auf der Karte folgt, ist heute noch als einstöckiger Bau (Altenhöfener Straße 6) erhalten. Es war 1877 im Besitz von Sehrbruch. 1895 von Bergmann Louis Bösser, 1906 gehörte es wieder dem Schmiedemeister Heinrich Sehrbruch.
Erhalten geblieben ist auch das nächste Haus (Altenhöfener Str. 8). 1877 war als Besitzer der Stuhlmacher bzw. Bergmann Heinrich Richter eingetragen. Seit 1926 gehört es dem Klempner Wilhelm Richter.
Die Bahnhofstraße
In ein interessanteres Gebiet kommen wir jetzt wieder, wenn wir von der Einmündung der Bochumer Straße ab die Grundstücke rechts und links der Bahnhofstraße unserer Betrachtung unterziehen. Da liegt noch heute zunächst das „zweite Pastorat“ oder, wie es bis zu der 1872 erfolgten Umwandlung der Vikarstelle in eine selbständige Pastorstelle auch hieß, das Vikarienhaus. Das zweistöckige Backsteingebäude ist aber erst 1869-70 erbaut worden. In ihm wohnte Pastor Dransfeld. Das Haus. das vorher an dieser Stelle, die Dransfeld die Südseite des Dorfes nennt, stand und in der Karte von 1823 vermerkt ist, ist 1793 aus Fachwerk errichtet worden. „Es hatte,“ so schreibt Dransfeld, „ein sehr spitzes Dach, dessen Pfannen bei jedem Windsturm abgedeckt wurden, und dadurch, wie auch durch sonst häufig notwendige Reparaturen der Gemeinde große Kosten verursachte. Überhaupt muss es schlecht und liederlich gebaut gewesen sein; denn als ich im Jahre 1868 hierher kam, war es kaum mehr bewohnbar“ (Interessant ist, dass auch ein vor dem Bau von 1793 vorhanden gewesenes Vikarienhaus im Feuerstättenbuch von 1664 als baufällig und unbewohnt verzeichnet wird.)„Von der Gemeindevertretung," fährt Dransfeld fort, „wurde daher beschlossen, dasselbe auf Abbruch zu verkaufen und an seiner Stelle das gegenwärtige neue zu bauen, was auch im Jahre 1869-70 geschehen ist. Hinter dem Hause liegt noch ein zu demselben gehörendes Gärtchen mit Baumhof in der Größe von etwa 37-40 Ruten. Das jetzige bequem und schön eingerichtete Wohnhaus hat mit dem Nebengebäude rund 4500 Taler gekostet.“ Ein recht interessantes zeitgeschichtliches Dokument ist die Rechnung, die noch aus dem Jahre 1793 über den Bau des alten Vikarienhauses erhalten ist. Sie ist bei Dransfeld (S. 44 ff.) auszugsweise abgedruckt. Das alte Vikarienhaus ist zeitweise auch Lehrerwohnung gewesen. Vom Tode des Vikars Messing im Jahre 1824 bis zum Dienstantritt des Vikars und späteren zweiten Pastors Dransfeld im Jahre 1868 hat die lutherische Gemeinde in Herne nämlich überhaupt keinen Vikar gehabt. Da daher das Haus leerstand, wurde im Schulvereinigungsvertrag zwischen der reformierten und der lutherischen Gemeinde im Jahre 1826 u. a. bestimmt: „Der neu anzustellende Lehrer erhält als Dienstwohnung das Vikarienhaus der lutherischen Gemeinde, so lange dasselbe nicht wieder von einem Vikar bewohnt wird... Mit der Vikarienwohnung ist verbunden der unmittelbar dabei gelegene zur Strünkedeschen Hauspredigerstelle gehörende Garten.“ Dass dieser Garten nicht zum Vikarienhaus, sondern zum reformierten Pastorat gehörte, geht auch aus der Eigentumsbezeichnung im Urhandriss von 1823 hervor.
Neben dem zweiten Pastorat lag 1823 das Grundstück von Georg Klas. Auch bei diesem Klas (oder Klaas, Claas usw.) handelt es sich um eine alte Herner Familie. Schon im Feuerstättenbuch von 1664 wird ein Pächter Jörgen Claeß auf einem Strünkede gehörigen Kotten erwähnt, der zwei Feuerstätten hat, „deren eine seine Schwester bewohnt". Aus dem Zusammenhang -es sind nämlich zugleich mit ihm auch andere in seiner Nachbarschaft gelegene Strünkeder Kotten aufgeführt - geht hervor, dass es sich dabei um dieses Grundstück „Klas“ handelt. Die 1823 vorhanden gewesenen Gebäude sind später durch das jetzt noch stehende Haus mit Backsteinfachwerk ersetzt worden. Es gehörte 1877 dem Bäcker August Brinkhoff, seit 1898 aber wieder Claas, und zwar zunächst dem Konditor Friedrich Claas und seit 1934 seinen Erben. Die Claas - neben Georg Klas gab es 1823, wie wir schon oben sahen, auf der Altenhöfener Straße noch Heinrich Klas – haben übrigens im evangelischen Gemeindeleben eine aktive Rolle gespielt. 1793 ist ein Provisor Claas erwähnt, 1825 ein Kirchmeister Claas und 1845 ist der Loh gerber Georg Claas Mitunterzeichner des Vereinigungsvertrages der lutherischen und der reformierten Gemeinde.

Neben Claas lag 1823 das Grundstück von Diedrich Nocke (nicht zu verwechseln mit „Nocken Dierks Kotten", der bis 1911 auf der anderen Seite der Bahnhofstraße lag). Das Haus ist später durch einen Anbau vergrößert worden. Heute steht an seiner Stelle die Metzgerei von Krämer, die zwar nach hinten auch einen Fachwerkanbau besitzt, aber offenbar mit den in der Karte vermerkten Bauten nichts zu tun hat. Anders ist es mit dem im hinteren Teil des Grundstücks nach 1823 errichteten Fachwerkhause. Dieses steht in grünlichem Anstrich noch heute am Alten Markt. Das ganze Nockesche Grundstück gehörte 1877 der Witwe Salomon Hellwitz. Ihr Mann war neben dem „ollen Kers“ Weinberg der erste Metzger in Herne. Er hieß auch wohl Schlaum. Im Jahre 1895 ist als Grundstückseigentümer der Kaufmann Friedrich Wilhelm Boeger eingetragen, 1907 der Friseur Karl Krämer. Mit der heutigen Krämerschen Metzgerei wird also die von Hellwitz begonnene Tradition in diesem Hause fortgesetzt.
Was nun auf dieser Seite der Bahnhofstraße folgt, haben wir bereits bei der Behandlung des Alten Marktes erwähnt. Gehen wir also auf die andere Seite der Bahnhofstraße über und beginnen wir mit dem Hause von Knapp an der Ecke der Bochumer Straße. Wer bisher meinte, dieses „AltHerne“ genannte Haus sei über 100 Jahre alt, wird durch unsere Karte eines anderen belehrt. 1823 stand hier nämlich der Kotten von Heinrich Grüter. An dessen Stelle entstanden die im rechten Winkel geordneten und von Nebenbauten zu einem Rechteck zusammengeschlossenen Wirtschafts=, Geschäfts= und Wohnbauten von Knapp. 1877 stand als Eigentümer der Wirt Dietrich Knapp gt. Becker eingetragen, danach der Wirt und Sattler Heinrich Knapp, der 1934 verstorbene Ehrenchef der Herner Freiw. Feuerwehr.
Neben Knapp war und ist noch heute durch den Torweg des Cafes Köster angedeutet eine Einfahrt zu dem Grundstück von Heinrich Köster, dessen hübscher Kotten, ganz versteckt liegend, von der Bochumer und der Shamrockstraße aus zu sehen ist. Allerdings ist der jetzige Kotten nicht derselbe wie der 1823 vorhanden gewesene. Der heutige steht, wie die Karte zeigt, westlich von dem abgebrochenen alten. Er hat auf dem Deelenbalken die Inschrift: „Friedrich Koster Anna Elisabeth Heitkamp Eheleute, den 23. Juni 1857.“ Das ebenfalls anstelle eines älteren entstandene Backhaus (östlich von dem jetzigen Wohnhaus und südlich von dem alten) hat über den Eingangstüren ebenfalls Inschriften, darunter: „Johan Heinrich Köster und Anna Marie Lichtenberg, El., den 1. Juni 1844“, ferner das Zeichen MF'A, das „Meister Friedrich Abendroth“ heißen, also den Zimmermann bezeichnen soll.
1877 gehörte das Haus dem Fassbinder Friedrich Köster, der vor einigen Jahren starb. Sein Bild hängt als das des „letzten Ackerbürgers von Alt=Herne" im Heimatmuseum. Heute ist sein Sohn, der Anstreicher Köster, Eigentümer. Er darf sich rühmen, einer altansässigen Familie auf jahrhundertelang pachteigenem Grund anzugehören, denn auch diese Familie Köster ist ebenso wie die von der Rosenstraße schon 1664 im Feuerstättenbuch erwähnt. Der Kotten, dessen Pächter damals Hendrich Koster war, gehörte Strünkede.
Zwischen Kösters Haus und der Bahnhofstraße lag 1823 das schmale Fachwerkhaus von Trösken. Es ist ebenfalls schon 1664 im Feuerstättenbuch aufgeführt, Grundherr dieses Kottens war Jorgen to Overkamp. Wahrscheinlich ist diese Familie Trösken auch gemeint mit dem 1486 im Schatzbuch erwähnten Jan Drostken.
Wenn man die ursprüngliche Bebauung des alten südwestlichen Dorfrandes, wie sie 1823 war, betrachtet, fällt auf, dass auf weitem Raum verstreut nur ganz wenige Wohnhäuser lagen. Es muss also ein idyllisches Dorfbild gewesen sein, das sich von dem einst zwischen Dorf und Overkamp hindurchgehenden Feldweg aus bot, wenn aus Wiesen und Obstbäumen nur hier und da ein Fachwerkbau hervorlugte, wo heute Großstadtbauten stehen. Allerdings ist auch heute noch ein Rest davon insofern geblieben, als auf der Westseite der Bochumer Straße vor Knapp immer noch eine große Bebauungslücke ist. Die Bauten, die auf dem Grundstück des alten Tröskenschen Kottens errichtet wurden, waren die ersten, die in diesem Teil der Bahnhofstraße eine zusammenhängende Bebauung anbahnten.
Zuerst entstand anstelle des Tröskenschen Kottens ein Bau, der westlich von dem alten lag. Dies dürfte um 1840 gewesen sein, da damals die jetzige Bahnhofstraße zur Chaussee Bochum=Herne=Recklinghausen erbreitert und ausgebaut wurde, wobei dieser Tröskensche Kotten im Wege stand. Der erste Ersatzbau dürfte also auch Trösken gehört haben. Dieser Bau aber machte einem zweiten Platz, der in der Karte an den hinteren Anbauten erkenntlich ist (heute Café Köster). Daneben wurde das heute noch stehende Haus von Pax und neben diesem die Volkshauswirtschaft erbaut. Im Jahre 1877 gehörten die beiden erstgenannten Bauten, also Café Köster und Pax, dem Kaufmann Ignatz Wulff. 1895 dem Bäckermeister Karl Düppe, 1907 dem Kaufmann Theodor Luenen in Hohenlimburg. 1910 ging der eine Bau an den Bäckermeister Wilhelm Köster, 1913 der andere an den Kaufmann Robert Pax über. Der Bäckermeister Wilhelm Köster gestaltete sein Haus zu der heutigen Bäckerei und Konditorei mit Café um, das Haus Pax hat seinen alten Charakter (abgesehen von dem unpassenden grauen Anstrich) behalten. Das dritte Gebäude, die spätere Volkshauswirtschaft, gehörte 1877 dem Wirt Adam Bomm. 1903 wurde es um= und neugebaut. Von 1905 ab war Eigentümer der Wirt August Bomm, 1920 stand es auf den Namen Karl Hölkeskamp, 1922 ging es auf die Volkshaus=AG. über. Schon unter Bomm war die Wirtschaft sozialdemokratisch=freigewerkschaftliches Lokal. Heute ist es „Ständehaus“. Da, wo jetzt das Geschäft Heiland steht, befand sich bis kurz vor dem Kriege der Kotten von „Nocken Dierk“, von dem noch gern erzählt wird, weil er zuletzt allein mitten zwischen den großstädtischen hohen Neubauten der oberen Bahnhofstraße lag und wie ein vergessenes kurioses Überbleibsel aus vergangener Zeit anmutete. Der 1911 abgebrochene Bau, den das Bild noch einmal vor Augen führt, war derselbe, der schon 1823 an dieser Stelle auf den Namen Heinrich Altstede gestanden hatte. 1877 war Eigentümer der Wirt Diedrich Nocke gewesen, dessen Vätergrundstück gegenüber gelegen hatte. Der Name Altstede dürfte wohl in Zusammenhang stehen mit dem 1587 als luth. Vikar und Hausprediger von Strünkede nach Herne berufenen Matthias Altstede, der 1622 Pastor in Herne wurde. Er hatte eine Tochter des Herner Reformators Crafft Messing geheiratet. Sein Sohn war Küster an der alten Dionysiuskirche, ebenso waren es viele Nachfahren. Bis in das 19. Jahrhundert kommen immer wieder Altstede oder Alstäde als Küster vor.
Neben „Nocken Dierk“ ging ein Gässchen ab, das parallel zur Shamrockstraße verlief und auf der anderen Seite der Bahnhofstraße zwischen Rembert und Bonenkamp auf den Kirchplatz führte. Heute ist es westlich der Bahnhofstraße verschwunden, man erkennt seine frühere Existenz aber noch an der Lage des Plenkerschen Wohnhauses, das früher durchaus nicht das einzige Haus an dieser Gasse war. Wenn man nämlich die Lage der schraffiert gezeichneten Gebäude zu dem Gässchen und zur Shamrockstraße betrachtet, so erkennt man, dass hier die Häuser 1823 fast ausschließlich zum Gässchen und nicht zur Shamrockstraße orientiert waren. Von den Häusern an dieser Gasse, ja selbst vom Hof von Overkamp (Schulte-Nölle) konnte man durch das Gässchen hindurch bis auf die alte Dionysiuskirche sehen. Dem alten Gässchen kommt also für die Geschichte und bauliche Anlage des Dorfes eine starke Bedeutung zu. Trotzdem wollen wir der Einfachheit halber die an dem Gässchen gelegenen Grundstücke erst später, zusammen mit der Shamrockstraße, besprechen.
Eine Ausnahme sei nur in Bezug auf den an die Bahnhofstraße heranreichenden Hof von Jakob gemacht. Er gehörte 1877 Friedrich Schrage gt. Jakob und wurde 1898 abgebrochen. An seiner Stelle und an der Shamrockstraße (Nr. 3) errichtete Schreinermeister Heinrich Friedrich Wilhelm Veuhoff Wohnungsneubauten. 1904 war Eigentümer der Bauunternehmer Karl Veuhoff, heute ist es Heiland. An der Ecke der Bahnhof= und Shamrockstraße lag neben Jakob bzw. Schrage ein kleines Grundstück, das 1823 Eberhard Lichtenberg gehörte. (Einer Anna Marie Lichtenberg sind wir als Frau des Johan Heinrich Köster mit der Jahreszahl 1844 beim Backhaus von Anstreichermeister Köster begegnet.) Das durch Anbauten an der Shamrockstraße erweiterte Fachwerkhäuschen gehörte 1877 dem Kaufmann Louis Langerfeld, später Heinrich Steinbach gt. Schweizer, darauf seiner Witwe, einer „Handelsfrau“, 1898 wurde es abgebrochen und der jetzige Neubau an der Ecke der Shamrock= und Bahnhofstraße errichtet. Nach 1918 stand dieser auf den Namen der Ehefrau Fritz Preker geb. Steinbach, heute auf den Namen Heiland.
An der anderen Ecke der Bahnhof= und Shamrockstraße befand sich 1823 ein Grundstück von Engelbert Meinhard, westlich daneben eins von Wilhelm Engbert. Wahrscheinlich ist dieses Haus von Engbert identisch mit dem 1664 im Feuerstättenbuch aufgeführten, Strünkede gehörigen Kotten, dessen Pächter damals Jorgen Engbert war. Anstelle der beiden Wohnstätten von Meinhard und Engbert entstand unter gleichzeitiger Erbreiterung und Begradigung der Bahnhofstraße der große Bau, der heute noch an der Ecke der Shamrock= und Bahnhofstraße steht (Bäckerei Neu). Er gehörte 1877, dem Kaufmann Louis Langerfeld, später dem Kaufmann Friedrich Lechtape, der ihn heute noch besitzt. (Dieser Lechtape stammt von den Lechtape gt. Hentrei, Rosenstraße) Neben Lechtape kam lange Zeit eine Baulücke. Sie wird heute von dem dreistöckigen Hause Kersting und dem schon vor diesem entstandenen zweistöckigen Hause Wittkamper (Photo Fiege) geschlossen.
Jetzt kommen wir zu einer Gruppe von drei Grundstücken, die im Laufe der Zeit mannigfaltige Veränderungen erfahren haben. Da ist zunächst - gegenüber der heutigen evgl. Hauptkirche - ein Grundstück, das 1823 Wilhelm Bergmann gehörte. Es ist auffallend, dass schon zur Zeit, da man in Herne noch gar nicht an die Abteufung von Zechen dachte, eine Familie den Namen Bergmann trug. Wilhelm Bergmann war Schuhmacher. Sein Sohn soll aber, was die später entstandenen Bauten (gestrichelt) wahrscheinlich machen, wie Heisterkamp, Plenker u. a. eine Schmiede besessen haben. Es sind viele Gebäude, die auf dem Bergmannschen Grundstück im Laufe der Zeit entstanden und wieder verschwanden, 1877 jedenfalls stand an der Straße das zweistöckige Haus, das damals der Witwe Elisabeth Abenhard gehörte und heute im Besitz des Kaufmanns Ludwig Rautert bzw. seiner Erben ist.
Neben dem schmalen Grundstück von Wilh. Bergmann lag 1823 ein Haus, das im Besitz von Fr. Roha war. An seiner Stelle entstand die Wirtschaft von Heinrich Veuhoff, die nach ihm auf seinen Sohn Gustav überging. 1899 war Eigentümer der Bäcker Friedrich Kaiser, 1900 der Wirt Wilhelm Ruhe. Später war es die Wirtschaft Hintzen, heute die Wirtschaft Franke. (Besitzer des Hauses ist die Hülsmann-Brauerei in Wanne=Eickel.) Für die Herner Kommunalpolitik war diese Wirtschaft zur Zeit des alten Veuhoff insofern von besonderer Bedeutung, als hier meistens die Sitzungen der Amtsversammlung stattfanden, trotzdem das Amtshaus am Steinweg im Erdgeschoß ein Sitzungszimmer besaß.
Das nächste Grundstück gehörte 1823 Veukamper. Dieser Familienname leitet sich offenbar her von der Gewannenbezeichnung„ aufm Veukamp“ (= Viehkamp). Neben dem Veukämperschen Haus ist nach 1840, als das Spritzenhäuschen dem Chausseebau gewichen war, ein weiteres Haus entstanden, aber auch dieses ist verschwunden. Es ist durch ein weiter zurückspringendes ersetzt worden, das mit dem anstelle des Veukämperschen Hauses entstandenen Gebäude an der Straßenfront einen stumpfen Winkel und ein Doppelhaus bildete, ja noch heute bildet. Das Haus, das anstelle des Veukämperschen steht, enthält heute das Fahrradgeschäft von Klein und das Brotgeschäft von Peine, das andere ist die Wirtschaft Funke, hinter der sich der im vorigen Jahre abgebrochene Deklasaal befand. Das Gesamtgrundstück gehörte 1877 dem Gastwirt Heinrich Funke, 1913 ging das südliche Gebäude in den Besitz des Kaufmanns Wilhelm Funke über, der darin ein Porzellangeschäft hatte, das nördliche in den Besitz des Wirtes Heinrich Funke jr. 1926 erwarb es die Stadtverwaltung, um es einmal abzubrechen und hier die geplante Verbindung Shamrockstraße-Steinweg durchzulegen. [...] Schluß folgt.. zurück ... Dr. Leo Reiners


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Quellen