Bunkeranlage Roonstraße 14

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel
Spitzbunker
Spitzbunker Roonstraße Gerd Biedermann 20151031.jpg
Bildinfo: Spitzbunker am 31.10.2015
Erbaut: n. 1936
Straße_Nr.: Roonstraße 14
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Letzte Änderung: 01.09.2018
Geändert von: Thorsten Schmidt

Die Bunkeranlage liegt an der Roonstraße 14, Gemeinde Herne, Gemarkung Baukau, Flur 8, Flurstück: 254.

Der Nachfolgende Text ist der Vorlage zum Eintrag in die Liste der Baudenkmäler der Stadt Herne gemäß § 3 Denkmalschutzgesetz zum 12. März 2009 bei der Bezirksvertretung Herne-Mitte - Vorlage 2009/0117 entnommen [1] und beschreibt das Gebäude und den historischen Hintergrund:

"Bei dem Hochbunker handelt es sich um einen Luftschutzturm der Bauart Winkel. Das Bauwerk in Herne ist geschätzte 20 m hoch bei einem Durchmesser am Sockel von etwa 8 m. Im Inneren ist der Bau fünfgeschossig. Es scheint sich hier um den Typ 4 der Firma Winkel für 168 Personen zu handeln.

Der lichte Durchmesser der Luftschutztürme betrug mindestens 8,40 m, maximal jedoch 10,00 m. Die Wandstärken bei unbewehrtem Beton werden in Geländehöhe mit 2,00 m und Verjüngung je steigendem Meter um 5 cm angegeben. Die Mindeststärke von 1,50 m ab 10,00 m Höhe durfte nicht unterschritten werden. Die Wandstärken bei Eisenbeton variieren: In Höhe des Geländes 1,10 m und eine Verjüngung je steigendem Meter von 3 cm, wobei die Mindeststärke von 80 cm nicht unterschritten werden durfte. Es war vorgeschrieben, dass die jeweilige Baufirma „Im Eingangsbereich des Turmes einen Hinweis auf den Konstrukteur, die Vertriebsgenehmigung und den Erbauer“ anzubringen hatte. Dieser Hinweis war bei der Besichtigung in Herne noch nicht bekannt und konnte deswegen nicht verfolgt werden.

Für die Belüftungstechnik waren zumeist die Firmen „Dräger“ aus Lübeck und die Firma „Auer“ (Degea Aktiengesellschaft) verantwortlich. Auch eine Berieselungsanlage für Giftgasangriffe konnte eingebaut werden. Der Turm sollte außerdem „durch einen äußeren Farbanstrich, dessen Tönung sich der Umgebung anpasst“, angestrichen werden.

Turmmantel und Spitze wurden bewehrt oder unbewehrt ausgeführt. Die Absätze und Podeste im Inneren waren in Stahlbeton ausgeführt, die äußeren Zugangstreppen waren oftmals Holzkonstruktionen. Das Innere des Turmes gleicht einem Treppenhaus. Bei den anfangs angemeldeten Versionen gab es auch unterirdische Stockwerke, in denen dann die Versorgungstechnik untergebracht war – später kam man davon ab.

Denkmalwert ist das gesamte Gebäude ohne die daran und darauf befestigten Werbeträger und Farbgebung sowie ohne die Innenausstattung der letzten drei Jahrzehnte.

Begründung des Denkmalwertes

Diese Spitzbunker wurden im Volksmund auch „Betonzigarre“ oder „ Zuckerhut“ genannt, im Englischen „ant hill bunker“ (Ameisenhüge-Bunker). Die Winkeltürme, die je nach Auslegung bis zu über 600 Personen fassten, wurden Mitte der 1930er Jahre von der Firma Winkel & Co. Duisburg entwickelt und ab 1936 sowie nach Lizenzvergabe von anderen großen Bauunternehmungen Deutschlands errichtet. Das spitze und steil abfallende Dach sollte gleichzeitig eine geringe Angriffsfläche für Bomben bieten und bei einem Treffer möglichst für ein Abgleiten der Bombe ohne Explosion sorgen. Es wurden rund 200 Winkeltürme erbaut. Zurzeit sind in Deutschland noch rund 80 erhaltene Exemplare bekannt.

In einer Werbebroschüre der Firma Winkel & Co. Duisburg wurden um 1936 die folgenden Vorzüge des Turmes dieser Bauart genannt:

„ 1. Schutz gegen Volltreffer und Nahtreffer von Sprengbomben sowie gegen Brandbomben und chemische Kampfstoffe.
2. Absolutes Sicherheitsgefühl der Insassen.
3. Gänzliche Unabhängigkeit vom Grundwasserspiegel
4. Unbedingte Standfestigkeit ohne Rissebildung im Bergschädengebiet.
5. Wirksame natürliche Durchlüftung und künstliche Belüftung.
6. Schnellste Füllung.
7. Möglichkeit des Einbaues von Sehschlitzen zu Beobachtungszwecken im oberen Turm.
8. Weitgehendste Verwendungsmöglichkeit
9. Geringer Bedarf an Bodenfläche.“

Der namengebende Konstrukteur Ludwig Winkel (Köln 1885 – Duisburg 1981) lernte den Beruf des Baumeisters und arbeitete unter anderem am Bau der „Agnes-Kirche“ zu Köln mit, 1916 kam er nach einem Architekturstudium zur Bauabteilung der „Thyssen AG“ nach Duisburg-Hamborn. Hier wurden dann von ihm nicht nur die Luftschutztürme, sondern auch Häuser für die Werksangestellten entworfen, in der Inflationszeit entstanden durch Winkels Feder auch die Geldscheine, mit denen die Mitarbeiter entlohnt wurden.

Der Hochbunker in Herne gehört zu den zurzeit rund 80 bekannten erhaltenen Exemplare in Deutschland. Er ist Teil der baulichen Überlieferung der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges in Herne und im Ruhrgebiet. Der Bunker ist in Herne und im westfälischen Ruhrgebiet ein seltenes, wenn nicht das einzige erhaltene Beispiel: Die u. a. Quellen nennen als nächste Standorte von Winkeltürmen Düsseldorf, Köln und Solingen. In Westfalen ist zurzeit nur noch ein Turm in Paderborn bekannt.

Als Zeugnis des von Deutschland im Nationalsozialismus begonnenen Zweiten Weltkrieges und des damit einhergehenden mahnenden Gedenkens, ist der Luftschutzturm bedeutend für Herne und das Ruhrgebiet. Für seine Erhaltung und Nutzung sprechen wissenschaftliche Gründe hinsichtlich der Geschichtsforschung, weil die Geschichte des Zivilschutzes im besonderen und die NS-Geschichte allgemein auch anhand dieses baulichen Beleges der Organisation des Krieges erforscht und veranschaulicht werden kann. Hier sind ebenso Fragestellungen des Ingenieurwesens und der Sozialwissenschaften heranzuziehen. Durch seine Höhe und seine eigentümliche Turmform macht der Bunker auch städtebauliche Gründe für seinen Denkmalwert geltend."[2]

Das Objekt wurde am 16. März 2009 unter der Nr. 708-51/DL-09 in die Liste der Baudenkmäler der Stadt Herne eingetragen.

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Veröffentlichung im Wiki der Herner Stadtgeschichte mit freundlicher Genehmigung der Stadt Herne, Untere Denkmalbehörde.

Siehe auch


Einzelnachweise

Eintragung des Hochbunkers Roonstr. 14 und des Wohnhauses Vinckestr. 26, Stadtbezirk Herne-Mitte, in die Liste der Baudenkmäler der Stadt Herne. [3]