Baukau, Teilung der Baukauer Gemeinheit 1833

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel
1823 ist nur das jenseits der Emscher gelegene Teilstück als "Die Mark" bezeichnet.

In früheren Jahrhunderten spielte die Viehwirtschaft und damit die Hude/Hute eine zentrale Rolle für die Ernährungssicherheit und Wirtschaftsstruktur vieler westfälischer Dorfgemeinden — so auch in Baukau. Innerhalb der Dorfgemarkung hatten die alteingesessenen Bauern ein kostenloses Huderecht in der auch Baukauer Mark genanten Gemeinheit. Es bestand eine verbindliche Pflicht, den Hudebetrieb sowohl beim Rindvieh als auch bei den Schafen gemeinschaftlich durch den Dorfhirten bzw. den örtlichen Schäfer durchführen zu lassen. Eine genaue Distrikteinteilung der Hude war vorgeschrieben. Noch heute deuten alte Haus- und Hofnamen wie „Schäfers“ oder „Hirtes“ auf diese historischen Berufsrollen hin. Weil für die Viehzucht eine ausreichende Hude ausschlaggebend war, wurde — vor allem in den trockenen Jahren — streng überwacht, dass keine unberechtigte Nutzung durch Nachbargemeinden stattfand.

Geographische Lage und Landschaftscharakteristik

Die Baukauer Hude, meistens als Gemeinheit bezeichnet, lag vermutlich in der Emscherniederung bzw. in den Feuchtwiesen und Auen, die die Agrarstruktur der Baukau-Flur lange prägten. Baukau liegt in der Niederung des Emscherlands; das umgebende Gelände bot traditionell auenartige Grünflächen, oft von Feuchtstellen, Bächern (Ostbach, Schmiedesbach) und Niedermoordurchsetzern geprägt. Solche Auen und feuchten Wiesen waren in Mitteleuropa besonders geeignet als Sommerweiden und für die Schaf- bzw. Rinderhütung, weil sie auch in trockenen Jahren Grundwasser-abhängiges Grünland lieferten.

Organisation und Betrieb der Hude in Baukau

Die Dorf- oder Gemeindehude war nicht nur eine Fläche, sondern ein soziales und rechtliches System:

Nutzungsberechtigte: Alteingesessene Höfe und deren Besitzer; die Zahl der Tiere pro Hof war häufig geregelt.

Hirt / Schäfer: Ein fest angestellter Dorfhirte oder Schäfer führte die gemeinsame Hütung; sein Arbeitsfeld erstreckte sich auf mehrere Höfe. Solchen Personen wurden mitunter besondere Vergünstigungen oder kleine Grundstücke zugesprochen. Alte Hausnamen in Baukau legen nahe, dass diese Berufe im Ort existent waren und Familien-Traditionen bildeten. Z.B. Schäfer am Hassel

Distrikte: Die Hude war in Distrikte oder Parzellen unterteilt; jede Parzelle war bestimmten Nutzern oder Nutzungszeiten zugeordnet, um Überweidung zu verhindern. Diese Aufteilungen konnten in Dorfordnungen, Flurverträgen oder Karten festgelegt sein.

Kontrolle und Sanktionen: Bei Übertritt fremder Herden oder Missachtung der Tierzahlen folgten Anzeigen vor Dorfräten oder herrschaftlichen Gerichten; bei Bedarf wurden Grenzen markiert (Hecken, Gräben, Grenzsteine). In trockenen Sommern oder schlechten Jahren führten solche Maßnahmen zur Vermeidung von Existenzgefährdung einzelner Höfe.

Wirtschaftliche Bedeutung

Die Hude war ökonomisch lebenswichtig: Schafwolle, Rindermilch und Jungviehverkauf waren Einkommensquellen. In der Acker- und Gartenwirtschaft ergänzten die gemeinschaftlichen Weiden die Futterversorgung, besonders die Weidesaison, in der Tiere auf die Huderflächen getrieben wurden, ermöglichte den Bauern, Arbeitskraft und Futtervorräte effizienter zu nutzen.

Rechtliche Entwicklung und Wandel

Viele Huderechte beruhten lange auf Gewohnheitsrecht; erst später wurden sie in Dorfordnungen oder Grundakten festgeschrieben. Mit dem 19. und 20. Jahrhundert gingen solche Gemeinschaftsflächen häufig verloren: industrielle Nutzung, Bergbau, Kanal- und Kanalbaumaßnahmen (z. B. Rhein-Herne-Kanal), Flurbereinigungen, Entwässerungen oder Umwandlung in städtische Bebauung führten zur Auflösung oder Umnutzung der Huden. In Baukau veränderten Bergbau und Infrastruktur (Kanal, später technische Anlagen) die Landnutzung nachhaltig. Dadurch verwandelten sich ehemals offengehaltene Weideflächen teilweise in Industrie-, Siedlungs- oder Verkehrsflächen.

Kulturelles Erbe und Indizien in der Gegenwart

Ab 1833 wurde die Baukauer Hude aufgeteilt und auch wenn die konkrete „Baukauer Hude“ heute vielleicht nicht mehr als zusammenhängende Weide erkennbar ist, erinnern Ortsnamen, Flurbezeichnungen, historische Höfe sowie Karten und alte Kataster an die einstige Bedeutung. Ortschroniken und Erinnerungsberichte älterer Baukauer nennen noch bäuerliche Strukturen und Höfe, die bis ins 19. Jahrhundert hinein den Huderbetrieb prägten.


Karten

Der Landmesser F. Kuentz erstellte 1833 zwei Karten der "Baukauer Gemeinheit" mit Eintrag aller an der Hude beteiligten Parteien und ihrem Anteil.

  • Bl.1 Brouillonkarte: Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen 4.5.2 Karten, Karten A (Allgemein), A 002 Karten A (Allgemein) Kopierbarer Llink zur Hochauflösenden Karte [1]
  • Bl.2 Brouillonkarte: Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen 4.5.2 Karten, Karten A (Allgemein), A 002 Karten A (Allgemein) Kopierbarer Llink zur Hochauflösenden Karte[2]

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