August Kalt

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel
August Kalt
August Kalt-Kiepenkerl-Eickel.jpg

Kalt im Jahre 1910

Geboren am: 1. April 1852
Geboren in: Ennepetal-Deterberg
Gestorben am: 16. Januar 1936
Gestorben in: Wanne-Eickel
Beruf: Kaufmann
Letzte Adresse: Richard-Wagner-Straße 3
Letzte Änderung: 28.05.2025
Geändert von: Andreas Janik


August Kalt (* 1. April 1852 in Ennepetal-Deterberg; † 16. Januar 1936 in Wanne-Eickel) war Kaufmann und der letzte Kiepenkerl.

August Kalt – Der Kiepenkerl aus dem Kohlenpott

August Kalt war ein legendärer Kiepenkerl aus Eickel, der zwischen 1860 und 1915 als Handelsreisender im gesamten Raum Wanne-Eickel, Bochum, Gelsenkirchen und Umgebung bekannt war. Er galt als Original des Ruhrgebiets und wurde durch seine lange Berufstätigkeit sowie seinen unverwüstlichen Humor geschätzt.

Frühe Jahre

August Kalt wurde in Milspe-Deterberg, heute ein Stadtteil von Ennepetal, geboren[1] und zog im Kindesalter mit seinen Eltern Johann Kalt und Wilhelmine geb. Kolt nach Eickel. Bereits im Alter von fünf Jahren begann er mit seinem Kiepenkerl-Geschäft. Er kaufte vor Schulbeginn Waren in Bochum ein und verkaufte diese nach dem Unterricht weiter. Bereits früh wurde er von seinem Bochumer Lieferanten als „tüchtiger Kaufmann“ gelobt.

Berufliche Laufbahn

Mit nur acht Jahren erhielt Kalt von seinem Vater eine eigene Kiepe zum Geburtstag. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten übernahm er Verantwortung für die Familie und begann selbstständig mit dem Handel. Die Schulpflicht war damals weniger strikt, und der Lehrer zeigte Verständnis für die Notlage. Später unternahm er auch längere Reisen, etwa zu Fuß nach Schermbeck bei Wesel, um dort Waren vom Töpfermeister abzuholen.

Als Jugendlicher handelte er auch auf Geschäftsreisen nach Düsseldorf, Köln und in die umliegenden Dörfer. Sein Lehrer, ein begeisterter Imker, betraute ihn mit der Übermittlung von Einladungen zu Imkerversammlungen, die er mit Geschäftsreisen kombinierte.

Von 1873 bis 1875 diente Kalt bei den 56ern in Kleve, konnte jedoch auf Reklamation vorzeitig entlassen werden[2]. Danach trat er dem Kriegerverein Eickel bei, dem er über 60 Jahre lang treu blieb.

Am 16. Oktober 1880 [3] heiratete der 28jährige August Kalt seine Braut Caroline Wilhelmine Louise Stümeier (* 8. Mrz. 1852 in Bad Oeynhausen-Wulferdingsen † 20. Mai 1929 Wanne-Eickel[4]).

Kinder:

  • August Kalt, * ca. 1882 - Eickel, † 12. Dez. 1887 - Eickel
  • Martha Kalt, * ca. 1883 - Eickel, † 24. Jan. 1886 - Eickel
  • Emma Kalt, * ca. 1884 - Eickel, † 3. Jul. 1884 - Eickel,
  • Louise Kalt, * ca. 1888 - Eickel, † 4. Mai 1888 - Eickel,
  • Ida Kalt, * ca. 1889 - Eickel, † 29. Jul. 1889 - Eickel
  • Johann Kalt, * ca. 1890 - Eickel, † 20. Okt. 1890 - Eickel,
  • Gustav Kalt, * ca. 1897 - Eickel, ⚔ 9. Apr. 1915 - Froyennes.

Kiepenkerl-Jubiläum

Am 1. April 1910 feierte August Kalt sein 50-jähriges Kiepenkerl-Jubiläum. Die Feier fand unter großer Anteilnahme der Bevölkerung statt. Nach dem Tod seines einzigen überlebenden Sohnes Gustav im Ersten Weltkrieg 1915 beendete er seine Wandertätigkeit und führte sein Geschäft in Eickel stationär weiter.

Späte Anerkennung und Ehren

Anlässlich seines 81. Geburtstages versammelte sich die erste Kompanie des Krieger- und Landwehrvereins 1867 im Vereinslokal Fischer zu Ehren Kalts. Sein 75-jähriges Berufsjubiläum mit 83 Jahren wurde als einzigartiges Ereignis in ganz Deutschland angesehen.

Kalt blieb bis ins hohe Alter geistig rege und war mit seinem markanten grauen Vollbart eine bekannte Erscheinung. Der frühere Heimatforscher Gustav Hegeler erhielt durch ihn wertvolle Anregungen zur Lokalgeschichte. Auch im evangelischen Männerverein war Kalt über Jahrzehnte aktiv.

Zeitzeugenschaft

August Kalt konnte anschaulich über das ländliche Leben im alten Eickel und der Umgebung berichten, bevor der Bergbau die Region prägte. Er erlebte die Abteufung vieler Zechen wie „Zeche Hannibal“, „Zeche Hannover 1/2“, „Wilhelm“, „Alma“ sowie der Herner Zechen mit.

Seine Anekdoten über Eickel, Crange, Röhlinghausen, Holsterhausen und Marmelshagen machten ihn zu einem wertvollen Zeitzeugen der Industrialisierung des Ruhrgebiets.

Vermächtnis

August Kalt ist eines der letzten Originale aus der frühen Zeit des Ruhrgebiets. Mit seiner Kiepe prägte er das Bild des fahrenden Händlers über sieben Jahrzehnte hinweg und wurde zu einer Symbolfigur der regionalen Identität.

Literatur & Quellen

  • Stadtanzeiger Wanne-Eickel, Nr. 25, März 1932: Erinnerungen des August Kalt
  • Aufzeichnungen von Gustav Hegler, Heimatforscher
  • Diverse Zeitungsnummern auf Zeitpunkt.nrw

Verwandte Artikel

Quelle

  1. Getauft am 23. Mai 1852 in Schwelm (katholisch)
  2. "Reklamation" hat im militärischen Kontext eine breitere Bedeutung als im zivilen. Reklamierung (veraltet): Im Ersten Weltkrieg wurde mit "Reklamierung" die Freistellung von Soldaten für zivile Arbeiten, insbesondere für kriegswichtige Aufgaben, bezeichnet.
  3. Register Nr. 79 Wanne I
  4. Reg. Nr. 526
Dieser Artikel, diese genealogische oder textliche Zusammenstellung bzw. dieses Bild wird von Andreas Janik (ehem. Johann-Conrad) für das Wiki der Herner Stadtgeschichte zur Verfügung gestellt und unterliegt dem Urheberrecht. Bei einer Verwendung dieser Abbildung und/oder dieses Textes - auch als Zitat - außerhalb des Wikis der Herner Stadtgeschichte ist die Genehmigung beim Autor einzuholen.