Antonia Schulze
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Atonia Schulze (geboren 1909 in Wanne-Eickel, gestorben 2007 in Herne) war eine Schneiderin und eine Keramikkünstlerin, die für ihre außergewöhnlichen, alltagsnahen Skulpturen bekannt wurde. Ihr Werk zeichnet sich durch eine Mischung aus handwerklicher Raffinesse und origineller Themenwahl aus.
Frühes Leben und Beruflicher Werdegang
Antonia Schulze absolvierte zunächst eine kaufmännische Lehre und arbeitete als Telefonistin. Nach zwei Ehen, in denen sie als Hausfrau und alleinerziehende Mutter von zwei Söhnen tätig war – ihr zweiter Mann blieb im Zweiten Weltkrieg vermisst –, erlernte sie das Schneiderhandwerk. In diesem Beruf war sie zwanzig Jahre als selbstständige Schneiderin tätig und baute mit großer Energie eine eigene Werkstatt mit mehreren Angestellten auf.
Künstlerische Entwicklung
1963, nachdem ihre Söhne das Elternhaus verlassen hatten, begann Schulze mit Malkursen an der örtlichen Volkshochschule. Ihr Interesse verlagerte sich bald zur Keramik, nachdem sie diesen Werkstoff entdeckt hatte. Sie mietete eine Garage in Herne, die sie als Werkstatt nutzte, und bildete sich an renommierten Töpferstätten wie im Atelier Schmitz-Hohenschutz im Halfmannshof Gelsenkirchen sowie in den Töpfereien Zinko (Ransbach-Baumbach) und Stahl (Höhr-Grenzhausen) weiter.
Charakteristika ihres Werks
Antonia Schulze entfernte sich rasch von traditionellen keramischen Themen. Neben klassischen Objekten wie Vasen und Geschirr schuf sie Alltagsgegenstände aus Ton – darunter Sofakissen, Tüten, Bücher, Handtaschen, Luftballons und Musikinstrumente. Ihre Werke wuchsen im Laufe der Zeit zu großformatigen Installationen wie Müllsäcken, Polstersesseln oder einem kompletten Marktstand samt Obst und Marktfrau.
Ihre Arbeiten beeindruckten durch eine täuschend echte Nachbildung der Oberflächen und Formen. Alexander von Knorre, ehemaliger Direktor des Emschertal-Museums in Herne, lobte ihre „Lockerheit im Umgang mit dem Material“ und ihre „große Sensibilität“ in der Oberflächengestaltung.
Es kamen Plakate - keramische natürlich - für Litfasssäulen, Vorhänge im Stil der 1960er, Nachttöpfe und anderes Gerät in Email als Kuriositäten hinzu, die so irreführend sind in ihrer Detailgenauigkeit, dass der Betrachter der Augentäuscherei erst durch Tasten, durch direktes „Be-Fühlen“ ein Ende machen kann. Die Künstlerin spielt mit dem Sinn für Realität so gekonnt und zeitlich so früh, dass folgende Ausstellungen ihre sehr persönliche "Kultur-geschichte des Alltags" publik werden ließen.
Einfluss und Rezeption
Detlef Kunen, ein befreundeter Keramiker, beschrieb Schulze als „im positiven Sinne verrückt“ und betonte ihre Experimentierfreude, besonders im Bereich der Glasuren. Ihre „Bananenglasur“ erforderte intensive Experimente. Reiner Glebsattel und Klaus Westerhaus erinnerten sich an ihre faszinierend realistischen Werke und ihre bescheidene, freundliche Persönlichkeit.
Ausstellungen und Vermächtnis
In ihrer Werkstatt in Herne-Wanne-Süd arbeitete Schulze über drei Jahrzehnte. Dort gab sie wöchentliche Kurse für Freunde und Bekannte und organisierte regelmäßige Ausstellungen, die oft in ihrer umfunktionierten Garage stattfanden. Besonders eindrucksvoll war eine „verlassene Picknickstelle“ aus Keramik, die in einer Sommerausstellung für Aufsehen sorgte.
Antonia Schulze selbst fasste ihr künstlerisches Schaffen als eine „persönliche Kulturgeschichte des Alltags, einer weiblichen“ zusammen.[1] [2] [3]
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Lesen Sie auch
Einzelnachweise
- ↑ Angelika Mertmann in: Der Emscherbrücher Bd. 20 (2025/26), Künstlerinnen in Herne - Versuch der Erinnerung an sechs starke Frauen
- ↑ Erinnerungen von Egon Netenjakob, Detlef Kunen, Reiner Glebsattel und Klaus Westerhaus Ausstellungsberichte und persönliche Notizen von Antonia Schulze
- ↑ Ceramicstoday https://ceramicstoday.glazy.org/potw/Antonia_Schulze.html Abgerufen am 13.05.2025, 7.18 Uhr