Jonny Reinert: Unterschied zwischen den Versionen

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Artikel von [[Friedhelm Wessel]]
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==Wie das Schiff in die Flasche kam==
==Wie das Schiff in die Flasche kam==

Version vom 4. Oktober 2015, 16:31 Uhr

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Artikel von Friedhelm Wessel

Wie das Schiff in die Flasche kam

Ihre Begegnung in den 1960er-Jahren sollte ihr Leben wesentlich verändern: In Bochum trafen sich zufällig der Eisenwarenhändler Helmut Landmann und Ex-Bergmann Jonny Reinert. Jonny, der aus Feldherren-Siedlung in Horsthausen stammte, hatte sich einige Zeit in Hamburg herumgetrieben und landete sogar im berüchtigten Santa Fu, der bekanntesten Strafanstalt Deutschlands.

Hier entdeckte er eine besondere Fähigkeit, das Herstellen von Buddelschiffen. Für Freunde und Bekannte baute der ehemalige „Piepenfritz-Kumpel“ (FdG), damals die ersten Objekte. In Bochum traf er nach seiner Rückkehr Helmut Landmann, der eigentlich davon träumte, einmal zur See zu fahren. Doch daraus wurde nichts. Der Eisenwarenhändler bot dem 1929 in Herne geborenen Ex-Bergmann eine Stelle als Lagerist an. Die Stelle war eigentlich nur ein Vorwand, denn Jonny Reinert baute ab dieser Zeit nur noch Buddelschiffe für den Bochumer, der 1971 sogar ein Museum für die Werke des Herner Künstlers in Neuharlingersiel an der Nordsee eröffnete.

Jonny Reinert war ein Perfektionist und er entwickelte ein eigenes Buddelschiffbausystem. Die Schiff wurde nun auf einmal nicht mehr in Längsrichtung zum Flaschenhals, sondern auch quer eingebaut. Der Herner stellte in seinen langen Jahren als Buddelschiffbauer die Geschichte der Seefahrt in kleine und große Flaschen nach. Bald war Jonny als König der Buddelschiffbauer ein Begriff auf der gesamte Welt. „Vom Einbaum bis zum Atom U-Boot“ nannte der ehemalige Hauer aus der Bergmannssiedlung in Horsthausen seine Serie. Dabei wurden die Flaschen, in denen er seine Schiffe platzierte, immer größer. Für das Buddelschiffmuseum in Neuharlingersiel stellte Jonny Reinert von 1967 bis 1972 98 unterschiedliche Schiffe her. „Darunter befinden sich auch einige Unikate,“ erzählt Jürgen Landmann, der seit dem Tod seines Vaters im Jahre 1999 das Museum im Janssen-Hotel zu Neuharlingersiel leitet. So der „Untergang der Titanic „ und die „HMS Victory“, das Flagschiff Admiral Nelsons, aus der berühmten Seeschlacht von Trafalgar.

Mehrmals hat Jonny Reinert, der 2004 starb, im Laufe seiner langen Buddelschiffbauerlebens seine eigenen Weltrekorde überboten. Zunächst baute er ein altes flämisches Handelsschiff in eine 65 Liter fassende Ballonflasche ein. Das Schiff, dass Reinert in die Flasche brachte, war 47 Zentimeter lang und 37 Zentimeter hoch. Der Rumpf, der durch den vier Zentimeter dicken Flaschenhals gebracht wurde, hatte schon eine Breite von 17 Zentimeter. Rund 1800 Stunden saß Jonny Reinert an diesem Modell. Eine Jahre später wagte es der „King of the Bottleship“ erneut einen Rekordversuch. Diesmal ließ sich der Herner eine 129 Liter fassende Flasche – sie wurde sogar mundgeblasen – herstellen und machte sich ans Werk. Das Schiff, das er in diese Buddel brachte, bestand aus verschiedenen Edelhölzern, Messing und Rinderknochen. Der Herner entwickelte dabei eine neuartige Technik, denn die Schiffe drehten sich sogar teilweise im Inneren der Flaschen. Sein Eintrag von 15. September 1985 im Guinness-Buch der Rekorde hat immer noch Bestand.

In den letzten Lebensjahren wandte sich der Kettenraucher Jonny Reinert verstärkt einem neuen Arbeitsmaterial zu: Er verwendete Rinderknochen zum Bau von einzigartigen Modellen. Dabei benutze der begabte Künstler nicht nur Schnitzmesser, sondern er griff auch schon mal auf ausrangierte Zahnarztbohrer zurück, denn auch bei seinen Knochenschiffe legte der König der Buddelschiffbauer, der auch heute noch in der Szene eine sehr guten Ruf genießt, großes Wert auf Perfektion. [1]

Weblinks

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Quellen

  1. WAZ vom 28. Januar 2015