Hof Kossmann (Baukau): Unterschied zwischen den Versionen

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Ehemalige Lage: [[Schnittstraße]] 1
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Der Hof Kossmann, auch Kossem und Koßmann, lag in der Gemarkung Baukau, Flur III, genaunt Baukau<ref>VuKAH, Gemeinde-Atlas Baukau 1823. Übersichts-Handriß.</ref>, also mitten in der Bauernschaft. Die Straße [[Koßmanns Hof]] ist nach ihm benannt.


[[Datei:HZ-1966-01-04-Kossmann-02 bearbeitet-1.jpg|350px|thumb|Der alte Kossmannshof ist verschwunden. Stadtplanung ist wichtiger als Rücksichtname auf ehrwürdige Zeugen der Herner Vergangenheit. Unser Bild zeigt den Kotten von der Hofseite her.]]
Erbaut wurde der Kotten, wie der Deelenbalken bezeugt, im Jahre [[1764]] vom Ehepaar Johann Jürgen Kossem und Ann Margarete Hop. Abhängig war das ''Haus mit Garten'' der Bauernschaft Baukau<ref>http://dfg-viewer.de/show/?id=8071&tx_dlf%5Bid%5D=http%3A%2F%2Fwww.landesarchiv-nrw.de%2Fdigitalisate%2FAbt_Westfalen%2FGrafschaft_Mark_Gerichte_III%2F00037_01_Bd01%2Fmets.xml&tx_dlf%5Bpage%5D=240</ref>.
[[Herner Zeitung]] vom 4. Januar [[1966]]
:<big>'''Lebendige Vergangenheit weicht den Erfordernissen der Zukunft'''
:„Kossmannshof" verschwand / Der bekannte Baukauer Kotten zählte über 200 Jahre


Herner Heimatfreunde erinnern sich: Vor nicht allzu langer Zeit wurde, in der Lokalpresse auf einen Baukauer Kotten hingewiesen, der das ehrwürdige Alter von mehr als 200 Jahren hatte. Damals wurden viele Bilder dieses Hauses veröffentlicht und alle, die sich mit der Geschichte der Emscherstadt verbunden fühlten, waren regelrecht stolz auf diesen Veteranen. Doch alles ist vergänglich, und in den letzten Tagen des alten Jahres wurde „Kossmannshof" dem Boden gleichgemacht. Auch er fiel, wie so manches Gebäude in diesem Stadtteil, einer auf die Zukunft gerichteten Stadt- und Verkehrsplanung zum Opfer.
Über die Erbauerfamilie Kossmann (letzter Eigentümer war Diedrich Friedrich Zimmermann gt. Cossmann (1826-1885)) ging es über dem Landwirten Sichtermann an die [[Wanne-Herner Eisenbahn und Hafen GmbH|Wanne-Herner Eisenbahn und Hafen G.m.b.H.]]. [[1966]] wurde das Gebäude kurz nach seinem gefeierten 200sten Geburtstag abgetragen um Platz für eine neue Grundschule (Sonnenschein früher Drögenkamp) zu erhalten.
<ref>"HERNE - von Ackerstraße bis Zur-Nieden-Straße", Stadtgeschichte im Spiegel der Straßennamen, bearbeitet von Manfred Hildebrandt, Ralf Frensel, Jeannette Bodeux, Franz Heiserholt, Veröffentlichungen des Stadtarchivs Herne, Herne 1997</ref> <ref>http://www.herne.de/kommunen/herne/ttw.nsf/id/DE_Kossmanns-Hof?OpenDocument&ccm=080068</ref>


Johann Jürgen Kossem und seine Ehefrau Margeta Hop von Hiltrop errichteten den Kotten im Jahre [[1764]]. Das besagte die Inschrift auf dem breiten Eichenbalken über der Deele. Er war das älteste Fachwerkhaus in [[Baukau]], und als der Bagger sein zerstörendes Werk begann, konnte man an den entblößten Spuren und Resten manches über sein Schicksal ablesen.
==Inschrift==
{|
|- style="text-align:center"
|colspan="2"|'''IOHAN IÜRGEN KOSSEM<BR/>UND ANN MAGRETA HOP<BR/>VON HILTROP''' ||'''DIE GERECHTEN ERBEN DAS LAND UND BLEIBEN DRIN <BR/>DER MUND DES GERECHTEN REDET DIE WEISHEIT UND<BR/>SEINE CÜNGE LEHRET DAS RECHT - PSALT 37 V 29'''
|-style="text-align:center"
|'''ANO 1764''' ||''' A E L T  ''' || '''M C O R H G'''
|-style="text-align:center"
|colspan="3"|'''D 4 IÜLLII'''
|-
|}


Da unter Gottfried von Strünkede um das Jahr [[1666]] bereits eine  ganze Anzahl „Ackersmänner" nur teilweise von der Herrschaft abhängig war, so könnte demnach auch Johann Jürgen Kossem ein solcher Ackersmann gewesen sein, denn der eigentliche Loskauf der Bauern in Baukau von der Herrchhaft der Strünkeder erfolgte erst  im Jahre [[1787]].
[[Datei:WAZ-1965-11-9-Kossmann-Inschrift.jpg|450px|left|thumb|Bild: [[Einer der letzten Zeugen des Bauerndorfes Baukau (WAZ 1965)]] ]]
[[Datei:HZ-1966-01-04-Kossmann-03.jpg|250px|thumb|Fachwerk, 200 Jahre alt. Holz, Reisig und Lehm überstanden Jahrhunderte.]]
Der Anlage nach war es kein eigentlicher Bauernhof, sondern nur ein Kotten. Wie andere Kot ten auch, hatte er eine hohe Deele mit recht massiven und unbehauenen Querbalken, kleine Stallungen zur linken und mehrere Wohnungen. Die Giebelwand war charakteristisch nach vorn geneigt. Sie bestand aus groben halbverwitterten Brettern, hatte ein Heuloch über dem Eingang und im oberen Teil einen schützenden Vortritt.
Das Gerippe des Fachwerks war aus starken Eichenbohlen gefügt und mit Holzsplinten in den Bohrungen verkeilt. Im Verlaufe der Zeit wurde manches an dem Bau geändert.  Die meisten Füllungen, besonders an der Vorderwand, waren mit Ziegeln, den sogenannten „Feldbrennern" ausgebaut. Nur einzelne, durch den Abbruch freigelegte Wandfelder waren noch nach alter Bauart mit einem Weidengeflecht verstärkt und mit einem besonders verarbeiteten und mit Stroh durchknetete Lehm ausgefüllt.  Später wurden ganze Flächen des Fachwerks gegen Wind und Wetter mit quadratischen Zinkplatten und an der Westseite mit Brettern und Dachpappe geschützt.
[[Datei:HZ-1966-01-04-Kossmann-04.jpg|350px|thumb|Der Abbruch des Hauses war für den Unternehmen "Routinesache". Dem trockenen Holzwerk ging er kurzerhand mit Feuer zu leibe. Die Balken brannten unter Aufsicht der Feuerwehr wie Zunder. Was die Flammen übrig ließen, wurde von Räumbaggern abgetragen. Für sie ein Werk weniger Stunden.]]
Nur beim Eingang und an der Stallseite blieb das offene Fachwerk bis zuletzt erhalten. Da die oberen Begrenzungsmauern von früher her schon stark vom Rauch geschwärzt und teilweise sogar angekohlt waren, ist anzunehmen,  daß das Dach des Kotten schon einmal abgebrannt war und später neu erstellt wurde. Eingedeckt war der Kotten, mit roten halbrunden Dachziegeln, die man im Volksmund mit „Mönch und Nonne" bezeichnet. Die kleinen Zimmer im Kotten waren alle quadratisch, niedrig und in zwei Etagen gelagert. Von der Deele gelangte man über eine Holztreppe in die oberen  Räume, die so niedrig waren, daß darin nur normale Menschen aufrecht stehen konnten. Dagegen waren die unteren Zimmerchen etwas höher, aber auch dort konnte man mühelos die Decke mit der ausgestreckten Hand abtasten. Alle Fenster hatten Schlagläden.
Um das Haus herum standen in letzter Zeit nur wenige Sträucher und Obstbäume. Das dazugehörige Land hielt ein in der Nähe wohnender Bauer in Pacht. Bis zum Jahre [[1953]] wurden die Räume des Hauses mit einer Petroleumlampe beleuchtet. Dann erst kam  elektrisches Licht. Auch ein Brunnen befand sich einstmals vor dem Hause. Nachdem man auch dort Wasserleitungen gelegt hatte, wurde er zugeschüttet. Die Lage des Hauses war genau nach den vier Himmelrichtungen Norden und Süden, Osten und Westen angelegt.


Von der Familie Kossem erwarb die Familie Sichtermann das Haus. Als man später den Rhein-Herne-Kanal baute, erwarb die Hafengesellschaft Herner/Wanne-Eickel das Anwesen und vermietete es an Private. Schweren Herzens verließ die Familie Neubert Anfang Dezember [[1965]] als letzte Mieterin das Haus. Sozusagen in letzter Minute wurde der historisch bedeutsame Deelenbalken durch das Eingreifen des  Kulturamtes für das Emschertalmuseum gerettet. Auf diesem Balken steht der Psalm:


:'''Die Gerechten erben das Land und bleiben drin. <br/>Der Mund des Gerechten redet die Weisheit und sein Auge (Mund) lehrt das Recht<br/>Psalm 37 V. 79'''
:'''Johann Jürgen Kossem und Anamargarete Hob v. Hiltrop'''<ref>[[Decker 1927/1980]] S. 76. Anmerkung: Es sind dieses die im Volksmunde gebräuchlichen Namen, Schreibnamen waren Koßmann und Hoppe.</ref>


Mit dem Abbruch des Fachwerkhauses „Kossmannshof" ist ein wesentliches Stück Geschichte von Alt-Baukau verschwunden.


==Verwandte Artikel==
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==Quelle==
[[Stadtarchiv Herne]] Ordner Bauernhöfe und Kotten in Herne


==Einzelnachweise==
 
 
 
 
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== Siehe auch ==
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== Quellen==
*[[Westdeutsche Allgemeine Zeitung]]
*Stadtarchiv Herne: Ordner Bauernhöfe und Kotten in Herne.
<references/>
[[Kategorie:Bauernhöfe|Kossm]]
[[Kategorie:Bauernhöfe|Kossm]]
[[Kategorie:Baukau|Kossm]]
[[Kategorie:Artikel]]

Aktuelle Version vom 5. August 2021, 12:03 Uhr

Nochkeinbild.png


ehemaliger Hof Kossmann
Erbaut: 1764
Stadtbezirk: Wanne
Ortsteil: Baukau
Kartengitter: E3
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Letzte Änderung: 05.08.2021
Geändert von: Andreas Janik

Der Hof Kossmann, auch Kossem und Koßmann, lag in der Gemarkung Baukau, Flur III, genaunt Baukau[1], also mitten in der Bauernschaft. Die Straße Koßmanns Hof ist nach ihm benannt.

Erbaut wurde der Kotten, wie der Deelenbalken bezeugt, im Jahre 1764 vom Ehepaar Johann Jürgen Kossem und Ann Margarete Hop. Abhängig war das Haus mit Garten der Bauernschaft Baukau[2].

Über die Erbauerfamilie Kossmann (letzter Eigentümer war Diedrich Friedrich Zimmermann gt. Cossmann (1826-1885)) ging es über dem Landwirten Sichtermann an die Wanne-Herner Eisenbahn und Hafen G.m.b.H.. 1966 wurde das Gebäude kurz nach seinem gefeierten 200sten Geburtstag abgetragen um Platz für eine neue Grundschule (Sonnenschein früher Drögenkamp) zu erhalten. [3] [4]

Inschrift

IOHAN IÜRGEN KOSSEM
UND ANN MAGRETA HOP
VON HILTROP
DIE GERECHTEN ERBEN DAS LAND UND BLEIBEN DRIN
DER MUND DES GERECHTEN REDET DIE WEISHEIT UND
SEINE CÜNGE LEHRET DAS RECHT - PSALT 37 V 29
ANO 1764 A E L T M C O R H G
D 4 IÜLLII





Siehe auch

Quellen

  1. VuKAH, Gemeinde-Atlas Baukau 1823. Übersichts-Handriß.
  2. http://dfg-viewer.de/show/?id=8071&tx_dlf%5Bid%5D=http%3A%2F%2Fwww.landesarchiv-nrw.de%2Fdigitalisate%2FAbt_Westfalen%2FGrafschaft_Mark_Gerichte_III%2F00037_01_Bd01%2Fmets.xml&tx_dlf%5Bpage%5D=240
  3. "HERNE - von Ackerstraße bis Zur-Nieden-Straße", Stadtgeschichte im Spiegel der Straßennamen, bearbeitet von Manfred Hildebrandt, Ralf Frensel, Jeannette Bodeux, Franz Heiserholt, Veröffentlichungen des Stadtarchivs Herne, Herne 1997
  4. http://www.herne.de/kommunen/herne/ttw.nsf/id/DE_Kossmanns-Hof?OpenDocument&ccm=080068