Als ein Hügelchen noch Teufelsberg hieß (WAZ 17.09.2014): Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Treffen-mit-Juergen-Hagen-an-k2c-656x240-DERWESTEN.jpg|thumb|Jürgen Hagen an der Kaiserstraße 59 vor seinem alten Elternhaus (links).Foto: Ralph Bodemer / WAZ FotoPool<ref>[http://www.derwesten.de/staedte/nachrichten-aus-herne-und-wanne-eickel/als-ein-huegelchen-noch-teufelsberg-hiess-id9836439.html WAZ</ref>]]


Kommt noch: Jürgen Hagen an der Kaiserstraße 59 vor seinem alten Elternhaus (links).Foto: Ralph Bodemer / WAZ FotoPool


'''Herne.'''  Er ist einer der Babyboomer, gehört zu dem geburtenstärksten Jahrgang, den es in Deutschland jemals gab: Jürgen Hagen, Stadtarchivar, geboren 1964 und ein echter Baukauer Junge.
'''Herne.'''  Er ist einer der Babyboomer, gehört zu dem geburtenstärksten Jahrgang, den es in Deutschland jemals gab: Jürgen Hagen, Stadtarchivar, geboren 1964 und ein echter Baukauer Junge.
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Version vom 1. Mai 2015, 18:44 Uhr

Stadtteilreport WAZ 2014

  • 17.09.2014

Als ein Hügelchen noch Teufelsberg hieß

Jürgen Hagen an der Kaiserstraße 59 vor seinem alten Elternhaus (links).Foto: Ralph Bodemer / WAZ FotoPool[1]


Herne. Er ist einer der Babyboomer, gehört zu dem geburtenstärksten Jahrgang, den es in Deutschland jemals gab: Jürgen Hagen, Stadtarchivar, geboren 1964 und ein echter Baukauer Junge.

Längst wohnt Jürgen Hagen woanders, doch an den Ort seiner Kindheit kehrt er immer wieder gerne zurück. „Wenn ich durch den Sprengel ziehe, ist die Erinnerung sofort wieder da“, sagt der 49-Jährige, der an der Kaiserstraße 59 aufwuchs.

Dieses Haus und die Kaiserstraße 61 und 63 waren Werkswohnungen für Beschäftigte der Firma Dorn. Dort, so Hagen, herrschte eine sehr familiäre Atmosphäre. So gab es auf dem Gelände an der Dornstraße ein großes Freibad, extra für Werksangehörige. „Herrlich, man sonnte sich, lag im Gras, und dazu hörte man das Pressen der Maschinen, saugte den Ölgeruch ein. Das war schon etwas Besonderes.“

Damals, in den 60er Jahren, war Baukau jugendlich. Es gab jede Menge Jungs und Mädchen. „Wir waren viele, sehr viele. Wir liebten es hier und verbrachten die Tage eigentlich immer draußen.“ Ja, es war geradezu eine Strafe, wenn jemand nicht ‘raus durfte, Stubenarrest erhielt, weil er nicht brav war. „Das ist heute ja völlig anders“, schmunzelt Hagen.

Kaum Geschimpfe wegen der wilden Kickerei

Zum Draußenspielen gehörte bei den Jungs natürlich das Pöhlen. Quasi nichts ging ohne den gefetteten Lederball, die Pille. „Wir hatten Glück, direkt gegenüber lag unser Bolzplatz. Da habe ich den größten Teil der Kindheit verbracht.“ Die Tore bauten die Jungs noch selber, sie waren sogar aus Metall, wenn auch ohne Netz. „Man konnte wirklich super spielen.“ An Geschimpfe durch die Nachbarn wegen der wilden Kickerei kann sich Hagen nicht erinnern.

„Das Verständnis war groß, es gab nie Theater. Nur wenn wir im Hinterhof spielten, dann öffneten sich Fenster und wir ernteten Geschimpfe.“ Gerne erinnert er sich an den Weg zu seiner Grundschule an der Forellstraße. „Der führte durch den Strünkede Park. Dort haben wir gespielt, sind im Winter auf der zugefrorenen Gräfte Schlittschuh gelaufen und mit dem Schlitten den Teufelsberg runtergesaust.“ Umzug nach Sodingen wegen der Liebe

Heute muss er müde lachen über den Teufelsberg, „es war nur ein Hügelchen“. Und auch vom Bolzplatz, auf dem Hagen seine Jugend verbrachte, ist nichts mehr zu sehen. Wohnbebauung entstand dort in den 80er Jahren. Ebenfalls zu Beginn der 80er wurden die Dornschen Wohnungen verkauft. Familie Hagen zog zur Dornstraße, in ein Hausmeistergebäude. Dorns Hauptabnehmer war der Bergbau, der lief kontinuierlich aus. 1993 wurde das Traditionsunternehmen geschlossen, der Vater konnte sich noch in die Rente retten.

Jürgen Hagen zog mit den Jahren durch die Stadtteile, heiratete und landete schließlich wohnungsmäßig in Sodingen. Doch noch heute läuft er ab und an durch die Straßen seiner Kindheit, genießt die Erinnerungen, die sich dort überall auftun. Es hört sich wie eine Entschuldigung an, wenn der Stadtarchivar sagt: „Es gibt nur einen Grund, den Sprengel zu verlassen – das ist die Liebe.“ Gebongt. Zumal der Neu-Sodinger noch nachschiebt: „Bei aller gebotenen Subjektivität muss ich sagen: Baukau ist schöner.“

Autor: Gerhard Römhild, Foto: Ralph Bodemer / WAZ FotoPool

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