...als noch kein Fernsehen den Feierabend bestimmte (WAZ 1974)

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel

Text und Bild aus dem Originalartikel der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung vom 5. August 1974

Datei:WAZ-1974-08-05-Lackmann.jpg
Emma und Emilie Lackmann, Nachfahren des Baukauer Bauern Lackmann, feiern heute ihren 80. Geburtstag. (WAZ-Bild: Monschau)

Heute von der guten alten Zeit ...

...als noch kein Fernsehen den Feierabend bestimmte

Zwillinge Lackmann werden 80 Jahre alt - 100 Morgen Land

Nein, das ist nichts für die Zeitung. Die Leute lachen doch über uns." Voller Mißtrauen begutachtet Ida Lackmann den WAZ-Mann, der ihr nicht ganz geheuer zu sein scheint. 82 Jahre ist sie alt geworden, und Lebenserfahrung, so sagt sie, habe sie genug gesammelt. Soviel jedenfalls, daß sie meint, ihre jüngeren Schwestern Emma und Emilie vor den neugierigen Fragen der Presse schützen zu müssen. Die Zwillige Emma und Emilie Lackmann werden am heutigen Montag 80 Jahre alt. „Ein Familienfest", betont sie, nichts Besonderes."

Die drei Schwestern, das ist das Besondere, vereinen ein Stück Herner Geschichte.

1486 erwähnt die „Boikauwer" Geschichtsschreibung einen Bauern Lackmann, der sowohl zur Landessteuer herangezogen wird als auch „Meßkorn" an den Pfarrer zu Herne liefern muß. Ida, Emma und Emilie sind Nachfahren dieses geschichtsträchtigen Landmanns. 1894 geboren, mußten sie im Alter von 8 Jahren erleben, wie ein Großfeuer den väterlichen Hof völlig vernichtete [ 1902 ]. Doch Bauer Lackmann nutzte diese „Gelegenheit", um einen für die damalige Zeit hochmodernen Klinker-Bau zu errichten, der den Schwestern bis zum Jahre 1964 Heimat bedeutete. Emma und Emilie wuchsen heran, halfen auf den Feldern des 100 Morgen großen Grundstücks, melkten Kühe und versorgten die Ackergäule. Noch heute träumen sie ein wenig von der guten alten Zeit. Von der Zeit als noch kein Fernseher den häuslichen Feierabend bestimmte. Von Gesprächen mit den Eltern, den Mägden und Knechten. „Sechs große Bauern gab es damals in Baukau", erinnert sich Emma Lackmann. Und sie gibt zu verstehen, daß der Name Lackmann einiges Gewicht hatte. Der Vater konnte es sich leisten, der gerade entstehenden Stadt Herne, das Gebiet der heutigen Kaiserstraße zu schenken. Landverkäufe an die Bergbauunternehmen verringerten allmählich den stolzen Besitz. Doch immer noch regierten Pflug und Dreschflegel, bevor die Schwestern 1964 alles Eigentum an die Landesentwicklungsgesellschaft verkauften. Die alte Klinker-Villa, beschädigt im zweiten Weltkrieg, wurde abgerissen. Heute braust der Verkehr über die Autobahn am Herner Kreuz, ehemals Lackmannscher Besitz. Ein Straßenname „Lackmanns Hof" weckt Erinnerungen. Doch Emma und Emilie wußten sich zu trösten. Sie bezogen zwei schmucke Häuser, „Auf dem Hünert" und genießen heute die „Segnungen" des modernen Lebens. „Genug", sagt Ida Lackmann. Die Geburtstagskinder beugen sich dem Diktat ihrer älteren Schwester und beenden das Interview. Lediglich ein Foto wird noch gestattet.

Ruhr-Nachrichten vom 5. August 1974

Text und Bild aus dem Originalartikel der Ruhr-Nachrichten vom 5. August 1974

Einen nicht alltäglichen Geburtstag feiern heute die Zwillingsschwestern Emilie und Emmy Lackmann verw. Schulte-Terboven, sie werder 80 Jahre alt und verkörpern damit ein Stück Alt-Baukauer Geschichte Der Name Lackmann hat eine Jahrhunderte alte Tradition. Schon 1486 wird in der Geschichte vor „Boikauwe" (Baukau) erwähnt, daß der Baukauer Bauer Lackmann zur Landessteuer herangezogen wurde und auch „Messkorn" an den Pfarrer zu Herne zu liefern hatte. Heute sind alle alten Baukaue Bauernhöfe verschwunden, auch Lackmanns Hof. Wo früher Pflug und Dreschpflegel regierten, braus heute der Verkehr über die Autobahn am „Herner Kreuz". Die Zwillingsschwestern bauten sie „Auf dem Hünert" Nr. 5 und Nr. 7 schmucke Wohnhäuser, wo sie in Ruhe ihren Lebensabend verbringen.


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Quelle

Stadtarchiv Herne Ordner Bauernhöfe und Kotten in Herne

Einzelnachweise