Heinz-Otto Sieburg

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel
Version vom 21. April 2015, 03:10 Uhr von Andreas Janik (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „''''Heinz-Otto Sieburg''' (* 16. Dezember 1917 in Herne; † 7. November 2003 in Saarbrücken)<ref>[http://www.uni-saarland.de/verwalt/presse/campus/2004/1/32-…“)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

'Heinz-Otto Sieburg (* 16. Dezember 1917 in Herne; † 7. November 2003 in Saarbrücken)[1] war Neuhistoriker und Autor. Zahlreiche seiner Werke zeugen von dem tiefempfundenem freundschaftlichen Verhältnis, das ihn in Sachen Deutsch-französische Beziehungen auszeichnet.

Leben

Sieburg wurde ins bildungsbürgernahe Elternhaus von Studienrat Erich Sieburg (1878–1947) geboren und wuchs im Umfeld von Kohle- und Montanindustrie auf. Gleichzeitig erlebte er ab Januar 1923 die Ruhrbesetzung der Franzosen hautnah. 1937 legte er sein Abitur ab und studierte Geschichte, Philosophie, Kunstgeschichte und neuere deutsche Literatur zunächst in Münster, dann in Berlin, das 1938/39 von einem neunmonatigen Arbeitsdienst unterbrochen wurde. 1941 legte er mit dem Titel „Das Erwachen des politischen Bewußtseins in Deutschland zwischen 1815 und 1848 im Spiegel des Griechenbildes“ seine Promotion ab und wurde anschließend zur Marine einberufen. Die Stationierung erfolgte ins französische Angers.

Werk und Arbeit

Seine ersten größeren Veröffentlichungen konnten so erst nach dem Krieg erscheinen. Sie beschäftigten sich mit seiner Geburtsstadt Herne und der Mentalitätsgeschichte der Bergleute an der Ruhr. Sieburg besaß eine grundsätzlich frankophile Grundeinstellung, die durch sein Elternhaus geprägt worden sein dürfte. Sein Onkel Friedrich Sieburg (1893–1964) ist der Autor des berühmten und mehrfach wiederaufgelegten Werkes Gott in Frankreich (französisch „Dieu est-il Français?“) (1929). Im Mittelpunkt Sieburgs Œuvre steht die Komplexe Beziehung der beiden großen mitteleuropäischer Völker.

Zu seinen wichtigsten Werken zählt das zweibändige 1954 und 1958 herausgegebene Großwerk Deutschland und Frankreich in der Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts, in dem er den Mythos der Deutsch-französische Erbfeindschaft widerlegt und das heute als Standardwerk gilt. Ab 1958 war Sieburg emeritierter Professor für Neuere Geschichte mit dem Schwerpunkt deutsch-französische Beziehungen an der Universität des Saarlandes. Während der 25 Jahre seiner Lehrtätigkeit in Saarbrücken gab Sieburg zahlreiche weitere Werke heraus, darunter auch eine vielbeachtete soziologische Untersuchung zum Thema Bergbau.

In seinem Buch Die Grubenkatastrophe von Courrières 1906 über das Grubenunglück von Courrières beschreibt er die Arbeit der deutschen Rettungsmannschaften bei dieser Tragödie, bei der annähernd 1100 Kumpel ums Leben kamen und die von der französischen Presse ausdrücklich gewürdigt wurde: „L'humanité n'a pas de patrie!“ (deutsch „Menschlichkeit kenn kein Vaterland). Die 1954 eingegangene Städtepartnerschaft zwischen der französischn Bergarbeiterstadt Hénin-Beaumont und Herne rührt aus diesem Ereignis.

Schriften (Auswahl)

  • Deutschland und Frankreich in der Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts, 1954/58.
  • mit Peter Richard Rohden: Politische Geschichte Frankreichs, zweite, neubearbeitete und erweiterte Auflage. Bibliographisches Institut, Mannheim 1959.
  • Grundzüge der französischen Geschichte, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, 1966.
  • Die Grubenkatastrophe von Courrières 1906, Verlag F. Steiner Wiesbaden, 1967.
  • Napoleon und Europa, 1971.
  • Geschichte Frankreichs, Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1975.

Literatur

Einzelnachweise