Grundsteinlegung zu einer neuen evangelischen Kirche in Sodingen (1903)

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Am 17. August 1903 wurde in der "Dortmunder Zeitung" einen Artikelbericht über die Grundsteinlegung der Sodinger Johanniskirche veröffentlicht.[1]

Grundsteinlegung zu einer neuen evangel. Kirche.
** Sodingen b. Castrop, 10. August.

Die fortschreitende Industrie schafft ganz neue Verhältnisse; au Stellen, wo früher die Viehherden friedlich weideten, entstehen blühende Gemeinden, in Gegenden, wo früher ausschließlich Katholiken wohnten werden evangelische Schulen und Kirchen gebaut und in Gemeinden, die sonst nur von Evangelischen bewohnt waren, erhalten die Katholiken die Mehrheit.
Als vor etwa 20 Jahren in Castrop die evangel. Kirche eingeweiht wurde, hätte kein Mensch geglaubt, dass nach einer Reihe von Jahren ein zweiter Geistlicher und nach einer weiteren Spanne Zeit ein dritter Pastor angestellt werden müsse, dem die Seelsorge für die Evangelischen der Gemeinden Sodingen, Börnig und Holthausen oblag. Bald stellte es sich auch heraus, dass für diese Gemeinden ein eigenes Gotteshaus zu schaffen nötig war, wenn das kirchliche Leben nicht leiden solle.
Nun ist der Kirchbau schon ziemlich vorgeschritten, die Fundamente sind aus dem Boden herausgewachsen, heute fand die feierliche Grundsteinlegung statt.

Um 11 Uhr begann die Feier: eingeleitet wurde sie durch Posaunenmusik: „Die Himmel rühmen“, worauf ein Kinderchor den ambrosianischen Lobgesang vortrug. Nach Gemeindegesang hielt der junge und eifrige Geistliche der Gemeinde. Herr Pfarrer Kötter, eine Ansprache, welcher er die Worte des Psalmisten: „Dies der Tag. den der Herr gemacht!" zugrunde legte und allen, die dazu beigetragen haben, dass der Kirchbau beginnen konnte, herzlichen Dank aussprach.

Es folgte die Einlegung der Urkunde in den Stein, beigefügt wurden die jetzt gangbaren Geldsorten im Bezirk, die erscheinenden kirchlichen Blätter und die Lokalzeitungen, sowie die Sonntags=Nummer der „Dortmunder Zeitung".

Nachdem der Stein geschlossen war, folgten die üblichen Hammerschläge seitens der Geistlichen, der Kirchenvertretung und des Bauleiters Herrn Architekten Belleuer.

Die Feier wurde von dem Geistlichen mit Gebet und Segen geschlossen.

Die Urkunde,

welche in den Grundstein gelegt wurde, hat folgenden Wortlaut:

Im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes, Amen.
Heute am 10. Sonntag p. Trin., den 16. August im Jahre des Heils 1903, dem sechszehnten der friedevollen Regierung Seiner Majestät des Deutschen Kaisers und Königs von Preußen Wilhelm II., ist in der Kirchen=Gemeinde Castrop unter Gebet und Segen im Namen des dreieinigen Gottes der Grundstein zur neuen Kirche für den Bezirk Sodingen=Börnig=Holthausen gelegt.
Da gegen Ende des vorigen Jahrhunderts die Zahl der Evangelischen in dem westlichen Teile der Gesamtgemeinde, in den Ortschaften Sodingen, Börnig und Holthausen, so stark sich vermehrt hatte, daß eine hinreichende seelsorgerliche Versorgung vom Pfarrorte Castrop aus nicht gut mehr möglich war, so beschlossen die beiden Kirchen=Vertretungen am 15. November 1899 einstimmig, in Sodingen=Böving=Holthausen eine Hülfspredigerstelle zu errichten. Diese wurde jedoch schon am 5. Juni 1902 durch einstimmigen Beschluß der beiden Kirchen=Vertretungen in eine ordentliche Pfarrstelle (die dritte in der Gesamt=Gemeinde) umgewandelt. Am 12. Oktober 1902 wurde der bisherige Inhaber der Hülfspredigerstelle zum Pfarrer gewählt und am 7. Dezember desselben Jahres in sein Amt eingeführt.
Da aber die seit dem Jahre 1898 zum Gottesdienste benutzten Schulräume in der evangelischen Volksschule zu Sodingen schon längst nicht mehr ausreichten, wurde durch Beschluß des Presbyteriums vom 12. Juni 1901 der Bau einer Kirche in Aussicht genommen.
Obwohl man sich Anfangs wegen des Kirchbauplatzes nicht einigen konnte, wurde doch endlich eine Einigung dahin erziehlt, daß in der Sitzung der beiden Kirchenvertretungen vom 16. September 1902 die von den Landwirten Spiecker gen. Döhmann und Sehrbrock gen. Voortmann angebotenen Grundstücke in Größe von 41 a 92 qm zum Preise von 12033,50 Mk. als Kirchbauplatz angekauft wurden.
Am 20. Januar d. J. beschloß dann die ganze Kirchenvertretung, den vom Architekt G. A. Fischer ausgearbeiteten Kirchbauplan, veranschlagt zu 72.000 Mk., ausführen zu lassen.
Das unterzeichnete Presbyterium und die Bau=Kommission befehlen den begonnenen Bau dem Schutze und der Gnade des himmlischen Bauherrn, unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi und vereinigen sich an dem heutigen festlichen Tage mit der ganzen Gemeinde in dem brünstigen Flehen, daß er mit seinem Wort und Geist diese Stätte weihen und von ihr nimmer weichen wolle, daß das lebendige Bekenntnis des lauteren Evangeliums hier allezeit von treuer Zeugenmund verkündigt werden möge und daß dieses Gotteshaus als ein Denkmal des Glaubens und als ein Heiligtum des Friedens dastehe bis zu den fernsten Geschlechtern.
Sodingen, den 16. August 1905.
Das Presbyterium der ev. Kirchen=Gemeinde Castrop und die Baukommission.
Folgen die Namen.

* * * 

Bei einem vom Wirt Herrn Wiesmann ganz ausgezeichnet zubereiteten reichhaltigen Mittagsmahl fand noch eine festliche Nachfeier statt. Den Kaisertoast sprach Herr Pastor Kötter, auf das Presbyterium und die Baukommission toastete in sehr schönen Worten Herr Lehrer Möllenhoff=Börnig, auf das Wachsen, Blühen und Gedeihen des Bezirks Sodingen, Börnig, Holthausen der evangelischen Gesamtgemeinde Castrop Herr Pastor Balster und auf den Festwirt Herrn Wiesmann für seine vorzüglichen Leistung aus Küche und Keller in humorvoller Weise Herr Lehrer Schröder=Castrop.


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Quellen