Julius Saatmann

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel
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Julius Saatmann
HA 32 (17.3.1937) 65. Saatmann.png
Geboren am: 3. Juli 1809
Geboren in: Schwelm
Gestorben am: 19. September 1871
Gestorben in: Herne
Friedhof: Behrenspark
Beruf: Pastor
Titel: Superintendent
Letzte Änderung: 10.06.2024
Geändert von: Andreas Janik

Julius Saatmann (geboren am 3. Juli 1809 in Schwelm; gestorben am 19. September 1871 in Herne) war letzter Lutherischer und erster Unierter Pastor in Herne.

Leben

Über Saatmann existiert ein Artikel des Autors Julius Fomm (1879-1943) aus Köln, seinem Enkel. Dieser wurde am 23. Februar 1939 in den „Heimatblätter für Herne und Umgebung“, einer vom Emschertal Museum unter Karl Brandt herausgegebenen Beilage der Herner Zeitung abgedruckt.[1] Wir zitieren mit leichten Veränderungen:

Zur Herner Kirchengeschichte
II.
Julius Saatmann(1809-1871)
Von Julius Fomm, Köln.
Julius Saatmann entstammte einer alten Chirurgenfamilie und wurde am 3. Juli 1809 zu Schwelm geboren. Seine Eltern waren Friedrich Saatmann, Wundarzt und Geburtshelfer zu Schwelm, und dessen Ehefrau Wilhelmine Jacobi. Das lutherische Kirchenbuch Schwelms, das am 24. Juli 1809 die Taufe von Julius Saatmann verzeichnet hat, meldet als seine Paten: Konrad Jacobi, den Vater der Mutter, Weinhandler und Schnupftabakfabrikant zu Herlingrade, Kirchspiel Remlingrade(bei Lennep), Doctor medicianae Konrad Flügel zu Bochum, Wilh. Saatmann, Bruder des Vaters und Uhrmachermeister zu Aachen, Frau Witwe Embert Rahlenbeck zu Schwelm und die „Demoiselle" Luise Mesmann zu Bochum.
1825 wurde Saatmann zu Schwelm konfirmiert, besuchte das Gymnasium zu Dortmund, das er Ostern 1829 mit dem Entlassungszeugnis Nr. II verließ, um zunächst die Universität Bonn zu besuchen, wo er am 12. Mai 1829 als Student der Medizin eingeschrieben wurde. Er hatte sich also dem ererbten Berufe seiner Vorfahren widmen wollen, doch sagt die Überlieferung, dass er sich nach Beiwohnung einer Leichenöffnung entschlossen habe, zur Theologie überzugehen und diesen Entschluss dem Einfluss seines Jugendfreundes Friedrich Gustav Schneider(gestorben als Pastor zu Königssteele 1867) verdankt habe.

So finden wir denn im Wintersemester 1829/30 Saatmann wirklich als Student der Theologie zu Bonn, das er am 12. März 1830 verließ, um zur Universität Berlin zu gehen. Ihn begleitete ein anerkennendes Zeugnis seiner Lehrer für seinen vorzüglichen Fleiß und aufmerksamen Besuch der Vorlesungen. In Berlin wurde Saatmann am 8. Mai 1830 eingeschrieben und verweilte dort als Student der Theologie bis zum 21. März 1831. Er hat dort unter anderen den größten deutschen Theologen des 19. Jahrhunderts, Friedrich Ernst David Schleiermacher, hören dürfen. Nun wandte sich Saatmann erneut nach Bonn, wurde am 4. Mai 1831 als Student der Theologie eingeschrieben und studierte dort bis 9. März 1832, an welchem Tage er in seine Heimat Schwelm zurückkehrte.

Saatmann hatte sich während seiner ersten Bonner Zeit der Burschenschaft angeschlossen, die bekanntlich s. Z. von der preußischen Regierung unterdrückt wurde. Im Wintersemester 1831/32 begann für die Bonner Burschenschaft eine neue Leidenszeit. Der außerordentliche Regierungsbevollmächtigte, Geheimer Regierungsrat Rehfues, ließ die Papiere der Burschenschaft beschlagnahmen und einige Mitglieder verhaften. Saatmann hatte offenbar Lunte gerochen, denn er bewarb sich um vorzeitige Ausstellung seines Abgangszeugnisses. Wohl war dem Regierungsbevollmächtigten bekannt geworden, dass Saatmann der Burschenschaft angehört hatte, jedoch vermerkte er bei den Anlagen zu seinen Papieren, dass ein entsprechender Vermerk auf dem Abgangszeugnis unterbleiben könne, da Saatmann nur kurze Zeit der Burschenschaft angehört habe und aus Reue(!) ausgetreten sei. Saatmann konnte nun 1832 und 1834 vor dem Konsistorium in Münster seine beiden theologischen Prüfungen ablegen, die er beide mit „Gut" bestand. 1832 hatte er indessen noch nachträglich von der Universität Bonn einen „starken Verweis“ wegen Teilnahme an der Burschenschaft einstecken müssen.

Mitte 1835 befand sich Saatmann bereits zwei Jahre zur Unterstützung des Pfarrers Ludwig Westhoff in Herne. Er war daher in einer äußerst peinlichen Lage, als er am 8. Mai 1835 den Besuch eines Gerichtsboten aus Bochum erhielt, der ihm eine Verfügung des Oberlandesgerichtsrates Istrich, datiert, Wesel, 23. April 1835, überreichte, die ihn aufforderte, sich am 1. Juni, vor mittags 8 Uhr, auf der Zitadelle in Wesel zur Vernehmung wegen seiner früheren Teilnahme an der Burschenschaft, „bei Vermeidung der Abholung“, einzufinden. Die lange und ausführliche Vernehmung endete damit, dass der Oberlandesgerichtsrat Istrich bei dem „Königlichen Hochlöblichen Kammergericht“ in Berlin beantragte, es bei dem Vernehmen zu belassen. Erschütternd ist in dem erhaltenen Vernehmungsprotokoll zu lesen, wie Saatmann auf die Frage des Untersuchungsrichters, ob „Einheit und Freiheit Deutschlands in Bonn beliebte Themata gewesen seien, über die man sich häufig unterhalten habe“, die ausweichende Antwort geben musste, um sich nicht zu belasten: „Ich habe Deutschland nie anders erwähnen hören, als in den Arndtschen Liedern, die zuweilen auf der Kneipe gesungen wurden.“

Am 4. Oktober wurde Saatmann als Gehülfe des alten Pfarrers Johann Westhoff „mit dem Recht der Nachfolge" gewählt und am 16. März 1836 von dem Superintendenten König von Witten in sein Amt eingeführt.

Friederike Westhoff

Am 5. Mai 1836 vermählte sich Saatmann mit der Tochter Westhoffs, der Ottonette Sophie Friedericke Westhoff, die am 24 Januar 1864 starb, 58 Jahre alt, nachdem sie ihm vier Kinder geschenkt hatte:

Marie, seit 1865 vermählt mit dem Königlichen Steuereinnehmer Hermann von Köckritz
Julie, 1868 vermählt mit dem Kaufmann Eduard Fomm zu Köln
Julius Saatmann, Kriegsteilnehmer 1870/71, später Zigarrenfabrikant und Beigeordneter in Vlotho an der Weser, in 1. Ehe mit Lili Langerfeld aus Herne, in zweiter Ehe mit der Pastorentochter Adele Meyer vermählt, und endlich
Wilhelmine, Ehefrau des späteren Bergwerksdirektors Louis Lauten in Herne.

Am Synodalleben nahm Saatmann regen Anteil, wurde 1867 zum Superintendenten gewählt, welches Amt er bis ein halbes Jahr vor seinem Tode verwaltete. Am 16. März 1861 konnte er sein 25jähriges Amtsjubiläum feiern. Bis 1868 verwaltete er das Vikarienamt neben seinem Pfarramte.

Das Pfarreinkommen setzte sich zum großen Teil aus dem Ertrage von Wiesen und Feldern, die Saatmann teilweise verpachtete, zusammen. Es war zu jener Zeit noch üblich, dem Pfarrer bei Kindtaufen, Trauungen usw. Erzeugnisse der Landwirtschaft zu verehren, reiche Bauern gaben bei solchen Gelegenheiten ein seidenes Halstuch oder dergl.

Die Gemeinde war sehr ausgedehnt, die Wege ließen zu wünschen übrig, weshalb sich der Pfarrer ein Pferd hielt, auf dem er zu den entfernt liegenden Bauernhöfen ritt. Wurde er bei solchen Besuchen von seiner Frau begleitet, so saß die Frau Pastor hinter ihrem Manne auf dem Pferd und legte den Arm um ihren Gatten.

Da Saatmann einem alten Chirurgengeschlecht entstammte, auch, wie wir sahen, sich anfangs dem Studium der Medizin gewidmet hatte, wurde er zuweilen zu ärztlichen Hilfeleistungen gebeten. Ja, die Überlieferung sagt, dass er während des Gottesdienstes zu solchem Zwecke abberufen worden sei und der Lehrer die Gemeinde habe singen lassen, bis Pastor Saatmann zurückkehrte und seine Predigt halten konnte!

Saatmann wird als freundlicher, wohlwollender Mann geschildert, dessen Andenken lange segensreich in der Gemeinde fortlebte. Über ein Jahr litt er an einem äußerst schmerzlichen Übel (Darmkrebs), das er mit großer Geduld und christlicher Ergebung ertrug. Es raffte ihn am 19. September 1871 dahin.

Zur Erläuterung der Herner Verhältnisse jener Zeit mag hier bemerkt sein, dass der Ort Herne 1830 795 Einwohner, 1861 2210 Einwohner hatte und 1856 die erste Zeche angelegt wurde. Die Herner Verhältnisse waren damals noch so idyllisch, dass die Schulkinder zusammenliefen, wenn sich ein Städter mit einem Hut im Ort zeigte, der mit dem Ruf: „Ein Hutmann! Ein Hutmann!" begrüßt wurde.

Saatmann und seine Ehefrau fanden auf dem alten Herner Friedhof an der Kirchhofstraße ihre letzte Ruhe. Ihr Grabdenkmal ist dankenswerter Weise durch das Presbyterium in Stand gehalten worden.[2]


Weblinks

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Quelle

  1. Online auf Zeitpunkt.nrw
  2. Nicht erhalten.