Dr. Wilhelm Kraus (1866-1936)
Dr. Wilhelm Kraus (geb. am 8. September 1866 in Höxter-Stahle, gestorben am 6. Juni 1936[1] in Herne) war Arzt und Politiker in Herne
Wilhelm Kraus wurde als Sohn des Maurers und Bauunternehmens Franz Kraus in Stahle bei Höxter geboren und dort am 13. September getauft. Als dreijähriger kam er mit seinen Eltern nach Herne. Am 8. April 1880 feierte er seine erste hl. Kommunion in der St. Bonifatius Kirche und 1896 zusammen mit vier seiner Geschwister die Firmung ebenda.
Nach der höheren Schule studierte er Medizin, promovierte und ließ sich 1894 zunächst in Herne (Von-der-Heydt-Straße 59) und einige Zeit später in Horsthausen (Roonstraße 1) nieder.
Am 19. August 1895[2] heiratete er in Bochum Berta Niehoff (* 1874)
Er war von 1897 bis 1908 Gemeindevorsteher Horsthausens und 1908 bis 1919 Magistratsmitglied und später bis 1923 Stadtverordneter der Stadt Herne
Sein Nachruf im Herner Anzeiger am 8. Juni 1836[3] bringt seine Wirkung in Herne auf den Punkt:
"Gestern früh verstarb im Alter von fast 70 Jahren Herr Sanitätsrat Dr. Wilhelm Kraus. Mit ihm ist eine Persönlichkeit von besonderer Prägung, dahingegangen, ein Mann, dem Herne und der Ärztestand großes verdanken.
Am 8.9.1866, wurde er in Stahle (Kreis Höxter) geboren. Sein Vater, der Bauunternehmer Franz Kraus, zog 1869 nach Herne und erbaute das Haus an der von-der-Heydt-Straße, in dem heute sein Enkel, der Architekt Franz Josef Kraus, wohnt.
Der junge Arzt Wilhelm Kraus ließ sich 1894 nach Beendigung seiner Studien in diesem elterlichen Hause nieder und verlegt dann seine Praxis nach Horsthausen, wo er nicht nur bald ein beliebter Knappschaftsarzt war, sondern auch im gemeinschaftlichen Leben so reges Interesse entfaltete und so großes Vertrauen genoss, dass man ihn zum Gemeindevorsteher machte.
Als solcher hat er in mehrjähriger Tätigkeit sich in energisch für den Ausbau Horsthausens eingesetzt und verdienstvoll gewirkt. Besonders bei der Eingemeindung Horsthausens nach Herne im Jahre 1908 hat er die Belange dieses Stadtteils nachdrücklich zu wahren gewusst. Damals wurde er durch Kabinettsorder zum lebenslänglichen Mitglied des Herner Magistrats ernannt.
Im Magistrat hat sein Wort stets ein besonderes Gewicht gehabt. Seine gerade und aufrichtige Natur, die keine faulen Kompromisse kannte und in echter Westfalenart für die eigene Meinung Einstand, sicherte ihm die Hochachtung aller. In den schweren Jahren des Krieges hat er tatkräftig an der Lösung der Fragen, die die tiefgreifenden Ereignisse aufwarfen, mitgearbeitet. Als der Zusammenbruch und die Umwertung aller Werte kam, lies er sich nicht verwirren. Als kerniger Deutscher und nationaler Mann wusste er nicht nur im Magistrat, sondern auch im Stadtparlament, in das ihm das Vertrauen der Zentrumswähler entsandte, seine geraden Auffassungen nachdrücklich zu vertreten. Furchtlos und kompromisslos zeigt er sich auch in der Besatzungszeit. Seine impulsive Art, die in das Aussprechen ließ, was er für Recht hielt, und seine in einzelnen Fragen von der anderen abweichende Auffassung im politischen Grundfragen, führte dazu, dass er sich im Jahre 1923 aus dem politischen Leben zurückzog.
Als Arzt hat er im Kriege eine ungeheure Arbeit geleistet. Da sie Knappschaftsärzte seiner Nachbarbezirke eingezogen waren, betreute er allein das ganze nördliche Herne von Baukau bis Holthausen.
Daneben war er Lagerarzt für die über 1000 Gefangen bei Friedrich der Große 3/4, 5 und Teutoburgia. Im Jahre 1921 übernahm er den Knappschaftbezirk in Herne=Mitte und siedelte zur Schäferstraße über. Seine Gewissenhaftigkeit, seine ständige Hilfsbereitschaft, Tüchtigkeit und wahre Herzensgüte machte ihn bei seinen Patienten ungemein beliebt, so dass er eine sehr umfangreiche Praxis hatte. Auch seinen Berufsstand widmete er sich mit nimmermüde Einsatzfreudigkeit. Er war nicht nur viele Jahre Vorsitzender des Vereins der Knappschaftsärzte e.V. Bochum, sondern auch der Gründer und langjähriger Vorsitzender des Reichsverbandes der Knappschaftsärztevereine. Seine Berufskollegen betrauern ihn im einen Führer, Freund und Berater von vorbildlichen Qualitäten.
Auf dem Herner Vereinsleben war Sanitätsrat Kraus ein lebhafter Förderer. Er hat in jüngeren Jahren wohl 60 Vereine angehört. Dem Herner Turnclub hat er bis zuletzt die Treue gehalten. Vor nicht allzu langer Zeit, konnte er dort für 50-jährige Mitgliedschaft geehrt werden.
So ist in Sanitätsrat Kraus eine wirkliche von Persönlichkeit dahingegangen, ein aufrechter Mann, dessen ganzes Leben Dienst am Gemeinwohl und am leidenden Mitmenschen war. Sein Gedächtnis wird fortleben, in der kommunalen Geschichte, in seiner Berufsorganisation, wie vor allem in den Herzen seiner Patienten und seiner Freund."
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Ehrungen
- 1917: Kronen-Orden 2-. Klasse
Literatur
Genealogische Anmerkungen
- Franz Kraus, Bauunternehmer in Herne, Baut und wohnt Von-der-Heydt-Straße (1832 Stahle + 1881 Herne) oo Caroline Brandhorst
- Franz Kraus, Bauunternehmer (* 1861 Stahle + 1930 Herne) oo 1886 mit Anna Stegmann.
- 'Franz Josef' Kraus, Architekt, z.B. Druckerei und Verlagshaus Ingmanns und Koethers 1926 (*1889)
- Dr.med. Sanitätsrat Wilhelm Kraus. * 08. September 1866 Stahl, Krs. Höxter, + 06.06.1936 Herne. oo Bertha Niehoff + nach 1936
- Dr.med. Erich Kraus oo Erna Funke
- Gertrud Kraus oo Hackenberg
- Franz Kraus, Bauunternehmer (* 1861 Stahle + 1930 Herne) oo 1886 mit Anna Stegmann.
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Quellen
- ↑ (landesarchiv-nrw.de) Sterberegister Standesamt Herne
- ↑ Standesamt Bochum Mitte Nr. 263
- ↑ Online auf Zeitpunkt.nrw