Wo der Mond einen Palast hat (WAZ 19.10.2014)

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel
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Innerhalb unserer Stadtteilserie ist in dieser Woche Wanne an der Reihe. Wir berichten über statistisches und geschichtliches, über Menschen und aktuelle Entwicklungen.

Stadtteilreport WAZ 2014

Wo der Mond einen Palast hat

Herne.

Einer der am schwersten zu definierenden Stadtteile ist Wanne. Erstens, weil Wanne ganz früher zu Bickern gehörte und zweitens: Weil es jetzt umgekehrt ist. Die Statistiker teilen Wanne – manchmal – in Wanne-Mitte und Bickern auf. Alles klar?

Grenzen

Im Süden Wannes der Bahnkomplex und die Berliner Straße, im Westen die Stadtgrenze zu Gelsenkirchen (Bismarck), im Norden die klarste und eindeutigste Grenze mit dem Emscherschnellweg und im Osten die wohl diffuseste: An der Straße am Freibad soll Wanne enden, also noch vor dem Wananas, das die Statistiker nach Baukau verlegen, den Wannern also quasi stehlen. Gut, dass Statistiker keine Römer sind, dann können sie ja auch nicht spinnen.

Bebauung

Wanne umfasst das Stadtbezirkszentrum Wanne-Mitte mit zahlreichen öffentlichen und kulturellen Einrichtungen, die umgebenden, überwiegend hoch verdichteten und altbaulich geprägten Wohnsiedlungsbereiche sowie die Grünbereiche insbesondere des Stadtgartens und des Postparks.

Der Glückaufplatz wird zurzeit neugestaltet und angrenzend ein neues SB-Warenhaus errichtet. Auch die Ansiedelung des Rheumazentrums Ruhrgebiet in der Claudiusstraße führe unzweifelhaft zu einer Aufwertung des Stadtbezirks, meinen Stadtentwickler.

Bevölkerungsstruktur

Laut Statistik weist Wanne eine überdurchschnittliche Arbeitslosigkeit auf, ebenso eine hohe Zahl von Hartz-IV-Empfängern und ein deutlich unterdurchschnittliches Einkommensniveau. Insgesamt wohnen in Wanne 33 308 Menschen, der Anteil der weiblichen Bevölkerung liegt bei 51,7 Prozent. Keine gute Nachricht für Vermieter: Der Wohnungsleerstand und die Wanderungsintensität sind überdurchschnittlich.

Der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund liegt deutlich über dem gesamtstädtischen Mittel, 11 800 Menschen mit ausländischen Wurzeln leben hier, ein gutes Drittel der Einwohner. Die sozialen Problemlagen sind unterschiedlich stark ausgeprägt.

Kultur und Freizeit

Christian Stratmanns Mondpalast im ehemaligen Saalbau ist weit über die Grenzen der Stadt in aller Munde, ein Volkstheater, das dieses Jahr seinen zehnten Geburtstag feierte. Hier treten die typischen Ruhris auf: Bergmann, Taubenzüchter und Fußballfan.

Das Wananas, wir lassen es in Wanne. Es fiel 2011 einem Großbrand zum Opfer. Seitdem stehen die Wanner auf dem Trockenen. Im kommenden Frühjahr soll aber der Neubau starten, Eröffnung voraussichtlich im Sommer 2016.

Im Herzen Wannes, Am Buschmannshof, sieht man es am besten: Im Rahmen des Stadtumbaus Wanne-Mitte sind zahlreiche, insbesondere städtebauliche Maßnahmen zur Stabilisierung und Weiterentwicklung des Quartiers umgesetzt worden. Der Busbahnhof wurde völlig neu gestaltet, die Häuser mit ihren schönen alten Fassaden aufgefrischt. Der Markt wird attraktiver, sogar die Gilde der Marktschreier schrie sich jüngst nach zehnjähriger Pause wieder die Seele aus dem Hals.

Die Umgestaltung des Post- und Rathausparks und des Glück-auf-Platzes machen das Zentrum Wannes ein weiteres Stück schöner und tragen damit – hoffentlich – auch zu einer weiteren Verbesserung der Einkaufs-Situation bei.

Bickern, das sowohl durch Wohnsiedlungen als auch durch die rekultivierte Haldenlandschaft sowie angrenzende gewerblich genutzte Bereiche des ehemaligen Zechenstandortes Pluto Schacht Wilhelm geprägt ist, hat sich erbittert gegen die forensische Psychiatrie gewehrt - ohne Erfolg. Viele Menschen fürchteten sich vor Suchtkranken, psychisch Kranken oder seelisch behinderten Rechtsbrechern, wenn sie Freigang erhalten oder vielleicht sogar ausbrechen. Die Stadt klagte bis vor das Bundesverwaltungsgericht – und verlor. Inzwischen hat sich das Verhältnis zur Forensik normalisiert.

Mit dem im Rahmen der Stadterneuerung entstandenen Stadtteilzentrums Pluto hat Bickern einen neuen attraktiven Mittelpunkt erhalten. Finanziert wurde das Projekt mit Mitteln aus der Stadterneuerungsmaßnahme Bickern/Unser-Fritz.

Martin Tochtrop [1]

Wo der Mond einen Palast hat [2]

Dieser Artikel bzw. dieses Bild wird von der Westdeutschen Allgemeine Zeitung für das Wiki der Herner Stadtgeschichte zur Verfügung gestellt und unterliegt dem Urheberrecht. Bei einer Verwendung dieser Abbildung und/oder dieses Textes außerhalb des Wikis der Herner Stadtgeschichte ist die Genehmigung beim Zeitungsverlag einzuholen. Die Genehmigung umfasst Veröffentlichungen u.a. aus der Westdeutschen Allgemeine Zeitung und den Ausgaben aus Beständen des Herner Stadtarchivs.
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Siehe auch

Quellen