Wie der Kanal nach Herne kam
Herne und der Kanal gehören einfach zusammen so wie Wanne und Eickel.
Dabei müsste die Wasserstraße eigentlich „Wanne-Eickel-Kanal“ heißen, denn einer der Ideengeber kam aus Eickel und war Steuereintreiber im Landkreis Bochum. Er setzte sich zunächst für die Schiffbarmachung der Emscher ein, die um 1776, als Johann van Oven sich für ein Kanal zwischen Lippe und Ruhr einsetzte, noch mäandrierend ihren Weg von Holzwickede bis an den Rhein suchte.
Johann von Oven, ein Verwandter des Landwirtes von Oven, auf dessen Schalker Grundstück man gut 70 Jahre später die ersten Kohlen im heutigen Gelsenkirchen finden sollte, plante sogar einen Emscherhafen in Crange, denn hier verlief eine damals wichtige Handelsstraße, der sogenannte Kohlenweg, der von Bochum. Über die Emscher in Wanne-Eickel bis am die Lippe führte. So entstanden 1767 ein verwegener Plan, der nicht die Kanalisierung der Emscher, sondern den Bau eines Seitenkanals zum Ziel hatte. Die Wasserstraße mit 16 Schleusen sollte 50 Kilometer lang werden. Die Baukosten waren mit rund 390.000 Taler veranschlagt. Eine ungeheure Summe, denn der Etat des preußischen Staates betrug in dieser Zeit rund 12,5 Millionen Taler. Den Großteil des Haushaltes verschlang die Armee. Da war es klar, das Friedrich II. niemals soviel Geld in den Bau eines Kanals, der aber zunächst keinen Gewinn abwarf, bereitstellen würde. Von Oven ließ nicht locker und trieb seine Pläne voran. Doch die starken „Ruhrbarone“, die Schifffahrt und Bergbau entlang des Flusses kontrollierten, schafften es, dass das Projekt Kanalbau 1774 erst einmal begraben wurde. Aber die Emscher half dem wackeren von Oven, denn immer wieder überschwemmte der Fluss weite Teile des Landes zwischen Holzwickede und Duisburg. 1788 gab daher einen erneuten Versuch in Richtung Kanalprojekt.
An verschiedenen Stellen wurde die Emscher begradigt, aber für die anschließende Unterhaltung des Wasserlaufes war niemand zuständig. Ende 1850 erreichte auch der Bergbau den Emscherraum und veränderte nachhaltig das bisher landwirtschaftlich geprägte Gebiet. Der Verein für bergbauliche Interessen nahm sich bald wieder des Projektes Emschertalkanal an. Er befürwortete den Bau von Känalen vom Rhein bis zur Elbe. Erst mit William Thomas Mulvany, dem Direktor der Hibernia-Zechen, kam frischer Wind in das festgefahrene Kanalbauprojekt. Der Ire, ein fähiger Wasserbau-Ingenieur, bewies Weitblick, denn er wollten einen Kanal bauen, der mit dem Wasser aus der Emscher gespeist werden sollte. Und wieder sollte Crange eine zentrale Rolle im neuen künstlichen Wasserlauf spielen.
Es tauchte aber ein weiteres Problem auf, die Eisenbahn, denn man räumte damals dem dampfenden Ungetümen eine größere und besser Zukunft ein, die außerdem noch sehr viel Profit versprach. Erst mit der Reichsgründung 1871 ging es etwas bergauf mit den Kanalplänen, die überarbeitet, verworfen und neu erstellt wurden. Erst ab 1906 wurde die 40 Kilometer lange Wasserstraße in neunjähriger Bauzeit bis Herne mit einst sieben Schleusen realisiert. Erst später erhielt sie noch einen Anschluss an den bereits fertiggestellten Dortmund-Ems-Kanal. Kaiser Wilhelm II. kam 1899 sogar zur Einweihung des einmaligen Schiffshebewerkes nach Henrichenburg. Und aus dem einst wilden Fluss Emscher, der einer Region einen Teil seines Namens verdankt, wurde ab 1899 in ein eigenes Bett gezwängt und transportiert seitdem täglich die Abwässer von mehren Millionen Menschen. [3]