Die Strike=Unruhen im Bochumer Distrikt (Baltimore 1899) III.

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel
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Originaltext aus Der Deutschen Correspondenten Baltimore 30. Juni 1899 S. 1 [1]

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Der nachfolgende Text ist kritisch zu betrachten. Zur historischen Einordnung siehe: Herner Aufstand 1899

Die Strike-Unruhen im Bochumer - Distrikt.

Der Aufruhr zu Bochum.

Bezüglich des blutigen Arbeiter-Aufruhrs bei Bochum ist zu bemerken, daß derselbe nicht durch etwaige Hetzereien sozialistischer Agitatoren herbeigeführt wurde; im Gegentheil, die an Ort und Stelle befindlichen sozialistischen Arbeiterführer haben die sinkenden Grubenarbeiter zur Wiederaufnahme der Arbeit und zur Einfahrt in die verlassenen Stollen aufgefordert. Daran, daß der Ausstand in den Zechen „Shamrock" und „Friedrich der Große" einen so drohenden Charakter angenommen hat, ist wohl am meisten der Umstand Schuld, daß von den 2500 Strikern die Mehrzahl junge Polen, höchst gewaltthätige Menschen, sind, die meistens als Schlepper und Pferdeführer beschäftigt wurden. Bei den blutigen Krawallen erwiesen sich die anwesenden Gensdarmen als nicht genügend, um Ruhe und Ordnung wiederherzustellen, weshalb Militär requirirt wurde. Gestern rückte infolge dessen ein Bataillon Infanterie und eine Schwadron Kavallerie in das Strike - Gebiet ein; der kleine Belagerungszustand wurde erklärt und man erwartet, daß die blutigen Kämpfe aufhören werden. Welchen Umfang dieselben angenommen hatten, vermag man daraus zu ersehen, daß der Tod von fünf Männern zu beklagen ist. Außerdem wurden viele Personen so schwer verletzt, daß die Anzahl der Todten sich wahrscheinlich vermehren wird.

Tödlliche Verletzungen haben u. a. Andreas Stachowitz, Friedrich Keßler, August Koester, Jakob Caspar, Alexander Bvill unid Karl Dettling erlitten. Natürlich vermag Niemand auch nur annähernd die Zahl der Verwundeten anzugeben, da die Striker den bei weitem größten Theil der Verletzten verborgen halten.

Was die Wuth des gewaltthätigen Elements der Striker mehr ats irgend etwas Anderes entflammte, waren Plakate, welche Landrath Spude anschlagen ließ, und in denen er die aus den Provinzen Posen und Russisch - Polen kommenden ausständigen Arbeiter für contraktbrüchig erklärte und unter Androhung scharfer Bestrafung zur Erhaltung der öffentlichen Ruhe und Sicherheit aufforderte. In Herne sind die Läden unid Trinklokale geschlossen. Die Stadtverordneten - Versammlung hat die Bildung einer Zechen - Schutzwehr beschlossen, öffentliche Ansammlungen sind verboten. Trotzdem häufen sich die Striker, wo immer sie die Plakate sehen, zusammen, reißen die selven unter Hohngelächler herab und ziehen dann johlend weiter. Natürlich ist diesem Betragen jetzt durch das Erscheinen des Militärs ein Ziel gesetzt. Patrouillen durchziehen alle Straßen, und wo immer ein Zusammenlauf sich bildet, sind sofort Kavalleristen zur Stelle und sprengen die Leute auseinander. Soweit sind 37 Verhaftungen vorgenommen.

Siehe auch

Einzelnachweise