Schulstraße 36

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel
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Schulstraße 36
Erbaut: vor 1895
Stadtbezirk: Herne-Mitte
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Letzte Änderung: 23.10.2024
Geändert von: Andreas Janik

Das Wohnhaus Schulstraße 36 liegt auf der östlichen Straßenseite des Neumarkts zwischen Heinrichstraße und Schaeferstraße und wurde für die Witwe Antonie Herrgott um 1895 errichtet.

Das Haus, es trug zu Beginn die Haus Nr. 10, gehörte Antonie Herrgott geb. Frankmöller. Ihr schon 1887 verstorbener Mann war der Kaufmann Carl Herrgott (1833 Rahden gebürtig) der in Herne eine Pfandleihanstalt betrieb. 1890 war sie an der Mont-Cenis-Straße 1 eingetragen.

1897, im Jahr der Stadtwerdung Hernes, bewohnt zwar die Witwe Herrgott das Haus, aber als Eigentümer ist der Bürobeamte Heinrich Hüls ins Adressbuch eingetragen. Interessant ist dabei, dass eine Frau H. Hüls im Haus Schulstraße 28 ebenfalls eine Pfandleihe unterhielt. Zumindest bis 1913. Vermutlich hatte sie das Geschäft von Carl Herrgott übernommen. Weiterhin bewohnen der Güterexpedient Otto Westphal, der Büreaugehilfe August Bockermann, die Lehrerinnen Paula Mandel und Henriette Her sowie der Schreiner Peter Mathes und der Tagelöhner Josef Mathes das Haus. Am 21. Februar 1904 starb 69jährig in diesem Haus Antonia Herrgott[1]

Das Haus - dritte von links - um 1909

1910/14 ist hier der Kaufmann Hermann Kraus ansässig und auch Eigentümer. 1910 neben den Dienstmägden Frieda Schulte und Clara Spekovius der Amtsrichter Wilhelm Rademacher.

Das Haus - zweite von rechts - um 1909

Hermann Kraus (1870-1925) war das jüngste Kind des Bauunternehmers Franz Kraus und dessen Ehefrau Caroline Brandhorst. Sein Bruder Franz (1861-1930) führte das Baugeschäft weiter, Bruder Wilhelm (1866-1936) war Arzt und wohnte gleich am Eck im Haus Schaeferstraße 16.

Verheiratet was Hermann Kraus mit Anna Schulte aus Schwerte, die er 1896 in Herdecke heiratete.

Herner Anzeiger vom 3. Juli 1912

Seine Firma war eine Holz- und Baumaterialien-Großhandlung und stellte Baumaterialien in den Markt wie z.B. Pflastersteine. Nebenbei eröffnete er hier im Haus am Neumarkt ein Lottoannahmegeschäft. Frau Kraus tat sich auch caritativ hervor, sie leitete die Brockensammlung des Fürsorgevereins Hernes.[2] Hermann selber war u.a. langjähriger Kassierer des Vaterländischen Frauenvereins vom Roten Kreuz.

Im Jahre 1917 führ Hermann Kraus, zusammen mit dem ersten Bürgermeister Dr. Sporleder und dem Direktor des Progymnasiums i.E. Dr. Wiesehoff nach Berlin, um im Kultusministerium persönlich den Antrag zur Umwidmung der Schule in eine Vollanstalt vorzustellen und zu erreichen. Es gelang.[3]

Hermann Kraus starb am 22. April 1925. Seine Witwe Anna übernahm beide Unternehmen und führte diese durch die schwierigen Jahre. 1929 sind im Haus neben ihr der älteste Sohn Kaufmann Dr. jur. Hermann Kraus, der Katasterdirektor Carl Dömken, die Stütze Maria Groß und die Köchin Anna Tölle eingetragen.

Dennoch ging es finanziell bergab: „Das Amtsgericht. Bekanntmachung In unser Handelsregister Abt. B ist heute unter Nr. 129 bei der Firma Hermann Kraus G. m. d. H., Holz- und Baumateriallen-Großhandlung in Herne folgendes eingetragen worden: Durch Beschluß der Gesellschafter ist die Gesellschaft aufgelöst, die Firma erloschen. Herne, den 5. September 1933.“

Und nicht nur das, Sohn Heinrich jr. verließ Herne und ging zur Wehrmacht. Wurde später Chef einer Infanterieeinheit und Oberst.) 1934 bewohnten neben Anna Kraus und ihrer Schwiegertochter Hedwig ge. Meimberg, der Stadtlandmesser Willi Hagen, der Kaufmann Heinrich Kleine und die Fürsorgerin Gertrud Zacharias das Haus.

Es reichte vermutlich zum unterhalt des Hauses nicht aus: • Zwangsversteigerung. Gemarkung Herne, Flur 8. Nr. 970/14, groß 5.93 Ar, beb. Hofraum und Hausgarten, Schulstraße 36. Eigentümer: Witwe Hermann Kraus, Anna, geb. Schulte in Herne mit ihren Kindern Hermann, Margarethe und Johannes in fortgesetzter westfälischer Gütergemeinschaft. Versteigerungstermin: 17. September 1935, 10 Uhr, an der Gerichtsstelle, Zimmer 4. (2439a) Amtsgericht Herne

1936 ist in diesem Haus die Rendantur (Kirchenkasse) der St. Bonifatius Gemeinde und später der alt Herner Gemeinden untergebracht.

Am 7. Oktober 1937 lässt Dr. Johannes Nordbeck in den Herner Zeitungen vermelden:
Herner Zeitung 66 (7.10.1937) Schulstraße.png

1938 ist nun Dr. Hans Nordbeck als Besitzer ins Adressbuch eingetragen. Anna Kraus wohnt ebenfalls noch hier. Weitere Bewohner waren: der Lehrer Rudolf Ewert nebst Mutter, der Witwe Wilhelmine Ewert. Der städtische Vermessungsrat Willi Hagen, die Hausgehilfin Therese Dill, die Ehefrau Johanna Hartmann und die Hausgehilfin Meta Lippke. Der HNO-Ärzt Dr. Nordbeck war vorher im Haus Schaeferstraße 6 bzw. 7 praktizierend. Anna Kraus hat nun ihre Lotterieannahme auf der Bahnhofstraße 46.

1950 bewohnen die Witwe Pelagia Brocke, Johanna Hartmann mit Doris (Musik-Studentin) und Friedrich Hartmann (Angestellter, der Kaufmann Dr. Hermann Kraus nebst Sohn Hans-Rudolf Kraus (Angestellter), der Jurist Franz Lakotsch nebst Marianne Lakotsch und Facharzt Dr. Werner Walther mit Rudorf und Werner Walther das Haus.

1954 – Dr. Nordbeck ist weiterhin Eigentümer – hat sich nicht viel verändert.

1956 ist Herta Walther Eigentümerin. Es leben und arbeiten hier: Arzt Dr. med. Hans-Jürgen Sach[4], Facharzt Dr. med. Werner Walther, Pflichtass. Dr. Hans-Werner Walther und Assistenzarzt Rudolf Walther. Als Praxis im Haus: Augenarzt Dr. med. Paas.

Die Zahnarztpraxis existiert hier seit 1982. Die Gründung erfolgte durch Dr. Michael Baumgarten. Von 1999 bis 2016 haben Dr. Michael Baumgarten und Dr. Jörg Schlünder die Praxis als Gemeinschaftspraxis geführt. Ab 2016 wurde die Praxis von Dr. Jörg Schlünder und Frau Dr. Martyna Kotzian als Gemeinschaftspraxis weitergeführt. Seit 2020 führt Herr Dr. Jörg Schlünder die Praxis mit der angestellten Zahnärztin Frau Dr. Wolff und der Assistenzzahnärztin Zahnärtin Frau Majd Abuzidan. Seit 2016 existiert zusätzlich ein Praxislabor in den Räumlichkeiten der Praxis Schulstraße.[5] Ebenfalls im Haus sind die Geschäftsräume der phase21/Designagentur angesiedelt.

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Einzelnachweise