Vom Grubenschlosser zum uniformierten Luftfahrer
Volker Vogelmann (* am 25. Mai 1944 in Herne)
Als junger Schlosser, damals noch als Auszubildender in der FdG-Grubenschlosserei, da durfte er einmal das Gartentor am Zechenhaus von Maschienobersteiger Brehler instandsetzen, einige Jahrzehnte später saß Volker Vogelmann am Tisch mit dem damaligen NRW-Ministerpräsidenten Johannes Rau, und spielte Skat mit ihm.
Begonnen hatte alles 1960 in der Lehrwerkstatt von „Piepenfritz“ an der Werderstraße in Horsthausen. Dort begann Volker Vogelmann seine Ausbildung zum Schlosser. Vier weitere Auszubildende, die zwei Jahre später auch im Grubenbetrieb des Herner Pütts eingesetzt werden sollten, standen mit dem damals schon 16-Jährigen an der Werkbank. Nach der Ausbildung, die Volker Vogelmann, der im „Schatten“ von 1/ 2 wohnte, und auch schon mal als Messdiener beim legendären Pfarrer Stier in der benachbarten St. Joseph-Kirche aushelfen musste, wurde 1963 in den Untertagebetrieb versetzt. „Mein Ziel war es, Maschinensteiger zu werden,“ erzählt der gebürtige Herner, der gerne im Sommer mit seinem zwei Jahre jüngeren Bruder Roland das Schwimmbad auf dem Zechengelände an der Roon- und Werderstraße besuchte. „Einmal stiegen wir sogar nachts über den Zaun und weil wir keine Badehosen dabei hatten, ging es nackt ins Wasser,“ berichtet der ehemalige Grubenschlosser, der sich auf 3/ 4 bald um die neu eingeführten Einschienenhängebahnen kümmerte und auch um Schichtdienst eingesetzt wurde. Bald ging aber auch auf „Piepenfritz“ das Schließungsgerücht umher. So entschloss sich der gelernte Grubenschlosser, der aber im Rahmen seiner Zechenausbildung unter dem äußerst beliebten Meister Walter Porsfeld ein Praktikum bei den Grubenelektrikern absolvierte, seinen Arbeitsplatz in 1000 Meter Tiefe zu verlassen und eine neue Ausbildung bei der Polizei zu beginnen.
Im Oktober 1967 trat Volker Vogelmann seinen Dienst bei der Polizei in Bork an. Über Bochum, wo er als „Schutzmann“ tätig war, kam er 1973 zur Fliegerausbildung nach Hangelar an den Rhein. Hier wurden die angehenden Hubschrauberpiloten von Experten des BGS (Bundesgrenzschutz) ausgebildet. 14 Monate lang wohnte der angehende Pilot damals in der dortigen Kaserne. „Eigentlich machte ich ja eine Ausbildung zum Luftfahrer,“ betont Vogelmann, der sich mit einem gequälten Lächeln an die die schwere Ausbildungszeit erinnert. „Hier ging damals noch alles sehr militärisch zu,“ erzählt der gebürtige Herner weiter. Für Ausbildungswecke standen den angehenden „Luftfahrern“ die Alouette 2 zur Verfügung. Nach der Zwischenprüfung ging es im zweijährigen Ausbildungsprgramm mit dem Alleinflug, mit See- und Gebirgsflügen weiter. Zur Seeausbildung flog man im Konvoi nach Schleswig, und von Rosenheim aus, stieg Volker Vogelmann mit seinem Hubschrauber erstmals in 3000 Meter Höhe auf, um das gigantische Alpenpanorama zu erkunden. „Ich war von der Bergwelt, die ich schon vorher aus meiner Urlaubszeit als Azubi auf „Piepenfritz“ kannte, fasziniert. Sie hat mich danach nicht mehr losgelassen und habe in den folgenden Jahren daher auch so manchen Alpengipfel mit Seil und Hacke bezwungen.“
Nach der bestandenen Luftfahrer-Prüfung wurde der Herner nach Düsseldorf versetzt, danach war er ab April 1976 bis zu seiner Pensionierung auf dem Flugplatz Holzwickede stationiert. Er gehörte der dortigen Autobahnpolizei an, die für die Überwachung für große Teile des Straßennetzes im Großraum Ruhrgebiet zuständig ist. Aber auch andere fliegerische Aufgaben musste der uniformierte Luftfahrer in diesen Jahren bewältigen. So die Koordinierung von Einsätzen aus der Luft, wie die Suche nach Vermissten oder bei der Verbrechensbekämpfung. Auch beim „Geiseldrama von Gladbeck“ im Jahre 1988 verfolgte Vogelmann teilweise das Geschehen aus der Luft mit. Doch besonders gerne erinnert er sich heute an die „VIP-Einsätze“, denn der Herner brachte unter anderem den ehemaligen NRW-Ministerpräsidenten Heinz Kühn, Ex-Innenminister Willi Weyer und Kühn-Nachfolger Johannes Rau an Zielorte meist innerhalb von NRW. „Einmal musste ich Rau nach Borkum fliegen, plötzlich stand er wieder neben dem Hubschrauber und forderte meinen Kollegen und mich zu einer Skatrunde heraus, die wir auch prompt verloren.“ Auch einen der beiden Gladbecker Geiselnehmer, Dieter Degowski, hatte Vogelmann an Bord, er musste, so erzählt der ehemalige Luftfahrer, der aber inzwischen in Waltrop lebt, 1989 in ein anderes Gefängnis verlegt werden. „Es war schon ein komisches Gefühl, ihn zu fliegen. Aber es ging ja alles glatt.“
Im Laufe seines langen Polizeilaufbahn steuerte Volker Vogelmann in über 8 500 Stunden in der Luft fünf verschiedene Hubschraubertypen. Darunter die Alouette, die Gazelle, die B105 und die BK 117. Zweimal sürzte er mit seinem Fluggerät ab. Doch alles verlief glimpflich – kein Pesonenschaden, nur das Fluggeärt war arg lädiert und in einem Fall gab es sogar Totalschaden. Als Volker Vogelmann einmal mit seiner BO105 in der Nähe von Brekerfeld zur Suche nach einer vermißten Person eingesetzt war, musste er seinen Hubschrauber notlanden. Aber auch hier kamen die beiden Polizisten an Bord mit einem Schrecken davon.
Luftfahrer Vogelmann konnte sein Fluggerät damals fast unbeschädigt auf den sicheren Boden bringen. „Fliegen ist mit einer sehr hohen Eigenverantwortlichkeit verbunden. Nach Ablauf meiner Dienstzeit bin ich aber nie mehr in einen Hubschrauber gestiegen - aus und vorbei. Dafür habe ich jetzt andere Hobbies,“ erzählt der Ex-Polizist, der nun lieber in seiner Freizeit aufs Fahrrad steigt, in den Alpen wandert und nebenbei auch gerne fotografiert - vor allem Landschaften. [1]
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Quellen
- ↑ Ein Artikel von Friedhelm Wessel