Väterliches Erbe verstaubt im Keller

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel
Willi Schneider mit seinem Modell der Kreuzkirche

„Das Erbe meines Vaters verstauben im Gewölbe.“ Maschinenbautechniker Günter Schneider aus Sodingen schmunzelt, denn im Keller des Hauses an der Mont-Cenis-Straße warten seit Jahrzehnten ein Schiff und eine Kirche darauf, endlich entsprechende Ehrenplätze zu erhalten. „Es sind Modelle des ehemaligen Panzerkreuzers Blücher und der Herner Kreuzkirche – geschaffen zusammen aus rund 30 000 Streichhölzern“, erläutert der Sodinger.

Der 1948 geborene Günter Schneider weiß es ganz genau, denn damals, es war 1959/60, musste er seinem Vater beim Bau der beiden Modelle helfen.“

„Ich hatte nämlich die Aufgabe die Schwefelköpfe der Streichhölzer zu entfernen,“ erinnert sich der Pumpenspezialist von der Mont-Cenis-Straße, der bereit ist, diese Modelle – und weitere seltene Objekte - in „gute Hände“ zu geben. So schuf sein Vater, von 1950 bis 1973 als Grubenschlosser aus der Zeche Mont-Cenis arbeitete, aus genau 16 325 Zündhölzchen in wochenlanger Arbeit das Modell der Kirche im Maßstab von 1:75. Später schickte die Zündholz-Monopolgesellschaft jedoch zur Freude des Jungen „kopffreie“ Hölzer ins Sodinger Bastelhaus.

„Mein Vater war aber ein sehr vielseitiger Mann. Er widersprach dem damals wohl sehr gängigen Klischee, Kumpels interessieren sich nur für Fußball, Skat und Tauben. Bei uns sah es anders aus. Wir hatten einen großen Garten am Schwarzen Weg, immer einen Schäferhund und es wurde sehr viel Musik gemacht,“ erzählt Günter Schneider.

Sein Vater, der von 1916 bis 1989 lebte, war unter anderem über 30 Jahre anerkannter Ausbilder für Schutzhunde im Raum Herne und spielte mit großer Leidenschaft Schifferklavier und Akkordeon. „Er war ein Schulfreund von Kurt Edelhagen, sie besuchten zusammen die damalige Schule Auf’m Kolm in Holthausen,“ berichtet Günter Schneider weiter. Manchmal, so einnert sich der Sohn des vielseitigen ehemaligen MC-Bergmannes, machte sein Vater sogar Musik im damals legendären Herner Kanonengarten, wo er aber auch schon mal als Kellner die Gäste bewirtete.

Später, nach seiner Pensionierung, arbeitete der gelernte Sodinger Hufschmied auch für das Emschertalmuseum. Günter Schneider erinnert sich: „Zeitweise hatte mein Vater sogar eine Werkstatt im Schollbrockhaus, dort baute er unter anderem für das Museum das Dorf Haranni nach.“ Auch das Emschertalmuseum gehörte einst zu den Erben des ehemaligen MC-Kumpels, denn er überließ der Einrichtung im Schloss Strünkede in den 1980er-Jahren seine einst liebevoll gehütete und gepflegte Feldschmiede“. [1]

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Quellen

  1. Ein Artikel von Friedhelm Wessel