Hof Große-Lahr genannt Tönnis

Aus Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel
Der Hof Große-Lahr im Mai 2015 [1]

Die Historie des Hofes Große-Lahr in Börnig

... vom "Weingut" zum "Reiterhof".

Vorwort: Der heutige Hof „Große-Lahr“ trug in den zurückliegenden Jahrhunderten auch die Namen „Tönnis“ und „Schulte-Uhlenbruch“. Heimatgeschichtlich richtig wäre die heutige Bezeichnung „Hof Große Lahr genannt Tönnis“.

Um 1000 ist urkundlich erstmals von einer Bauernschaft Börnig (damals diverse andere Schreibweisen) die Rede. Zu dieser Bauernschaft gehörten auch die Siedlungskerne Villewich (Vellwig) und Vosnacket (Vossnacken).

Der Siedlungskern Vellwig wird urkundlich erstmals 1045 als „yillewich“ erwähnt. In einer Urkunde der Abtei Deutz sind fünf Höfe bekundet. 1333 lautet eine weitere Erwähnung „Velwych“, wo wir dem heutigen Namen schon näher kommen.

Der Siedlungskern Vilewich, Velewic, Velwych, Vellwich war siedlungsmäßig günstig gelegen, da mitten durch die Ansiedlung ein Bach floss (späterer Name „Börniger Bach“). “Wasser” hatte für eine Ansiedlung immer erste Priorität. Als „Vilewich“ wird bei der Namensdeutung eine Stelle bezeichnet, wo der Wald(saum) zurückweicht und Platz für eine Ansiedlung lässt. Aus dieser Namensdeutung ergibt sich auch der Anhaltspunkt für das überaus hohe Alter der Siedlung Vellwig.

Im Urkataster von 1826 wurden ebenfalls für Vellwig „fünf Höfe“, diesmal sogar namentlich genannt:

- Wefer
- Koop
- Klute
- Schreiber und
- Tönnis

Es scheint, dass die Anzahl der Höfe zwischen 1045 und 1826 unverändert war.

Der Name „Toniß“ (Tönnis) taucht erstmals in der „Türkensteuerliste des märkischen Amtes Bochum vom Jahre 1542“ auf. Dort ist festgehalten, dass „Toniß“ 1 ¾ Reichsstaler Türkensteuer gezahlt hat (1 Reichstaler heute ca. 10 Euro). Diese „Türkensteuer“ war eine Sondersteuer gegen die türkische Bedrohung, welche bereits 1529 Wien erreicht hatte.

Für den Hof war jede zusätzliche Steuer eine starke Belastung. Die Höfe in Börnig waren zu der Zeit alle abhängig von den Adelsgütern Schadeburg und Bladenhorst. Im Grunde genommen waren sie „Leibeigene“. Sie mussten an den Adel den sogenannten „Zehnten“ von Ernte und Vieh abtreten. Hinzu kamen Fron- und Spanndienste, d.h. unentgeltliche Feldarbeit und Erntehilfe. Außerdem forderte die Kirche ihren Anteil.

1827 erfasste die "Bürgermeisterey Castrop" in einer Liste die Wohnorte, Gebäude und Gebäudewerte in den Landgemeinden. Bei der „Commune Börnig“ wird der Hof von Johann Tönnis wie folgt erfasst:

- Wohnhaus Wert 120 Reichstaler - Scheune „ 30 „ -Backhaus „ 20 „

Im Einwohnerverzeichnis der Gemeinde Börnig aus dem Jahre 1846 (Lfd.-Nr. 254–262) gehörten zur Familie Tönnis:

Wilhelm Tönnis Landwirt 36 Jahre alt kath.
Pina geb. Lücke Ehefrau 20 Jahre alt kath.
M. Catharina Tige Witwe 59 Jahre alt kath.
Hermann Tönnis Sohn 30 Jahre alt kath.
Moritz Tönnis Sohn 26 Jahre alt kath.
Johann Tönnis Sohn 24 Jahre alt kath.
Maria Tönnis Magd 22 Jahre alt kath.
Lisette Reinhottmann Magd 14 Jahre alt kath.

Eine der interessantesten Informationen über den Hof Große-Lahr stammt aus der schon erwähnten Urkunde der Abtei Deutz. Hier wird bereits 1045 berichtet, dass in Vilewich Weinbau betrieben wurde.

Aus dem „Werdener Urbar“ geht hervor, dass der Weinberg dort gelegen hat, wo später die Zeche Teutoburgia entstand. In einer historischen Abhandlung (Herner Anzeiger von 1935) wird über den heutigen Hof Große-Lahr folgendes berichtet:

Der Hof Tönnis, der 1889 noch auf den Namen der Witwe Phillipine Tönnis stand, gehört seit 1900 Wilhelm Schulte-Uhlenbruch. Dieser Schulte-Uhlenbruch ist auch Besitzer des Hügels gegenüber Teutoburgia, der die alte Flurbezeichnung „auf dem Weinberg“, trägt. Hier tun sich interessante Zusammenhänge zu der Schenkungsurkunde der Witwe Adele auf. Wenn dort von einem Fuder Wein gesprochen wird, dann dürfte dieser Wein für Vellwich von der Flur „auf dem Weinberge“ gestammt haben, ebenso wie der Wein vom beim jetzigen Börniger Krankenhaus nachgewiesenen Weinberg vom Kloster Werden begehrt wurde.

Demnach ist der Hof Große-Lahr lange Zeit ein „Weingut“ gewesen!! Es wäre m. E. eine schöne Marketing-Idee, heute Wein vom „1000 Jahre alten Weingut“ im Hofladen anzubieten.

Nachwort: Als Gegenleistung für diesen kleinen historischen Bericht sollte die erste Flasche von „Weingut Große-Lahr“ an den Verfasser gehen. [2]

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Quelle

  1. Foto von Gerd Biedermann
  2. Ein Artikel von Gerd E. Schug