Alfred von Unger: Unterschied zwischen den Versionen
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I. Eickel, 1. Nov. Seit dem gestrigen Tage sind die Gemeinden Eickel und Holsterhausen zu einem eigenen Amtsbezirk— dem Amte Eickel— vereinigt. Jahre lange Wünsche und Bestrebungen der Eingesessenen beider Gemeinden damit ihre Erfüllung gefunden. Kein Wunder daher, daß am Tage der Einweihung des neuen Amtes unser ganzes Dorf wie zu einem frohen Festtage reich beflaggt war. | I. Eickel, 1. Nov. Seit dem gestrigen Tage sind die Gemeinden Eickel und Holsterhausen zu einem eigenen Amtsbezirk— dem Amte Eickel— vereinigt. Jahre lange Wünsche und Bestrebungen der Eingesessenen beider Gemeinden damit ihre Erfüllung gefunden. Kein Wunder daher, daß am Tage der Einweihung des neuen Amtes unser ganzes Dorf wie zu einem frohen Festtage reich beflaggt war. | ||
Am (Samstag) Vormittag fand im Amtsgebäude unter dem Vorsitz des kgl. Landrathes Herrn Dr. Baltz eine Sitzung der Amtsvertretung statt, in welcher Herr v. Unger als Amtmann eingeführt und die Herren Rentier Middeldorf und Vorsteher Garthmann zu Beigeordneten des neuen Amtes gewählt wurden. | Am (Samstag) Vormittag fand im Amtsgebäude unter dem Vorsitz des kgl. Landrathes Herrn [https://de.wikipedia.org/wiki/Constanz_von_Baltz Dr. Baltz] eine Sitzung der Amtsvertretung statt, in welcher Herr v. Unger als Amtmann eingeführt und die Herren Rentier Middeldorf und Vorsteher Garthmann zu Beigeordneten des neuen Amtes gewählt wurden. | ||
An dem Festmahle, welches Nachmittags im Garthmann'schen Saale veranstaltet war, nahmen ca. 120 Personen theil. Die Stimmung war allerseits froh belebte. Der erste Trinkspruch galt wie üblich dem Landesherrn. Herr Landrath Dr. Baltz, welcher in schöner, warmer Rede das Hoch auf Se. Maj. den Kaiser ausbrachte, bemerkte eingangs derselben, daß er nicht ohne ein Gefühl von Wehmuth das Wort ergreife. Werde es doch wohl das letzte Mal sein, daß er zu den Kreiseingesessenen spreche, da | An dem Festmahle, welches Nachmittags im Garthmann'schen Saale veranstaltet war, nahmen ca. 120 Personen theil. Die Stimmung war allerseits froh belebte. Der erste Trinkspruch galt wie üblich dem Landesherrn. Herr Landrath Dr. Baltz, welcher in schöner, warmer Rede das Hoch auf Se. Maj. den Kaiser ausbrachte, bemerkte eingangs derselben, daß er nicht ohne ein Gefühl von Wehmuth das Wort ergreife. Werde es doch wohl das letzte Mal sein, daß er zu den Kreiseingesessenen spreche, da er — nach 6½ jähriger Thätigkeit im Gelsenkirchener Kreise — in wenigen Tagen aus diesem ihm liebgewordenen Kreise scheide. Und doch sei der Anlaß zu der heutigen festlichen Veranstaltung ein hocherfreulicher. Was lange erhofft, sei endlich erfüllt. Der Herr Redner warf einen Rückblick auf die Entwickelung Eickels und führte aus, wie sich die Gemeinde — namentlich in dem letzten Jahrzehnt— mit dem Aufschwunge der Industrie mächtig gehoben habe. Ihre Anfänge lassen sich bekanntlich weit in die Vergangenheit zurückverfolgen; ihre Localgeschichte erstrecke sich über ein Jahrtausend. Um der alten evangelischen Kirche habe sich in alter Zeit ein tüchtiger Bauernstand seßhaft gemacht und aus dieser Ansiedlung sei im Laufe der Zeit die heute bereits über 9000 Seelen zählende Gemeinde hervorgewachsen. Nunmehr erhalte dieselbe ihre eigene Verwaltung und Polizei, und es sei gute Aussicht vorhanden, daß Eickel in nicht ferner Zeit, auch ein Amtsgericht erlangt, wie die Gemeinde ja auch schon vor Jahrhunderten ein eigenes Gericht besessen habe. Die Entwickel von Wanne und Eickel in der jüngsten Vergangenheit sei als eine recht befriedigende und glückliche zu bezeichnen. Ein wesentliches Verdienst daran habe Herr [[Friedrich Winter|Amtmann Winter]]. In hohem Maaße habe derselbe sich die Zuneigung der Gemeinde=Angehörigen sowohl wie auch die Anerkennung der vorgesetzten Behörden erworben. Er, Redner, nehme daher gern Veranlassung, Herrn Amtmann Winter angesichts der stattlichen Versammlung öffentlich Dank auszusprechen. Dann Herrn Amtmann v. Unger sich zuwendend, sprach der Herr Landrath aus, daß für den Herrn Oberpräsidenten bei der Ernennung der Gesichtspunkt maßgebend gewesen sei: an die Spitze dieses emporstrebenden Amtes einen umsichtigen und thatkräftigen Mann zu stellen. Herr v. Unger trete mit Vertrauen in sein neues Amt; von den Eingesessenen möge dieses Vertrauen voll erwidert werden; und es werde Alles aufs Beste gelingen, wenn man vornehmlich ein Ziel fest im Auge behalte: Kaiser und Reich. Herr Amtmann Winter, welcher dem scheidenden Herrn Landrath sein Glas weihte, hob hervor, daß er einerseits den Weggang des wohlwollenden Vorgesetzten bedauere, andererseits aber auch erfreut sei über die Beförderung desselben. Herr Dr. Lind begrüßte sodann in warmen Worten Herrn Amtmann v. Unger; derselbe erwiderte alsbald und erklärte, daß er es sich angelegen sein lassen werde, das Einvernehmen in den Gemeinden zu erhalten; daß er im Uebrigen aber den geraden Weg gehen und weder rechts noch links sehen werde. Sein Hoch galt dem Kreise Gelsenkirchen und seiner Aemter. Weiterhin sprachen noch die Herren Pfarrer Daniels auf Herrn Amtmann Winter, Direktor Ruppel auf die guten Beziehungen zwischen Industrie und Landwirthschaft und den Gemeinden Hofstede und Eickel. | ||
Lehrer Landskröner auf die in der Gemeindeverwaltung ergrauten Herren Middeldorf, Garthmann und Kampmann, Dr. Schultz auf die Freundschaft zwischen Eickel und Wanne u. s. w. Nicht unerwähnt wollen wir lassen, daß die Sympathien, welche den Herren Landrath Dr. Baltz und Amtmann Winter hier entgegengebracht werden, während des Festessens noch mehrfach in herzlichster Weise zum Ausdruck kamen.“<ref>Bochumer Kreisblatt - Märkischer Sprecher. 5. November 1891. [https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/10791414?query=%22Amtmann%20v.%20Unger%22 Online auf zeitpunkt.nrw]</ref> | Lehrer Landskröner auf die in der Gemeindeverwaltung ergrauten Herren Middeldorf, Garthmann und Kampmann, Dr. Schultz auf die Freundschaft zwischen Eickel und Wanne u. s. w. Nicht unerwähnt wollen wir lassen, daß die Sympathien, welche den Herren Landrath Dr. Baltz und Amtmann Winter hier entgegengebracht werden, während des Festessens noch mehrfach in herzlichster Weise zum Ausdruck kamen.“<ref>Bochumer Kreisblatt - Märkischer Sprecher. 5. November 1891. [https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/10791414?query=%22Amtmann%20v.%20Unger%22 Online auf zeitpunkt.nrw]</ref> |
Version vom 8. August 2023, 09:10 Uhr
Alfred von Unger (geboren am 4. September 1853 in Hameln, gestorben nach 1910 in Hameln , war erster Amtmann in Eickel.
Alfred von Unger wurde als Sohn des Obergerichtsrates Karl von Unger (1817-1875) und dessen Gattin Bernardine von Alten (1823-1891) in Hameln geboren und daselbst am 13. September getauft (Haustaufe).[1] Nach der obligatorischen Militärlaufbahn wechselte von Unzer in die Verwaltung.
Vom 1. April 1883 bis zum 1. November 1891 leitete er als Amtmann das Amt Gadderbaum (Bielefeld).
Bei der Neugründung des Amtes Eickel wurde er zum ersten Amtmann vom Oberpräsidenten ernannt worden.
„Die Einführung des Herrn Amtmanns v. Unger fand am Mittag durch den kgl. Landrath Herrn Dr. Baltz im Beisein des Herrn Amtmanns Winter und der Amtsvertretung in feierlicher Weise statt. Nach diesem Acte vereinigte man sich zu einem Festessen im Saale des Heern Garthmann und nahmen daran etwa 150 Personen Theil. Während des Mahles wurde manch treffliches Wort ernsten und heiteren Inhalts gesprochen; von den Toasten seien folgende erwähnt: Heir Landrath Dr. Baltz brachte das Hoch auf Se. Majestät den Kaiser aus, Herr Amtmann Winter toastete auf den Herrn Landrath, Herr Dr. Lind begrüßte in herzlichen Worten Herrn Amtmann v. Unger. Nach der Erwiderung des Letzteren sprachen u. A. noch die Herren Pfarrer Daniels und Director Ruppel. Zur Belebung der Stimmung trug auch die Riedelsche Kapelle bei, welche während der Tafel concertirte.“[2]
"Einweihung des Amtes Eickel. (* Ergänzender Bericht zu der die Einweihungsfeier betreffenden Mittheilung in Nr. 258 des „Märk. Sprechers“.) I. Eickel, 1. Nov. Seit dem gestrigen Tage sind die Gemeinden Eickel und Holsterhausen zu einem eigenen Amtsbezirk— dem Amte Eickel— vereinigt. Jahre lange Wünsche und Bestrebungen der Eingesessenen beider Gemeinden damit ihre Erfüllung gefunden. Kein Wunder daher, daß am Tage der Einweihung des neuen Amtes unser ganzes Dorf wie zu einem frohen Festtage reich beflaggt war.
Am (Samstag) Vormittag fand im Amtsgebäude unter dem Vorsitz des kgl. Landrathes Herrn Dr. Baltz eine Sitzung der Amtsvertretung statt, in welcher Herr v. Unger als Amtmann eingeführt und die Herren Rentier Middeldorf und Vorsteher Garthmann zu Beigeordneten des neuen Amtes gewählt wurden.
An dem Festmahle, welches Nachmittags im Garthmann'schen Saale veranstaltet war, nahmen ca. 120 Personen theil. Die Stimmung war allerseits froh belebte. Der erste Trinkspruch galt wie üblich dem Landesherrn. Herr Landrath Dr. Baltz, welcher in schöner, warmer Rede das Hoch auf Se. Maj. den Kaiser ausbrachte, bemerkte eingangs derselben, daß er nicht ohne ein Gefühl von Wehmuth das Wort ergreife. Werde es doch wohl das letzte Mal sein, daß er zu den Kreiseingesessenen spreche, da er — nach 6½ jähriger Thätigkeit im Gelsenkirchener Kreise — in wenigen Tagen aus diesem ihm liebgewordenen Kreise scheide. Und doch sei der Anlaß zu der heutigen festlichen Veranstaltung ein hocherfreulicher. Was lange erhofft, sei endlich erfüllt. Der Herr Redner warf einen Rückblick auf die Entwickelung Eickels und führte aus, wie sich die Gemeinde — namentlich in dem letzten Jahrzehnt— mit dem Aufschwunge der Industrie mächtig gehoben habe. Ihre Anfänge lassen sich bekanntlich weit in die Vergangenheit zurückverfolgen; ihre Localgeschichte erstrecke sich über ein Jahrtausend. Um der alten evangelischen Kirche habe sich in alter Zeit ein tüchtiger Bauernstand seßhaft gemacht und aus dieser Ansiedlung sei im Laufe der Zeit die heute bereits über 9000 Seelen zählende Gemeinde hervorgewachsen. Nunmehr erhalte dieselbe ihre eigene Verwaltung und Polizei, und es sei gute Aussicht vorhanden, daß Eickel in nicht ferner Zeit, auch ein Amtsgericht erlangt, wie die Gemeinde ja auch schon vor Jahrhunderten ein eigenes Gericht besessen habe. Die Entwickel von Wanne und Eickel in der jüngsten Vergangenheit sei als eine recht befriedigende und glückliche zu bezeichnen. Ein wesentliches Verdienst daran habe Herr Amtmann Winter. In hohem Maaße habe derselbe sich die Zuneigung der Gemeinde=Angehörigen sowohl wie auch die Anerkennung der vorgesetzten Behörden erworben. Er, Redner, nehme daher gern Veranlassung, Herrn Amtmann Winter angesichts der stattlichen Versammlung öffentlich Dank auszusprechen. Dann Herrn Amtmann v. Unger sich zuwendend, sprach der Herr Landrath aus, daß für den Herrn Oberpräsidenten bei der Ernennung der Gesichtspunkt maßgebend gewesen sei: an die Spitze dieses emporstrebenden Amtes einen umsichtigen und thatkräftigen Mann zu stellen. Herr v. Unger trete mit Vertrauen in sein neues Amt; von den Eingesessenen möge dieses Vertrauen voll erwidert werden; und es werde Alles aufs Beste gelingen, wenn man vornehmlich ein Ziel fest im Auge behalte: Kaiser und Reich. Herr Amtmann Winter, welcher dem scheidenden Herrn Landrath sein Glas weihte, hob hervor, daß er einerseits den Weggang des wohlwollenden Vorgesetzten bedauere, andererseits aber auch erfreut sei über die Beförderung desselben. Herr Dr. Lind begrüßte sodann in warmen Worten Herrn Amtmann v. Unger; derselbe erwiderte alsbald und erklärte, daß er es sich angelegen sein lassen werde, das Einvernehmen in den Gemeinden zu erhalten; daß er im Uebrigen aber den geraden Weg gehen und weder rechts noch links sehen werde. Sein Hoch galt dem Kreise Gelsenkirchen und seiner Aemter. Weiterhin sprachen noch die Herren Pfarrer Daniels auf Herrn Amtmann Winter, Direktor Ruppel auf die guten Beziehungen zwischen Industrie und Landwirthschaft und den Gemeinden Hofstede und Eickel.
Lehrer Landskröner auf die in der Gemeindeverwaltung ergrauten Herren Middeldorf, Garthmann und Kampmann, Dr. Schultz auf die Freundschaft zwischen Eickel und Wanne u. s. w. Nicht unerwähnt wollen wir lassen, daß die Sympathien, welche den Herren Landrath Dr. Baltz und Amtmann Winter hier entgegengebracht werden, während des Festessens noch mehrfach in herzlichster Weise zum Ausdruck kamen.“[3]
In den zahlreichen Berichten und Bekanntmachungen in den Zeitungen erschien sein Wirken als höchst effizient und auch mit den Eicklern und Holsterhausern wird er sich verstanden haben.
Doch schon bald endete in Eickel seine dortige Tätigkeit. Wieder der Oberpräsident:
„Eickel, 2. August. Herr Amtmann v. Unger ist mit der kommissarischen Verwaltung des Amtes Freudenberg, Kreis Siegen, an dessen Stelle Herr Amtmann Briese mit der kommissarischen Verwaltung des Amtes Eickel betraut worden.“[4]
Am 29. Dezember 1892 heiratete er in Ribnitz (Kloster) in Mecklemburg Maria Jaqueline Charlotte Louise v. Kettler. (22. Mai 1843 Wildeshausen - 14. Juni 1924 Hameln)
1894 verließ er Freudenberg.
1895 verfasst er als Amtmann a.D. an seinem Wohnsitz zu Hameln die „ Geschichte der Familie v. Unger im Umriss dargestellt.“[5] [6]
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Quellen
- ↑ Hameln – Nikolai – Taufen 1853-1863 S. 11 Nr. 58
- ↑ Märkischer Sprecher 63 (4.11.1891) online auf Zeitunkt.nrw
- ↑ Bochumer Kreisblatt - Märkischer Sprecher. 5. November 1891. Online auf zeitpunkt.nrw
- ↑ Bielefelder Post 5. August 1892. Online auf Zeitpunkt.nrw
- ↑ Digitale Sammlungen / Geschichte der Familie v. Unger im Umriss : [1] / Alfred v. Unger. Hameln. 1895 (uni-duesseldorf.de)
- ↑ Geschichte der Stadt Freudenberg : nebst Mitteilungen über das Amt Freudenberg / von Karl Sterzenbach. Freudenberg 1908, S. 94. Online auf [Historische Drucke (Verbundkatalog) / Geschichte der Stadt... [97] (uni-muenster.de) WWU Münster]