Aus der Geschichte der Bahnhofstraße VII: Unterschied zwischen den Versionen

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==Bahnhofstraße 118==
==Bahnhofstraße 118==
erhalten. Das Grundstück hatte zur Parzelle 6 der Flur "In der Koppenburg" gehört, die 1811 von dem Landwirt Hermann Asbeck erworben wurde. Dessen Sohn Friedrich gab es [[1842]] an den Fassbinder Konrad Lackmann und dessen Schwiegersohn Karl Weithe (siehe die Geschichte der gegenüber Hotel Schmitz gelegenen Häuser [[Aus der Geschichte der Bahnhofstraße VI#Bahnhofstraße 109/111|Bahnhofstraße 109/111]]) in Erbpacht, die 1854 abgelöst wurde. Von Lackmann erwarb der Gastwirt Theodor Tappertzhofen [[1865]] 26 Ruten 90 Fuß für 531 Taler und 1867/68 von dem Hammerschmied Karl Weithe für die gleiche Summe weitere Grundstücke. Im Jahre 1865 scheint Tapperzuhofen seine Wirtschaft darauf erbaut zu haben. Sie ist zwar in der Katasterkarte von 1870 noch nicht eingemessen, wohl aber im Stückvermessungsriss von 1877. Im Hofraum hatte sie allerlei winklige Anbauten und eine Kegelhalle. Die Witwe Tappertzhofens, Bernhardine geb. Kaldewei, heiratete in zweiter Ehe den Gastwirt August Schmitz, dessen Sohn heute der Eigentümer ist. Das Haus fällt durch seine relativ zahlreichen hohen, schmalen Fenstern auf.
erhalten.<ref>Abgerissen im Frühjahr 2020.</ref> Das Grundstück hatte zur Parzelle 6 der Flur "In der Koppenburg" gehört, die 1811 von dem Landwirt Hermann Asbeck erworben wurde. Dessen Sohn Friedrich gab es [[1842]] an den Fassbinder Konrad Lackmann und dessen Schwiegersohn Karl Weithe (siehe die Geschichte der gegenüber Hotel Schmitz gelegenen Häuser [[Aus der Geschichte der Bahnhofstraße VI#Bahnhofstraße 109/111|Bahnhofstraße 109/111]]) in Erbpacht, die 1854 abgelöst wurde. Von Lackmann erwarb der Gastwirt Theodor Tappertzhofen [[1865]] 26 Ruten 90 Fuß für 531 Taler und 1867/68 von dem Hammerschmied Karl Weithe für die gleiche Summe weitere Grundstücke. Im Jahre 1865 scheint Tapperzuhofen seine Wirtschaft darauf erbaut zu haben. Sie ist zwar in der Katasterkarte von 1870 noch nicht eingemessen, wohl aber im Stückvermessungsriss von 1877. Im Hofraum hatte sie allerlei winklige Anbauten und eine Kegelhalle. Die Witwe Tappertzhofens, Bernhardine geb. Kaldewei, heiratete in zweiter Ehe den Gastwirt August Schmitz, dessen Sohn heute der Eigentümer ist. Das Haus fällt durch seine relativ zahlreichen hohen, schmalen Fenstern auf.


Neben diesem Hause ging der alte Zufahrtsweg von der Landstraße zur Ölmühle ab, der auf die westliche Ecke des Teichvierecks führte und sich dann an der nordwestlichen Schmalseite entlang zog. Er ist heute noch an der Baulücke zu erkennen. Das nächste Haus,
Neben diesem Hause ging der alte Zufahrtsweg von der Landstraße zur Ölmühle ab, der auf die westliche Ecke des Teichvierecks führte und sich dann an der nordwestlichen Schmalseite entlang zog. Er ist heute noch an der Baulücke zu erkennen. Das nächste Haus,

Version vom 9. April 2020, 16:49 Uhr

Von Leo Reiners

Aus der Geschichte der Bahnhofstraße

Die östliche Seite - Der Bahnhof als Ansiedlungskern

VII.

Nachdem wir die westliche Seite der Bahnhofstraße untersucht und von der östlichen Seite die "Koppenburg" und Strünkedische Oelmühle in einer Sonderbehandlung untersucht haben, kann nunmehr die Geschichte der einzelnen Grundstücke und Ansiedelungen auf der östlichen Seite folgen. Die Strünkedische Flur "In der Koppenburg" (Öl- und Roggenkoppenburg) und die Ölmühle mit dem Teich gaben durch Jahrhunderte hier der Landschaft das Gepränge, bis durch den Bahnbau die ersten Veränderungen und im Zusammenhang damit die ersten Ansiedelungen erfolgten. Diejenigen, die hier Häuser bauten, waren, wie wir schon bei der westlichen Seite der Bahnhofstraße sahen, nicht zuletzt Bedienstete der Bahn, außerdem Handwerker, Geschäftsleute und Wirte.

Fangen wir bei unserer Betrachtung an der Baukauer Grenze an, so haben wir zunächst das Haus

Bahnhofstraße 134.

Es ist allerdings trotz der feinen, zweistöckigen Form und des efeuberankten Hintergebäudes in Backsteinfachwerk keins der ältesten, denn es wurde erst 1877 errichtet. Das Grundstück lag vor dem Neubau der Bahnhofstraße westlich der Landstraße. Es hatte zuvor nicht zur "Koppenburg", aber doch zum Strünkeder Besitz gehört, von dem bei der Versteigerung im Jahre 1811 Paul Vierhaus gt. Fleigenschmidt für 399 Rtlr. 13 Sgr. ein Stück erstanden hatte. Von dem Wirt Georg Vierhaus gt. Fleigenschmidt erwarb es 1854 der Landwirt Wilh. Erfmann zugleich mit der Wirtschaft Fleigenschmidt am Steinweg. Von Erfmann kaufte es 1871 der Ökonom Wilh. Vieting für 1500 Taler. Von diesem erwarb im Jahre 1877 der Bäcker und Wirt Wilhelm Neweling den für seinen noch im gleichen Jahre erfolgten Hausbau benötigten Teil. In dem Hintergebäude (jetzt Werkstätten) hatte er sein Backhaus. Seit 1913 gehört das Grundstück dem Bäcker Theodor Neweling.

Vor Neweling, und zwar im Jahre 1874, hatte schon der Schreinermeister Wilhelm Bornträger von Vieting ein Stück des eben behandelten Grundstücks (heute

Bahnhofstraße 130;

das zwischen 134 und 130 gelegene Doppelhaus Brox-Wewer ist jüngeren Datums) erworben und darauf ein Haus mit Wohnung und eine Werkstatt mit Wohnung erbaut. Dieser Besitz wurde aber 1878 versteigert und von dem Ökonom F. W. Hülsmann erworben, von dem er 1894 auf den Postassistenten Fritz Wünnenberg (zu Gelsenkirchen, dann Wirt in Herne) überging, 1907 kaufte der Kaufmann Wilhelm Schlenkhoff das Grundstück, der das Haus 1908 zu dem jetzigen Gebäude umbauen ließ.

Auch das folgende Haus

Bahnhofstraße 128

ist auf dem von Fleigenschmidt aus der Strünkeder Versteigerungsmasse erworbenen Grundstück erbaut. Den Bauplatz erwarb im Jahre 1874 der Schreinermeister Friedrich Köster von Deininghausen, 1875 der Buchhalter der Schlenkhoffschen Dampfmühle, Peter Norpoth. Dessen Haus schloss mit der Giebelwand an das Bornträgersche an. Im Jahre 1914 erbte es der Kaufmann Otto Norpoth, der es 1915 umbauen ließ. Heute besitzen es seine Erben.

Durch den Bau der Friedrichstraße, deren Mündung in die Bahnhofstraße mit der Biegung der alten Landstraße zusammenfällt, war das Norpothsche Haus zum Eckhaus geworden. Auf der anderen Ecke lag (vor 1874 als das nördlichste Herner Haus auf der östlichen Seite der Bahnhofstraße) das

Haus Schlenkhoff.

Das Grundstück, das ostwärts fast bis an die Oelmühle reichte, hatte zur Ölkoppenburg gehört und war 1811 bei der Versteigerung Strünkeder Besitzes von Heinrich Schlenkhoff gt. Dux als Ackerland für 219 Taler erworben worden. Wann es bebaut wurde, ist nicht genau bekannt, es standen 1870 bereits drei Gebäude, und zwar das Wohnhaus an der Straße, der rechtswinkelige dazu (unter Freilassung einer Ecke) angesetzte Bau an der Friedrichstraße (damals Ökonomiegebäude, 1900 zum Wohn- und Geschäftshaus um- und neu gebaut) und ein kleiner Bau hinter dem Wohnhaus. Dieser war 1877 verschwunden und südöstlich von ihm das niedrige Schlenkhoffsche Büro- und Wohnhaus entstanden, in dem sich jetzt die Tanzschule Diel befindet. Eigentümer des Schlenkhoffschen Grundstücks wurde nach dem Kalkbrennerbesitzer Heinrich Schlenkhoff sein Neffe Wilhelm Schlenkhoff, seit 1917 ist dessen Sohn Wilhelm Schlenkhoff Eigentümer.

Neben dem Schlenkhoffschen Hause, also über den jetzigen Hof an der Süd Ecke der Tanzschule vorbei, ging von alters her der Zufahrtsweg von der Landstraße zum "Kapswall", dem Land, das von dem Mühlenteich umschlossen wurde. In der Mitte der nordwestlichen Schmalseite des Teichvierecks führte zu diesem Zwecke eine Brücke über den Teich.

Das erste Haus, das auf diesen Zufahrtsweg folgte, ist heute verschwunden. Jetzt befinden sich an seiner Stelle zwei hölzerne Verkaufsbuden. Es war das Haus

Bahnhofstraße 124.

Das Grundstück war 1811 als Parzelle 3 der Flur "In der Koppenburg" von Schulte gt. Kortnack bei der Versteigerung erworben worden. Von diesem kaufte es der Tagelöhner Wilhelm Altstede im Jahre 1852 für 140 Taler, der noch im gleichen Jahre ein Haus darauf erbaute. Im Jahre 1886 ging es auf den Steiger Georg von Hinten über, der eine Caroline Alstede geheiratet hatte. Von den Erben erwarb es 1899 der Bäckermeister Adolf Brune, der es 1909 abbrechen ließ. Er war es auch, der die Baulücke nebenan

Bahnhofstraße 122

mit einem Neubau ausfüllte, den heute die Brotfabrik Speith besitzt.

Auf das Speithsche Haus folgt heute das

Bahnhofstraße 120 - Hotel Schmitz.

Früher stand an dessen Stelle ein Wohnhaus von Funkenberg. Das Grundstück hatte zur Parzelle 5 der Flur "in der Koppenburg" gehört, die 1811 von Rembert (heute Konsumanstalt Wohlfahrt am Eingang zum Alten Markt) erworben worden war. Von dem Wirt Friedrich Rembert kaufte es 1862 der Schreiner Wilhelm Funkenberg für 520 Taler, der es 1872 für 900 Taler an den Schreiner Friedrich Funkenberg veräußerte. Dieser erbaute darauf ein Wohnhaus mit Anbau, zu dem sich später noch Schmiedewerkstatt und Pferdestall gesellten. Im Jahre 1901 erwarb der Wirt August Schmitz das Grundstück, 1903 ging es auf seinen Sohn August Schmitz jr. über, der 1906 das Funkenbergsche Haus abbrechen und im Jahre 1907 das jetzige Hotel Schmitz darauf erbauen ließ.

Das alte Hotel Schmitz ist heute noch daneben als

Bahnhofstraße 118

erhalten.[1] Das Grundstück hatte zur Parzelle 6 der Flur "In der Koppenburg" gehört, die 1811 von dem Landwirt Hermann Asbeck erworben wurde. Dessen Sohn Friedrich gab es 1842 an den Fassbinder Konrad Lackmann und dessen Schwiegersohn Karl Weithe (siehe die Geschichte der gegenüber Hotel Schmitz gelegenen Häuser Bahnhofstraße 109/111) in Erbpacht, die 1854 abgelöst wurde. Von Lackmann erwarb der Gastwirt Theodor Tappertzhofen 1865 26 Ruten 90 Fuß für 531 Taler und 1867/68 von dem Hammerschmied Karl Weithe für die gleiche Summe weitere Grundstücke. Im Jahre 1865 scheint Tapperzuhofen seine Wirtschaft darauf erbaut zu haben. Sie ist zwar in der Katasterkarte von 1870 noch nicht eingemessen, wohl aber im Stückvermessungsriss von 1877. Im Hofraum hatte sie allerlei winklige Anbauten und eine Kegelhalle. Die Witwe Tappertzhofens, Bernhardine geb. Kaldewei, heiratete in zweiter Ehe den Gastwirt August Schmitz, dessen Sohn heute der Eigentümer ist. Das Haus fällt durch seine relativ zahlreichen hohen, schmalen Fenstern auf.

Neben diesem Hause ging der alte Zufahrtsweg von der Landstraße zur Ölmühle ab, der auf die westliche Ecke des Teichvierecks führte und sich dann an der nordwestlichen Schmalseite entlang zog. Er ist heute noch an der Baulücke zu erkennen. Das nächste Haus,

Bahnhofstraße 116,

stand schon 1858. Das Grundstück, zur Parzelle 7 der Flur "In der Koppenburg" gehörend, war 1811 von Adolphen erworben worden. Von Wilhelm Adolphen kaufte es 1857 Wilhelm Boedecker, der es im gleichen Jahre an den Kaufmann Karl von Berneck verkaufte, der später Rechnungsführer auf Zeche König Ludwig war. Im Jahre 1892 erbten es Maria Böhle und Amalie von Berneck, 1898 war die letzte Alleineigentümerin, 1900 auf Grund eines Testamentes Maria Böhle. Im Jahre 1914 erwarb es der Kaufmann Franz Wehling. Heute sieht man dem Hause sein hohes Alter an.

Bahnhofstraße 114

Das folgende Haus 114 ist erst 1934 abgebrochen worden, an seiner Stelle steht jetzt der hohe Wehlingsche Geschäfts- und Wohnhausneubau. Auch dieses Grundstück hatte zur Parzelle 7 der "Koppenburg" gehört, die Adolphen erworben hatte. Von Adolphen kaufte 1857 die Witwe des Tuchwebers Wilh. Hoeh geb. Kaiser das Grundstück für 600 Taler. (1881 hat sie auch den ehemaligen Teichbereich hinter ihrem Hause erworben.) Sie dürfte damals das Haus darauf erbaut haben, wenn es auch erst 1877 bei der Neuvermessung in den Karten erscheint. Im Jahre 1886 erbte es das Ehepaar Kaufmann August Überfeld und Emma geb. Hoeh, 1890 der Kaufmann Richard Überfeld in Essen, der es durch einem Um- und Anbau verändern ließ, 1918 erwarb es der Kaufmann Franz Wehling, der 1935 an Stelle des alten Hauses den jetzigen Neubau aufführte. [2]


Dr. Leo Reiners

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Quellen

  1. Abgerissen im Frühjahr 2020.
  2. Leo Reiners 14. Dezember 1935 Herner Anzeiger