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Aktuelle Version vom 5. Januar 2020, 15:31 Uhr

Anton Graf (geboren in Wanne; gestorben 1979 in Herne) war ein Spediteur, Busunternehmer und Reiseveranstalter.


Wolfgang Berke

Der Mann, der Wanne-Eickel durch die Welt fuhr

47 Jahre lang war Anton Graf unermüdlicher Botschafter seiner Heimatstadt, das stolze „Wanne-Eickel“ haben seine Busse und Lkws Millionen von Kilometern in ganz Europa (und noch darüber hinaus) herumgetragen. Andere Unternehmer sind mit ihren Beschriftungen nicht so großzügig und verstecken den Namen ihrer Heimatstadt zwischen Ruf- und Faxnummer. Nicht so Anton Graf, der ihn schon 1928 unübersehbar auf seinen ersten Wagen pinseln ließ. Daneben natürlich auch noch „A. Graf“ sowie „Genehmigter Güter-Fernverkehr“. Womit eine lange Erfolgsgeschichte ihren Anfang nahm.

Anton Graf war das speditive Gewerbe nicht in die Wiege gelegt. Dekorateur wollte er werden, im Bergbau landete er, als er nach dem frühen Tod des Vaters zur Ernährung seiner großen Familie beitragen musste. Als „Kumpel Anton“ lernte er seine spätere Frau Mathilde kennen, Tochter eines Fuhrunternehmers aus Bochum-Hamme. Die fand, dass ihr ein „Herr Graf“ über Tage besser gefiele und ermunterte ihren Anton, sich selbstständig zu machen. Mit dem gesparten und zusammengekratzten Geld kaufte Anton Graf einen gebrauchten Lkw und verwandelte ihn zu einem Alleskönner: Mit einem Holzaufbau wurden Möbel und Güter transportiert. Und mit einem Kasten, der Fenster und Sitzbänke hatte, Arbeiter zum Werk gefahren oder Sonntagsausflügler ins Grüne.

In den Anfangstagen wurde ziemlich viel hin- und hergeschraubt. Tagsüber Personenfahrten, nachts Warenlieferungen für Metzger und Gemüsehändler. Dann kamen die Städtischen Bühnen Gelsenkirchen als Kunde hinzu, also auch noch einen Anhänger dran für die Kulissen. Bald waren die zunehmenden Aufträge mit Grafs motorisiertem Verwandlungskünstler nicht mehr zu schaffen, neue Fahrzeuge mussten her, der Fuhrpark wuchs zwangsläufig. Ebenso der Firmensitz in Röhlinghausen: Vom Büro in der Wohnung über die Schuppen im Hof eines Kohlenhändlers bis zum ersten eigenen Firmengrundstück an der heutigen Edmund-Weber-Straße.

Die Kunden blieben dem Unternehmen treu. Über Jahrzehnte fuhr Anton Graf für die Chemischen Werke Hüls, später ebenso für Zechengesellschaften und im Liniendienst für die Bogestra. Auch die Theaterleute buchten den Wanne-Eickeler immer wieder. Nicht nur die Gelsenkirchener, sondern nach dem Zweiten Weltkrieg auch Ensembles und Orchester aus Recklinghausen, Essen oder Marl.

Graf-Busse tourten mit Mimen und Musikern durch Westeuropa und Skandinavien, brachten urlaubshungrige Nachkriegsdeutsche über den Brenner nach Italien und unternehmungslustige Ingenieurstudenten nach Nordafrika. Fast zwangsläufige Folge der Reiseaktivitäten: Eigene Reisebüros, mit denen man die Fahrten auch selbst vermarkten konnte. Und ein eigenes Reiseprogramm, das Lust auf die Ferne und auf einen erlebnisreichen Urlaub machte. Jetzt war Anton Graf nicht nur Busunternehmer, sondern auch eigener Reiseveranstalter und Reisemakler. Und natürlich noch Spediteur, denn die Transportflotte des Unternehmens wuchs ebenfalls mit.

Eins blieb Graf aber immer: Ein Familienunternehmen, in das längst die drei Graf-Söhne gewachsen waren, als sich die Busse und Lkws von ihrem Wanne-Eickel-Schriftzug trennen mussten. Sollten irgendwelche Herner gehofft haben, dass Graf ab 1975 kostenlose Reklame für die neue Stadt führe, sahen sie sich enttäuscht. Seit der Städtezusammenlegung steht nur noch „Graf’s Reisen“ auf den Bussen. Die Herkunft ist lediglich klein auf der Tür und am Kennzeichen zu erkennen.

Als Anton Graf 1979 kurz vor seinem 75. Geburtstag starb, gingen seine Söhne Theodor, Werner und Arno in die Verantwortung. Vaters Erbe wurde mit Respekt weiter geführt, Tradition traf Moderne, erkennbar am neuen, kräftigen Gelb, in dem die Busse heute strahlen. Aus dem Ein-Mann-Betrieb der Anfangsjahre ist ein 400-Personen-Unternehmen der Jetztzeit geworden. Mit mehr als 100 Bussen und 3,4 Mio. beförderten Personen hat es Graf’s Reisen zum größten Busreiseveranstalter Deutschlands gebracht (Handelsblatt 2003). Und die dritte Graf-Generation legt selbstverständlich auch schon Hand mit an. Immer noch in Wanne-Eickel, immer noch an der Edmund-Weber-Straße.


Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors [1]
Der Text wurde für das Wiki redaktionell bearbeitet. Er stammt aus dem Jahr 2005

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Quellen

Anton Graf