Rettung nach 98 Stunden: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 8. Januar 2017, 11:04 Uhr
Piepenfritz-Bergleute nach 98 Stunden unversehrt geborgen ...
... schrieben die Herner Zeitungen im März 1958. Damals ereignete sich auf der 6. Sohle der Schachtanlage 3 / 4 ein Grubenunglück, das aber keine Toten oder Verletzten forderte. Gegen 4 morgens löste sich in „Flöz Wilhelm“ durch einen Gebirgsschlag ein Nachfallpacken. Der untere Strebteil, ein Teil der Ladestrecke und die Ladestelle gingen zu Bruch. Die Streb- und Lademannschaft hatte sich aber rechtzeitig in Sicherheit bringen können. Lediglich die beiden Ortshauer Siegfried Schreiber und Martin Krause werden, nachdem der durch den Bruch aufgewirbelte Staub verzogen hatte, vermisst. Doch bald gab es Klopfzeichen an der intakten Wasser- und Luftleitung in der Ladestrecke.
Sofort werden die ersten Rettungsmaßnahmen eingeleitet. Zunächst wurde daher die Bruchkante abgesichert, damit die Grubenwehr hier sicher arbeiten konnte. 35 Meter Strecke waren in dieser Nacht zu Bruch gegangen. Die beiden Verschütteten befanden sich an Streckenabschnitt, der etwa 60 Meter lang war und einen Querschnitt von zehn Qudratmeter hatte. Eine Verständigung durch die Rohrleitung war jederzeit möglich. Frische Wetter und Lebensmittel wurden ebenfalls durch die Rohrleitung geschickt. Nun begannen die eigentlichen Bergungsarbeiten, die unter der Aufsicht von Bergrat Helmuth Heintzmann standen.
Zwei Rettungsmöglichkeiten sollten zum Ziel führen: Unterfahrung des Bruches und ein Großbohrloch. Zeitgleich begannen die Arbeiten auf der Strecke. Die Bohrung umfasste drei Etappen. Zunächst eine Zielbohrung mit einem Durchmesser von 142 Millimeter, dann eine weitere von 273 Millimeter und schließlich die Rettungsbohrung mit einem Durchmesser von 420 Millimeter. Eine in der Zechenwerkstatt angefertigte Rettungsbombe sollte danach hier zum Einsatz kommen.
Gleichzeitig begann eine Unterfahrung des Bruches. Die „Untertunnelung“ verlief etwa zwei Meter unter dem Bruch und war gerade so groß, dass zwei Mann darin mit Abbauhämmern arbeiten konnten. Die Retter wechselten sich zunächst alle zwei Stunden ab, später wurden die Intervalle jedoch immer kürzer. Der Abtransport des anfallenden Gesteins erfolgte währenddessen über ein Kratzband. Die beiden Eingeschlossen wurden in dieser Zeit mit neuen Lampen und mit Lesestoff versorgt.
Nach zwei Tagen traten Schwierigkeiten auf, die Bohrung, so wurde festgestellt, konnte Schreiber und Krause nicht zeitgleich mit der Unterfahrung erreichen. Trotzdem hielt die Werksleitung an der Doppelrettungsstrategie fest. Auch in der Unterfahrung gingen die Arbeiten nicht wie geplant voran, weil sich die Kohle hier als äußerst hart erwies und auf Schießarbeit wurde aus sicherheitstechnischen Gründen verzichtet.
Nach 92 Stunden erreichten die Retter schließlich den Hohlraum, in dem sich die beiden Kumpels befanden. Es wurde jedoch beschlossen, die Unterfahrung aus Sicherheitsgründen um zwei Meter zu verlängern. Daher dauerte es noch einmal sechs Stunden, bis die Männer der Grubenwehr an diesem Montagmorgen um 5.20 Uhr nach 98 Stunden die beiden Kumpels befreite. Die Rettungsbohrung wurde erst Stunden später, als sich Schreiber und Krause schon längst in der Kaue befanden, fertiggestellt. Danach übte hier noch mehrmals die Grubenwehr die Rettung von Eingeschlossenen durch ein senkrechtes Bohrloch. Es war die Bergung von Verschütteten mittels der 1955 in Gelsenkirchen-Rotthausen entwickelten sogenannten „Dahlbusch-Bombe“. [2]
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Einzelnachweis
- ↑ Dieser Text wurde von Friedhelm Wessel zur Verfügung gestellt. Der Text darf nicht ohne Genehmigung verändert oder weitergegeben werden.
- ↑ Ein Artikel von Friedhelm Wessel