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Helmut Mayer (* am 23. Oktober 1944 in Herne)

Auf dem Herner Bahnhof 2015
Vor der Abfahrt nach Hamburg 1965
Auf der Uhlandstraße 1950

31 Jahre lang in „Santa Fu“: Helmut Mayer aus Sodingen

Als der Sodinger Helmut Mayer im Frühjahr 1965 seinen Koffer packte, um in Norddeutschland seinen Dienst bei der Bundeswehr anzutreten, dachte der Herner noch nicht daran, dass er einmal den größten Teil seines Lebens im berüchtigten Zuchthaus von Hamburg-Fuhlsbüttel verbringen würde. Von 1973 bis 2004 war der 1944 in Herne geborene Helmut Mayer nämlich als Justizvollzugsbeamter in „ Santa Fu“ tätig.

In Hamburg absolvierte der Herner zunächst 1965 seine Grundausbildung bei der Bundeswehr. In dieser Zeit lernte er auch seine spätere Frau kennen. Es folgte ein kurzer Standortwechsel nach Husum. Dort hier blieb er nicht lange und der junge Berufssoldat kehrte an die Elbe und zu seiner Verlobten Brigitte zurück. Acht Jahre lang versah er in der Hafenstadt seinen Dienst in einer Instandsetzungskompanie in Rahlstedt. Danach bewarb sich der Familienvater für den Vollzugsdienst und wurde angenommen. Seit dieser Zeit wohnt die Familie Mayer auch im Schatten des bereits 1879 erbauten „Zuchthauses von Fuhlsbüttel“ - liebevoll Santa Fu - genannt.

Während seiner langen Dienstzeit in Fuhlsbüttel hat Helmut Mayer so manchen bekannten Häftling kennengelernt. In der Abteilung, ihr gehörten zeitweise 270 schwere Jungs an, saßen unter anderem der bekannte Ausbrecherkönig und Polizistenmörder von Bottrop. Alfred Lecki (1938 bis 2000), der bekannte St. Pauli-Killer „Mucki“ Pinzner (1947 bis 1986) und Mitglieder der RAF, wie Dellwo, Rössner und Tauber. Besonders an Alfred Lecki, der 1969 während einer Flucht einen Polizisten in Bottrop erschoss, erinnert sich Helmut Mayer noch sehr gut, obwohl der Ausbrecherkönig, nur wenige Monate aus Sicherheitsgründen in Santa Fu blieb.

Der gebürtige Sodinger wurde in seiner langen Dienstzeit in Fuhlsbüttel einmal selbst von einem schweren Jungen als Geisel genommen. Er hatte sich aus Rasierklingen eine Waffe gebastelt und den Justizvollzugsbeamten damit bedroht. Nach zwei Stunden gab der Schwerverbrecher nach Verhandlungen mit einem Diakon auf. Als Grund für die Geiselnahme gab der Zuchthäusler Verbesserungen der Haftbedingungen an. Danach gab es auch eine Veränderung für die Insassen von Santa Fu. Von nun an gab es aber auch keine Einzelklingen mehr, wer sich unbedingt nass rasieren wollte, erhielt die neuartigen, ungefährlichen Einmalrasierer.

Der Herner ist heute immer noch stolz darauf, den „Blauen“, wie die Hamburger Justizbeamten auch genannt werden, angehört zu haben. Doch in blauen Uniform hat ihn seine Familie nie gesehen, denn die blieb aus naheliegenden Gründen nach dem Dienst immer im Spint von Santa Fu. Zu groß war die Angst, von schweren Jungs außerhalb der schützenden Mauern der Zuchthauses erkannt, provoziert oder gar entführt zu werden.

Das berühmteste Zuchthaus Deutschlands tritt sogar seit Jahren mit einem eigenen Team im Hamburger Fußballverband an. „Eintracht Fuhlsbüttel, auch die Schweren Jungs genannt“, bestreitet aus Sicherheitsgründen, erklärte lachend der ehemalige Justizinspektor, „nur Heimspiele“.

Fußball ist die große Leidenschaft des gebürtigen Sodingers, der als Junge alle Spiele seines gebliebten SV Sodingen verfolgt hat. Dass er die Namen aller 55er-Spieler, die damals um die Deutsche Meisterschaft kickten, kennt, ist selbstverständlich. Auch aus der Ferne beobachtet er noch heute das Geschehen um seinen Lieblingsverein. Als die Grünweißen 2012 das Fest aus Anlass des 100-jährigen Bestehen feierte, reiste Helmut Mayer extra aus Hamburg an, um mit seinen Freunden von früher zu feiern. „Mit dem berühmten Gerdi Harpers habe ich schon als kleiner Junge ein paar Trainingseinheiten absolvierte. Er kam damals von der Arbeit, sah unsere Straßenmannschaft und kickte einfach mit,“ lacht der Hamburger.

Auch heute noch pflegt Helmut Mayer, dessen Vater jahrelang als Steiger auf der Zeche Mont-Cenis in Sodingen tätig war, rege Kontakte mit alten Schul- und Jugendfreunden. Und wenn er einmal im Jahr für mehrere Tage seine alte Heimat besucht, trifft er sich gerne mit Freunden und Bekannten und erzählt Geschichten, wie die von der „Sodinger Kreidler-Gang“, den legendären Kirmesbesuchen im Revier und den Tanzabenden mit „Beatle-Bernie“ bei Schulte im Dorf.[1]

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Quellen

  1. Ein Artikel von Friedhelm Wessel