Stadtverordnetenwahl Herne 12. März 1933 nach Wahllokalen: Unterschied zwischen den Versionen

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==Herner Anzeiger==
<big><big>17 Nazis kommen ins Stadtparlament</big></big>
<big>Wählertreue beim Zentrum. - Ungeheure Lähmung im Marxismus. - Selbstausschaltung der uneinigen Mittelständler und Polen. Schwarz-braune Koalition oder Regierungskoalition? - Das Zentrum als zweitstärkste Partei.</big><br />
Selten ist ein Wahltag nach außen so wenig in die Erscheinung getreten wie der gestrige. Ein Fremder, der in unsere Stadt gekommen wäre würde wirklich nichts davon gemerkt haben, dass wir zum soundsovielten (aber für lange Zeit wohl zum letzten) Male zur Wahlschlacht aufgeboten waren. Auch die Wahlvorbereitungen waren dank der Kürze der Zeit nur schwach gewesen. Einige Wahlversammlungen, einige Plakate, einige Flugblätter, ein Propagandamarsch-das hatte es gegeben, aber es war gar nicht zu dem üblichen Aufgebot und zu den üblichen Auseinandersetzungen gekommen. Ehe sich so etwas hätte entfalten können, war der Wahltag schon da. Und dieser selbst war so von dem freundlichen Zauber des Vorfrühlings übergossen, dass zum Profitieren und Kampfeseifer gar keine Laune entstand. So verlief der Wahltag denn ungewöhnlich ruhig und friedlich. Das Interesse war auch durchaus nicht so stark wie am Sonntag vorher. Dennoch hielt sich die W a h l b e t e i l i g u n g mit 79,5 Prozent fast auf der Höhe der vorjährigen Wahlen, die 80 Prozent gebracht hatten, und überstieg die Wahlbeteiligung bei der letzten Stadtverordnetenwahl am 17.11.1929 sogar um ein Erkleckliches, denn damals betrug sie nur 72,4 Prozent. Mit der Rekord-Wahlbeteiligung des vorigen Sonntages hält die gestrige allerdings keinen Vergleich aus. Danach gemessen, ist sie nämlich um 12,5 Prozent zurückgegangen.
Wer nun gemeint hatte, die gestrige Wahl würde im stärkeverhältnis der Parteien zueinander keine wesentliche Verschiebung mehr bringen ist nicht wenig überrascht worden. Denn nach der Reichstagswahl am 5. März hätten erhalten müssen: NSDAP 15 Sitze - sie erhielt 17, SPD 7 Sitze - sie erhielt 6, KPD 12 Sitze - sie erhielt 10, Zentrum 10 Sitze - es erhielt auch 10, Kampffront Schwarz-Weiß-Rot 8 Sitze - sie erhielt 4, Evgl. Volksdienst 1 Sitz - er erhielt 1. Schon hieraus wird offenbar, dass bei SPD und KPD ein unerwartet starker Rückgang, bei der NSDAP eine wegen der Ausstellung von Mittelstandslisten nicht erwartete Stabilität eingetreten ist. Diese Entwicklung wurde schon deutlich, als d i e E r g e b n i s s e d e r P r o v i n z i a l l a n d t a g s w a h l , die zuerst festgestellt wurden einliefen. Danach hatten erhalten:


==Weblinks==
==Weblinks==

Version vom 16. September 2016, 21:41 Uhr

Die Ergebnisse der Stadtverordnetenwahl vom 12. März 1933[1]. Die Mehrheit an Stimmen im Wahllokal ist Fett gedruckt.

Wahllokal Zahl der Wahlberechtigten NSDAP SPD KPD Zentrum Kampffront Schwarz-Weiß-Rot Evg. Volksdienst Polenliste Mittelstand Kath. Polenpartei Vereinigung der Haus-und Grundbesitzer
1 Schneider, La-Roche-Str. 88 1584 433 165 249 240 87 32 31 4 2 15
2 Korte, Baukauer Str. 111 1226 226 164 237 162 84 22 29 5 3 14
3 Back, Bismarckstr. 90 1246 225 161 151 308 80 37 18 4 6 15
4 Neweling, Bismarckstr.75 1185 362 111 99 279 115 16 11 3 6 3
5 Krollmann, Bahnhofstr. 123 1411 491 79 108 276 142 45 2 11 2 9
6 Mallwitz, Strünkeder Str. 50 1414 309 140 330 203 79 16 20 5 5 7
7 Arndt, Bertastr. 14 1348 268 222 285 132 47 31 35 7 3 9
8 Kuhlmann, Hafenstr. 31 1510 296 144 377 204 53 48 34 5 27 5
9 Kramwinkel, Roonstr. 45 1401 379 99 161 274 80 45 6 4 35 19
10 Grothaus, Ludwigstr. 60 1048 264 68 225 166 64 21 6 3 28 13
11 Wippermann, Ludwigstr. 113 1090 247 90 282 113 86 34 10 3 13 5
12 Lücking, Scharnhorststr. 31 1138 284 111 224 122 68 38 11 13 32 16
13 Kasino Friedrich der Große 3-4 1448 395 271 218 196 92 46 0 0 2 2
14 Osthold, Bahnhofstr. 63 1210 493 86 91 127 132 14 1 18 0 10
15 Hochstrate, Jean-Vogel-Straße[2] 18 1543 515 116 151 279 98 24 7 7 1 19
16 Markmann, Jean-Vogel-Str. 32 1484 400 68 192 317 156 27 7 18 2 15
17 Köhlhoff, Jean-Vogel-Str. 53 1605 465 136 205 297 132 31 4 4 0 16
18 Dietze, Mont-Cenis-Str. 27 1399 426 128 173 286 93 22 16 14 0 8
19 Jäger, Mont-Cenis-Str. 93 1556 327 222 280 266 101 19 16 7 4 17
20 Steins, Wiescherstr. 13 1501 542 172 184 216 110 30 4 3 3 14
21 Franke, Bahnhofstr. 7 1017 456 79 82 124 117 25 0 1 0 7
22 Krehmer, Wiescherstr. 110 1549 328 298 257 215 88 23 5 7 2 16
23 Tünnesen, Wiescherstr. 182 1472 211 309 310 203 89 30 11 0 6 4
24 Krok, Bergstraße 126 1214 231 215 232 117 65 38 4 9 4 25
25 Merz, Flottmannstr.72 1362 386 260 207 120 53 48 7 3 0 10
26 Borgmann, Altenhöfener Str. 35 1548 547 145 132 304 98 25 9 1 6 14
27 Finkemeyer, Bochumer Str. 69 1695 650 129 130 240 138 30 0 8 1 32
28 Bertram. Hiberniastr. 39 1408 425 119 235 204 75 52 18 6 4 12
29 Strickmann, Shamrockstr. 44 1459 476 118 186 245 115 44 1 10 4 12
30 Thomas, Grenzweg 16 1026 334 61 165 117 73 17 8 10 0 5
31 Bernicken, Brunnenstr. 42 1470 288 119 315 232 74 46 46 10 7 9
32 Kath. Gesellenhaus Neustr. 1660 495 141 156 373 125 35 28 13 7 12
33 Nordsiek, Von-der-Heydt-Str. 55 1489 368 117 276 314 61 34 30 5 8 8
34 Kersten, Bochumer Str. 184 1658 409 285 273 208 44 38 7 14 4 10
35 Schulte-Mittelmann, Dorfstr. 1483 395 145 166 336 79 34 9 27 6 1
36 Kasino Teutoburgia 1598 373 131 325 241 40 36 13 8 11 0
37 Ellinghaus, Castroper Str. 366 1345 226 97 412 139 31 8 31 7 31 2
38 Plumpe, Kirchstr. 57 1045 216 63 144 326 67 16 6 12 8 1
39 Möller, Mont-Cenis-Str. 197 1437 239 174 259 240 76 48 22 14 15 4
40 Borgmann, Mont-Cenis-Str. 247 1264 305 103 229 206 59 40 48 18 6 1
41 Wiegmann, Am Kricken 6 1159 208 109 280 158 42 23 9 12 17 3
42 Koperz, Fritz-Ebert-Str. 33 1155 235 98 174 262 56 44 28 15 19 8
43 Blome, Ringstr. 27 1422 329 163 199 266 60 46 8 47 19 1
44 Döhmann, Mont-Cenis-Str. 407 825 195 73 118 131 60 18 6 12 26 1
45 Schulte, Holthauser Str. 288 1209 195 184 201 175 30 24 22 26 2 16
61336 15867 6490 9685 9979 3714 1420 644 433 387 445

Herner Anzeiger

17 Nazis kommen ins Stadtparlament

Wählertreue beim Zentrum. - Ungeheure Lähmung im Marxismus. - Selbstausschaltung der uneinigen Mittelständler und Polen. Schwarz-braune Koalition oder Regierungskoalition? - Das Zentrum als zweitstärkste Partei.

Selten ist ein Wahltag nach außen so wenig in die Erscheinung getreten wie der gestrige. Ein Fremder, der in unsere Stadt gekommen wäre würde wirklich nichts davon gemerkt haben, dass wir zum soundsovielten (aber für lange Zeit wohl zum letzten) Male zur Wahlschlacht aufgeboten waren. Auch die Wahlvorbereitungen waren dank der Kürze der Zeit nur schwach gewesen. Einige Wahlversammlungen, einige Plakate, einige Flugblätter, ein Propagandamarsch-das hatte es gegeben, aber es war gar nicht zu dem üblichen Aufgebot und zu den üblichen Auseinandersetzungen gekommen. Ehe sich so etwas hätte entfalten können, war der Wahltag schon da. Und dieser selbst war so von dem freundlichen Zauber des Vorfrühlings übergossen, dass zum Profitieren und Kampfeseifer gar keine Laune entstand. So verlief der Wahltag denn ungewöhnlich ruhig und friedlich. Das Interesse war auch durchaus nicht so stark wie am Sonntag vorher. Dennoch hielt sich die W a h l b e t e i l i g u n g mit 79,5 Prozent fast auf der Höhe der vorjährigen Wahlen, die 80 Prozent gebracht hatten, und überstieg die Wahlbeteiligung bei der letzten Stadtverordnetenwahl am 17.11.1929 sogar um ein Erkleckliches, denn damals betrug sie nur 72,4 Prozent. Mit der Rekord-Wahlbeteiligung des vorigen Sonntages hält die gestrige allerdings keinen Vergleich aus. Danach gemessen, ist sie nämlich um 12,5 Prozent zurückgegangen. Wer nun gemeint hatte, die gestrige Wahl würde im stärkeverhältnis der Parteien zueinander keine wesentliche Verschiebung mehr bringen ist nicht wenig überrascht worden. Denn nach der Reichstagswahl am 5. März hätten erhalten müssen: NSDAP 15 Sitze - sie erhielt 17, SPD 7 Sitze - sie erhielt 6, KPD 12 Sitze - sie erhielt 10, Zentrum 10 Sitze - es erhielt auch 10, Kampffront Schwarz-Weiß-Rot 8 Sitze - sie erhielt 4, Evgl. Volksdienst 1 Sitz - er erhielt 1. Schon hieraus wird offenbar, dass bei SPD und KPD ein unerwartet starker Rückgang, bei der NSDAP eine wegen der Ausstellung von Mittelstandslisten nicht erwartete Stabilität eingetreten ist. Diese Entwicklung wurde schon deutlich, als d i e E r g e b n i s s e d e r P r o v i n z i a l l a n d t a g s w a h l , die zuerst festgestellt wurden einliefen. Danach hatten erhalten:


Weblinks

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Quellen und Anmerkungen

  1. Herner Anzeiger 13. März 1933.
  2. Viktor-Reuter-Straße