Baukauer und Horsthauser Widerstandskämpfer: Unterschied zwischen den Versionen

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Nachdem in Herne die Vorbehalte gegen die Städteordnung schwanden, wurden Eingemeindungsverhandlungen mit Baukau und Horsthausen aufgenommen.<br />
Nachdem in Herne die Vorbehalte gegen die Städteordnung schwanden, wurden Eingemeindungsverhandlungen mit Baukau und Horsthausen aufgenommen.<br />
Die Rolle von Amtmann Karl la Roche bei den Verhandlungen  ist bis heute unklar. War er tatsächlich der entschiedene Gegner einer Eingemeindung oder sah er aus pragmatischen Gründen die Notwendigkeit eines Zusammenschlusses mit der Stadt Herne? Für die erste Version spricht ein [[Frau la-Roche hatte einige Probleme mit den Herner Honoratioren|Prozess gegen die Ehefrau von la Roche]], in dem es um Schreiben mit beleidigendem Inhalt gegen Herner Honoratioren ging. Aber das ist reine Spekulation.<br />
Die Rolle von Amtmann Karl la Roche bei den Verhandlungen  ist bis heute unklar. War er tatsächlich der entschiedene Gegner einer Eingemeindung oder sah er aus pragmatischen Gründen die Notwendigkeit eines Zusammenschlusses mit der Stadt Herne? Für die erste Version spricht ein [[Frau la-Roche hatte einige Probleme mit den Herner Honoratioren|Prozess gegen die Ehefrau von la Roche]], in dem es um Schreiben mit beleidigendem Inhalt gegen Herner Honoratioren ging. Aber das ist reine Spekulation.<br />
Der Widerstand der alteingesessenen Baukauer und Horsthauser wiederum wurde – [[Gegen alle Widerstände|wie in Herne auch]] – unterstützt von der Industrie, die einen schwindenden Einfluss in beiden Gemeinden befürchtete.<br />
Der Widerstand der alteingesessenen Baukauer und Horsthauser wiederum wurde – [[Gegen alle Widerstände|wie in Herne auch]] – unterstützt von der Industrie, die einen schwindenden Einfluss in beiden Gemeinden befürchtete.<br /><br />
Es dauerte schließlich  elf Jahre,  bis Herne nach mühevollen Verhandlungen, viel Geduld und hitzigen Debatten in zahlreichen Sitzungen die Eingemeindungsverträge mit Baukau und Horsthausen unterzeichnen  konnte.<br /><br />
Es dauerte dann auch einige Jahre,  bis Herne nach mühevollen Verhandlungen, viel Geduld und hitzig geführten Debatten in ungezählten Sitzungen die Eingemeindungsverträge mit Baukau und Horsthausen unterzeichnen  konnte. Mit  Unterschrift vom 13. April 1908  durch Wilhelm II., König von Preußen, wurden die Eingemeindungen von Baukau und Horsthausen nach Herne dann amtlich.<ref>Ein Text des [[Stadtarchiv Herne|Stadtarchivs Herne]]</ref>
Mit  Unterschrift vom 13. April 1908  durch Wilhelm II., König von Preußen, wurden die Eingemeindungen von Baukau und Horsthausen nach Herne amtlich.<ref>Ein Text des [[Stadtarchiv Herne|Stadtarchivs Herne]]</ref>


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Version vom 12. Dezember 2017, 15:37 Uhr

Durch Stadtwerdung von Herne am 01. April 1897 wurde gleichzeitig das Amt Baukau mit den Gemeinden Baukau, Bladenhorst, Hiltrop, Horsthausen und Pöppinghausen gebildet. Amtmann wurde Dr. Phil. Karl la Roche. Während seiner elfjährigen Tätigkeit im Amt Baukau spielte er eine wichtige Rolle bei den Eingemeindungsgesprächen mit den Herner Stadtverordneten und dem damaligen Oberbürgermeister Hermann Schaefer. Am 01. April 1908 schließlich wurde das Amt Baukau aufgelöst, Baukau und Horsthausen wurden in die Stadt Herne eingemeindet.

Eingemeindungsfest und Wohltätigkeitsbasar[1]

Der Weg zur Eingemeindung
Komplikationslos bzw. einvernehmlich lief die Eingemeindung aber wohl nicht ab, wie zumindest Heimatchronisten 1958 zum fünfzigjährigen 'Eingemeindungsjubiläum' zu berichten wussten. Denn Amtmann la Roche soll - im Gegensatz zu vielen 'einfachen' Baukauer und Horsthauser Bürgern und den Verwaltungsbeamten - entschiedener Gegner einer Eingemeindung gewesen sein. Mit seinen Getreuen - Baukauer und Horsthauser Pohlbürgern und Bauern - konnte er die bereits für 1905 geplante Eingemeindung verhindern. Am 01. April 1908 war er aber schließlich entthront. Dem bis zum 01. Oktober 1907 im Amt stehenden Herner Oberbürgermeister Hermann Schaefer, der bereits 1903 im vertrauten Kreise eine Eingemeindungsabsicht von Baukau und Horsthausen erwähnt haben soll, soll Karl la Roche feindlich gegenüber gestanden haben. Da la Roche als Amtmann auf Lebenszeit angestellt war, musste aus dem Herner Etat eine Abfindung von 150.000 Mark gezahlt werden. In Herner Diensten stand er noch bis zum 31. März 1925, zum Schluss als Steuerdirektor. Die Herner nahmen diesen finanziellen Aderlass hin und feierten ein Eingemeindungsfest nach dem anderen. Damit wollte man sich mit den Baukauern und Horsthausern verbrüdern und die Vorzüge hervorheben, die man als 'Städter' hat.

Der Widerstand
Mit der Zeit dämmerte es aber den Baukauern und Horsthausern, dass die Herner mit ihren Gemeinden einen fetten Fang gemacht hatten. Schließlich gingen die Zechen Friedrich der Große, Julia und Von der Heydt ins Netz der noch jungen Stadt Herne. Mit dem Ziel, alle Herner Maßnahmen zu sabotieren, bildete sich eine kommunalpolitische 'Untergrundbewegung'. Nachts klebte man Anti-Herne-Plakate und verteilte Spottkarten sowie Flugblätter mit Schmähungen. Auch Karl la Roche geriet ins Visier der 'Rebellen'. Mit einer Karikatur unterstellte man ihm, dass er das Amt Baukau für 150.000 Mark verkauft hätte. Ebenso wurden den Katholiken und Protestanten vorgeworfen, für jeweils 25.000 Mark die Kirchengemeinden an Herne 'verschachert' zu haben. Bei den Zahlungen handelte es sich tatsächlich um Abfindungen.

Preußisches Gesetzblatt 15, Eingmeindungsparagraph[1]

Der Widerstand und die Eingemeindungen von Baukau und Horsthausen aus heutiger Sicht
Dem Herner Amtmann, Bürgermeister und Oberbürgermeister von Herne, Hermann Schaefer, war sicherlich schon bei Stadtwerdung von Herne am 01. April 1897 daran gelegen, die Gemeinden Baukau und Horsthausen so schnell wie möglich in die neue Stadt einzugemeinden. Da es jedoch zunächst galt, Widerstände der alteingesessenen Herner Bauern und der Industrie bei der Einführung der Städteordnung für Herne zu zerstreuen, wurden aus taktischen Gründen Baukau und Horsthausen zusammen mit Bladenhorst, Hiltrop und Pöppinghausen aus dem aufgelösten Amt Herne in das neugeschaffene Amt Baukau entlassen. Die Gründung dieses Amtes wurde zunächst als Schönheitsfehler hingenommen. Nachdem in Herne die Vorbehalte gegen die Städteordnung schwanden, wurden Eingemeindungsverhandlungen mit Baukau und Horsthausen aufgenommen.
Die Rolle von Amtmann Karl la Roche bei den Verhandlungen ist bis heute unklar. War er tatsächlich der entschiedene Gegner einer Eingemeindung oder sah er aus pragmatischen Gründen die Notwendigkeit eines Zusammenschlusses mit der Stadt Herne? Für die erste Version spricht ein Prozess gegen die Ehefrau von la Roche, in dem es um Schreiben mit beleidigendem Inhalt gegen Herner Honoratioren ging. Aber das ist reine Spekulation.
Der Widerstand der alteingesessenen Baukauer und Horsthauser wiederum wurde – wie in Herne auch – unterstützt von der Industrie, die einen schwindenden Einfluss in beiden Gemeinden befürchtete.

Es dauerte dann auch einige Jahre, bis Herne nach mühevollen Verhandlungen, viel Geduld und hitzig geführten Debatten in ungezählten Sitzungen die Eingemeindungsverträge mit Baukau und Horsthausen unterzeichnen konnte. Mit Unterschrift vom 13. April 1908 durch Wilhelm II., König von Preußen, wurden die Eingemeindungen von Baukau und Horsthausen nach Herne dann amtlich.[2]

Verwandte Artikel

Quellen

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 Fotos: Stadtarchiv Herne, alle Postkarten stammen aus dem Jahr 1908
  2. Ein Text des Stadtarchivs Herne