Vereinsleben von Migranten: Unterschied zwischen den Versionen

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'''<big>Susanne Peters-Schildgen</big>'''<br /><br />
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Aktuelle Version vom 3. Januar 2018, 18:19 Uhr

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Susanne Peters-Schildgen

Die Vielfalt der von Migranten gegründeten Vereine dokumentiert eindrucksvoll die multikulturelle Koexistenz der zugewanderten Bevölkerungsgruppen und bezeugt gleichzeitig deren Wunsch nach einer eigenen kulturellen Identität. Die Vereine stellen eine Orientierungshilfe und erste Anlaufstelle für die Neuankömmlinge in der Fremde dar. Ihre Aufgaben bestehen vornehmlich in der Pflege der Muttersprache und Kultur sowie in der Unterstützung der Mitglieder. Die mit dem Verein unternommenen Ausflüge und geselligen Zusammenkünfte fördern überdies den Integrationsprozess innerhalb der jeweiligen ethnischen Minderheit.

Die Ansichtskarte zeigt die Frauengruppe des polnischen Turnvereins "Sokół", Herne 1913.

Aufschwung und Blütezeit des Vereinswesens gingen mit der ersten großen Zuwanderungsbewegung einher. Beeindruckend ist die Fülle und Variationsbreite der Vereine, aus denen die insgesamt 139 Ortsgruppen umfassenden polnischen Vereine herausragen. Diese Zahl ist nicht nur auf den hohen polnischen Bevölkerungsanteil im Raum Herne zurückzuführen. Die vornehmlich gegen die polnische Bevölkerung gerichtete Repressions- und Germanisierungspolitik der Regierung und der Behörden förderte das Nationalbewusstsein unter den Polen und trieb somit auch die Vereinsgründungen voran. Die rechtliche Grundlage zur polizeilichen Überwachung der Vereinsaktivitäten bot das Reichsvereinsgesetz von 1908, demzufolge öffentliche Versammlungen in deutscher Sprache zu führen waren. In der 1909 in Bochum eingerichteten "Zentralstelle für Überwachung der Polenbewegung im Rheinisch-Westfälischen Industriegebiet" wurden sämtliche Daten zum polnischen Vereinswesen gesammelt, übersetzt und ausgewertet.

Von der im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts ihren Höhepunkt erreichenden Heimatbewegung wurden nicht nur die Schlesier, Ost- und Westpreußen, sondern auch andere Minderheiten erfasst. Sie schlossen sich zu Bayern-, Bielefelder-, Eichsfelder-, Hessen-, Lipper-, Österreicher- und Rheinländervereinen zusammen.

NS-Zeit und Zweiter Weltkrieg bereiteten den meisten Vereinsaktivitäten ein jähes Ende. Durch die Flüchtlings- und Vertriebenenströme kam es in den 1950er Jahren zu zahlreichen Vereinsneugründungen. Im Zuge der "Gastarbeiterzuwanderung" entstanden weitere Vereine, hauptsächlich religiöse und kulturelle Zusammenschlüsse, Folkloregruppen, aber auch Arbeiter- und Sportvereine.

Nicht zu unterschätzen ist der integrative Charakter der Sportvereine. In den Glanzzeiten des "SV Sodingen 1912" trugen viele Spieler, wie Hännes Adamik, Hans Cieslarczyk, Leo Konopczynski und Günter Sawitzki polnische Namen. Die Fußballhelden waren der Stolz der Stadt und des Reviers. 1989 wurde in Herne der türkische Fußballverein "RSV Karadeniz" gegründet. Als erste türkische Ruhrgebietsmannschaft gelang diesem Verein 1993 der Aufstieg in die Bezirksliga. Die in den ersten Jahren stetig steigende Zahl von deutschen Mitgliedern machte deutlich, dass sich nicht nur Türken mit dem Verein identifizierten. Mittlerweile heißt der Verein "Türkspor Karadeniz Herne 79/89".


Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Autorin und der Stadt Herne[1]
Der Text wurde für das Wiki redaktionell bearbeitet.

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Quellen