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'''[[1964]] kam dann das Aus für den Kinderhort.''' | |||
Der jährliche Zuschuß zu den beiden zecheneigenen Kindergärten an der [[Schachtstraße]] und in Pantringshof beträgt rund 360.000 DM; der größere Anteil entfällt auf das Haus Ursula, in dem [[1964]] 125 Kinder im Kindergarten und 52 im Hort betreut werden. | |||
[[1962]] bot die die Zeche [[Friedrich der Große I / II|Friedrich der Große]] das Haus Ursula den karitativen Verbänden und | |||
der Stadt zum Geschenk an, aber niemand hatte Interesse. | |||
So entschloss sich die Zechenleitung aus dem Kindergarten ein Wohnheim für angeworbene Arbeitskräfte zu machen. | |||
Arbeitsdirektor Uehlemann: "Wir, die Zechenleitung, haben uns schweren Herzens zur Schließung des Kindergartens durchgerungen. Entscheidend war, die unbesetzten Arbeitsplatze neu zu besetzen." Der Betriebsrat stimmte der Schließung im Dezember zu, ebenfalls "schweren Herzens" und nach langen Ueberlegungen und Diskussionen. | |||
Das hier eingesparte Geld solle der Belegschaft zugute kommen, betonten Betriebsratsvertreter - etwa bei der Erhöhung des Weihnachtsgeldes. | |||
Für das Haus Ursula macht die Warteliste 40 Kinder aus. 45 Kinder wechseln im nächsten Jahr in die Schule über. | |||
Nach Darstellung der Zechenleitung will man etwa 50 Kinder in dem "nicht voll belegten" Kindergarten Pantringshof unterbringen. Ungelöst dabei ist noch die Frage des Weges. "Weitere Kinder könnten Platz im städtischen Haus an der Ludwigstraße (heute [[Horsthauser Straße]]) finden" sagt die Zechenleitung. Wohin mit den übrigen und vor allem mit den Kindern aus dem Hort wurde nicht geklärt.<ref> Westfälische Rundschau</ref> | |||
Aktuelle Version vom 29. März 2023, 11:30 Uhr
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Der Kinderhort Ursula, des Steinkohlenbergwerks "Friedrich der Große AG" lag an der Schachtstraße in der Nähe der Ilseder Straße.
Eröffnet wurde der Hort 1952, 1964 wurde das Gebäude in ein Wohnheim für angeworbene Arbeitskräfte umgewidmet.
Geschichte
Unmittelbar vor der großen Schachtanlage mit ihren Gebäuden, Fördertürmen und Schloten, von denen der "Lange Fritz" mit 135 m Höhe zum Wahrzeichen der Kohlenbergbaustadt Herne geworden war, streckte sich in dem Winkel, zwischen Schachtstraße und Ilseder Straße, eine Anlage, die der Jugend von Friedrich der Große gewidmet war.
Es war ein wahres Kinderparadies, das beispielhaft über die Grenzen einer fleißigen Industriestadt hinaus, vom Geist einer neuen Zeit Zeugnis ablegte.
Auf verschiedenen Bergwerksanlagen wurde der Bau von Berglehrlingsheimen in den Vordergrund gestellt, um auswärtige Jungbergleute an ihren Arbeitsplatz zu fesseln und ihnen die Lebensbedingungen zu geben, unter denen es sich lohnt, im Ruhrgebiet das tägliche Brot zu verdienen.
Die Zeche Friedrich der Große ging einen anderen Weg. Sie baute einen Kindergarten, in dem die Jungen und Mädchen schon in frühester Jugend spürten, dass alles getan wurde, um ihnen das Leben so angenehm wie möglich zu gestalten.
Nach Kriegsende wurde für die Kinder der Belegschaft der Schachtanlage III/IV, der Zeche Friedrich der Große in Herne, in einer zecheneigenen Wirtschaft, ein provisorischer Kindergarten eingerichtet. Als sich mit dem nach der Währungsreform einsetzenden starken Bergarbeiterwohnungsbau die Zahl der Wohnungen vergrößerte und damit auch die der zu betreuenden Kinder, konnte in den beengten Räumen des alten Kindergartens nur noch ein geringer Prozentsatz von Kleinkindern aufgenommen werden.
Um dem abzuhelfen, wurde vom Vorstand des Steinkohlenbergwerks Friedrich der Große AG in Herne (Bergrat a. D. Heintzmann), der Bergarbeiter-Wohnungsgesellschaft mbH "Glückauf Herne", als Trägerin des Wohnungsbaues der Zeche, der Auftrag zur Planung und Ausführung eines modernen Kindergartens mit Kinderhort erteilt.
Als Bauplatz wurde ein rund 8.600 qm großes Gelände südlich der Schachtanlage III/IV gewählt, das im Norden von der Schachtstraße, im Westen von einer noch neu anzulegenden Straße (heute Ilseder Straße), im Osten von einem Fußweg und im Süden von Gärten begrenzt war. Dieses Baugelände war zentral zu den Wohnvierteln gelegen. Genügend Platz war für Spielplätze und Gartenanlagen vorhanden.
Die geringe Entfernung des Geländes, von der Schachtanlage III/IV, ermöglichte den wenig Kosten verursachenden Anschluss an die Fernheizung und die Stromanlage.
In Zusammenarbeit mit der Werksfürsorge hatte der Architekt einen Kindergarten mit Kinderhort entworfen, der in seinen Ausmaßen wohl zu den damals umfangreichsten in Nordrhein-Westfalen gehörte. Im Kindergarten konnten etwa 80 noch nicht schulpflichtige Kinder und im Kinderhort rund 40 schulpflichtige, im Alter von 7 bis 14 Jahren, untergebracht werden.
Für den Bau, mit einer Frontlänge von nahezu 55 m und einer mittleren Tiefe von über 12 m, wurde eine eingeschossige Bauweise, mit teilweise ausgebautem Dachgeschoss gewählt.
Der östliche Teil diente als Kinderhort, der größere westliche als Kindergarten. Beide Teile waren mit eigenen Eingängen durch eine Halle verbunden. An die Nordseite wurden die Nebenräume gelegt, während die Südseite den Gruppenzimmern, der Spielhalle und dem Werkraum vorbehalten war. Ein 2,10 m breiter Flur trennte diese Räume von den Nebenräumen. Die Verbindung mit dem Garten und den Spielplätzen wurde durch eine 4,40 m breite Sonnenterrasse hergestellt, zu der sämtliche nach Süden gelegenen Räume direkten Zugang hatten.
Der Kinderhort, mit Eingang von Osten, enthielt zwei Gruppenzimmer und einen Werkraum. Die Garderoben für die Hortkinder im Flur waren in Nischen eingebaut. Weiterhin waren Wasch- und Toilettenräume, letztere getrennt für Knaben und Mädchen, vorhanden. Der Ostflügel enthielt noch zwei kombinierte Schlaf- und Wohnräume, mit Toilette und Bad, für die Leiterin und eine Helferin.
Der Zugang zum Kindergarten erfolgte von Westen her. An der Südseite lagen drei Gruppenzimmer und eine weiträumige Spielhalle sowie an der Westseite ein Gruppenzimmer.
Hinter dem Eingang befanden sich die Garderoben. Daneben Waschräume mit Fußwaschbecken und Toiletten; getrennt für Knaben und Mädchen. Weiterhin waren eine Küche und besondere Waschräume sowie Toiletten für die Helferinnen vorgesehen.
Vom Kindergarten aus erfolgt auch der Zugang zu dem Dachgeschoss, das zwei große Nähstuben, Schlafkammern und Toilettenräume für die Praktikantinnen aufwies.
Das Gebäude wurde in Massivbauweise ausgeführt, mit einem Sandsteinsockel als Verblendung. Die Außenwände erhielten einen hellen Edelkratzputz. Als Werkstein für die Eingänge sowie die Fenstergewände des Werkraumes und der Spielhalle wurde Mainsandstein gewählt.
Die Erdgeschossdecke ist, mit Ausnahme der Holzbalkendecke über der Spielhalle, in Stahlbeton konstruiert. Der Dachstuhl wurde in Holz konstruiert. Doppelfalzziegel gaben dem Haus sein Gepräge. Für die Schalldämmung in dem erdgeschossigen Bau brauchten die sonst aus dem Hochbau nicht mehr wegzudenkenden konstruktiven Maßnahmen nicht durchgeführt zu werden; auch deshalb nicht, weil durch seine rohstoffmäßige Zusammensetzung schalldämmendes DLW-Linoleum und DLW-Korklinoleum auf den Massivdecken verlegt wurde. Wichtiger war dem Architekten eine zusätzliche Wärmedämmung, die er mit dem durch seine Zusammensetzung schlecht wärmeleitenden fußwarmen DLW-Linoleum auch erreicht hat.
Nach Belegen der Unterböden, mit einer doppelten Lage bituminierter Pappe als Sperrschicht zum Schutze gegen die einen jeden Belag schädigende Feuchtigkeit, ließ der Architekt in verlängertem Zementmörtel eine Lage Heraklithplatten verlegen, die mit einem dünnen porenschließenden Zementestrich überzogen wurden. Flure, Gruppenzimmer, Näh-, Wohnund Aufenthaltsräume sowie Eingangshalle und Werkräume wurden mit in verschiedenem, auf die Farbgebung der Räume abgestimmtem DLW-Linoleum belegt. Für die Spielhalle wählte der Architekt das fußwarme DLW-Korklinoleum, um dem auf dem Fußboden spielenden Kleinkinde Wärmeschutz zu gewähren.
Die Trittstufen der hölzernen Geschosstreppe wurden ebenfalls mit DLW-Linoleum belegt. Anstatt mit den vielfach noch üblichen Metallschienen, ließ der Architekt die Vorderkanten der Stufen mit Gummiprofilen abschließen, die sich als besonders trittsicher bewährt haben und ein Abgleiten verhindern.
Eine von der Schachtanlage gespeiste Warmwasserheizung erwärmte gleichmäßig alle Räume des Gebäudes und betrieb die Warmwasserversorgung.
Von drei Seiten war die Spielhalle belichtet, die auch für Theatervorführungen benützt werden konnte, indem durch eine sinnreiche Konstruktion die nördliche Wand waagerecht in das anschließende Gruppenzimmer umgelegt wurde, die dann den Boden für die Bühne bildet.
Die Inneneinrichtung entsprach den kindlichen Maßstäben. Die mit DLW-Tischlinoleum überzogenen Spiel- und Arbeitstische im Kinderhort und Kindergarten, konnten zusammengesetzt werden. Als Sitzgelegenheit dienten Stühle und Eckbänke.
Genügend Schränke, teils eingebaut, teils frei aufgestellt, dienten zur Aufbewahrung von Spielzeug und anderen Gegenständen. Für den Kochunterricht der Kleinen waren elektrische Herde vorgesehen. Für die Ausstattung der Räume wurden heimische Künstler herangezogen. Für die Wandgemälde in der Verbindungshalle, der Herner Maler Hermann Gesing und für die Wandleuchten eine Kunstschmiedewerkstätte aus Castrop- Rauxel.
Besonderer Wert wurde auf die Ausstattung der Spielplätze und die Gestaltung der Gartenanlagen gelegt.
Zwei breite Treppenanlagen, mit je 8 Stufen führten zu den Garten und Spielanlagen, wo neben Kletterturm, Sandkästen, Schaukeln und Wippen, im Mittelpunkt ein Planschbecken von 337 qm Größe sich befanden, dessen Wasser durch die Zeche vorgewärmt werden konnte, mit einer Sandsteinplastik ebenfalls eines heimischen Bildhauers, einem besonderen Schmuckstück der Gartenanlage.
Nach über einjähriger Bauzeit wurden im Juli 1952 Kinderheim und Kindergarten eingeweiht und das Kinderhaus "Ursula" benannt, zu Ehren der Gattin von Bergrat a. D. Heintzmann, welche sich um die Einrichtung des Hauses sehr verdient gemacht hatte. [1]
1964 kam dann das Aus für den Kinderhort.
Der jährliche Zuschuß zu den beiden zecheneigenen Kindergärten an der Schachtstraße und in Pantringshof beträgt rund 360.000 DM; der größere Anteil entfällt auf das Haus Ursula, in dem 1964 125 Kinder im Kindergarten und 52 im Hort betreut werden.
1962 bot die die Zeche Friedrich der Große das Haus Ursula den karitativen Verbänden und der Stadt zum Geschenk an, aber niemand hatte Interesse.
So entschloss sich die Zechenleitung aus dem Kindergarten ein Wohnheim für angeworbene Arbeitskräfte zu machen. Arbeitsdirektor Uehlemann: "Wir, die Zechenleitung, haben uns schweren Herzens zur Schließung des Kindergartens durchgerungen. Entscheidend war, die unbesetzten Arbeitsplatze neu zu besetzen." Der Betriebsrat stimmte der Schließung im Dezember zu, ebenfalls "schweren Herzens" und nach langen Ueberlegungen und Diskussionen.
Das hier eingesparte Geld solle der Belegschaft zugute kommen, betonten Betriebsratsvertreter - etwa bei der Erhöhung des Weihnachtsgeldes.
Für das Haus Ursula macht die Warteliste 40 Kinder aus. 45 Kinder wechseln im nächsten Jahr in die Schule über. Nach Darstellung der Zechenleitung will man etwa 50 Kinder in dem "nicht voll belegten" Kindergarten Pantringshof unterbringen. Ungelöst dabei ist noch die Frage des Weges. "Weitere Kinder könnten Platz im städtischen Haus an der Ludwigstraße (heute Horsthauser Straße) finden" sagt die Zechenleitung. Wohin mit den übrigen und vor allem mit den Kindern aus dem Hort wurde nicht geklärt.[2]