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Aktuelle Version vom 10. Juni 2019, 07:32 Uhr

Im Jahr 1858 lebten 3.045 Menschen auf dem Gebiet, aus dem später die Stadt Wanne-Eickel wurde.

Wolfgang Berke

Fruchtbares Röhlinghausen

Um 1900: Höchste Geburtenrate in ganz Deutschland

Im Jahr 1858 lebten 3.045 Menschen auf dem Gebiet, aus dem später die Stadt Wanne-Eickel wurde. Zwei Jahre später begann auf der Zeche Königsgrube die erste Kohleförderung. Der Boom hatte begonnen: 1861 nahm Pluto Thies die Förderung auf, 1875 folgte Unser Fritz und ein Jahr später auch Pluto Wilhelm. Aus gut 3.000 Menschen wurden in nur 17 Jahren 11.232 und im Jahr 1890 waren es bereits 24.562.

Zwischen 1890 und 1905 verdreifachte sich die Einwohnerzahl noch einmal: 71.561 große und kleine Bürger drängten sich inzwischen auf 21 Quadratkilometern. Etwa 11.000 Bergleute waren jetzt auf den Wanne-Eickeler Zechen beschäftigt. Die meisten von ihnen hatten ihre Heimat in Ostpreußen, in Posen, in Schlesien, in Pommern, Österreich oder Holland verlassen, um im Ruhrgebiet Arbeit und ein neues Zuhause zu finden.

Aber halt: In den Gemeinden Wanne, Röhlinghausen und Crange (für die anderen Bezirke liegen leider keine Zahlen mehr vor) war bei einem Gesamtzuwachs von 30.000 Einwohnern gerade mal die Hälfte zugewandert. Exakt 14.856 Neubürger wurden in diesen 15 Jahren in Wanne-Eickel geboren.

Was immer auch unsere Urahnen getrieben haben mag: Mit einer Geburtenrate von 60,6 Kindern auf tausend Einwohner lag Wanne 1900 weit über dem Durchschnitt des damaligen Deutschen Reiches von 36,1 Geburten pro tausend Einwohner im Jahr. Den Vogel abgeschossen hatten aber die Röhlinghauser: Eine Geburtenrate von 63,3 konnte seinerzeit keine andere Stadt toppen.

Auch später nicht mehr, denn die Geburtenraten sanken in den folgenden Jahren deutlich. In den 1960ern belief sie sich in Wanne-Eickel auf gerade mal 17 pro Tausend, heute ist es in Herne noch nicht einmal eine Geburt pro 1.000 Einwohner. Mal nur so zur Illustration: Wo man heute einen Kinderwagen in Wanne-Eickel sieht, müsste man sich jetzt 70 vorstellen.

Gut, mit seiner Geburtenrate von 0,9 pro Tausend liegt Gesamtherne deutlich unter dem Bundesschnitt von 1,4. Das mag vielleicht an der knisternden Erotik liegen, die ein Herne heute versprüht. Was aber die Röhlinghauser bewogen haben mag, im Jahr 1900 sich derart an die Spitze des Deutschen Reichs zu setzen, wird wohl ewig ein Rätsel bleiben.

Oder man zieht eine ganz nüchterne Schlussfolgerung aus den Statistiken: Es waren vor allem junge Leute, die zur damaligen Jahrhundertwende nach Röhlinghausen zogen, um Arbeit und eine Wohnung zu finden. Und weil sie beides dank Königsgrube und Pluto schnell bekamen, stand Ziel 2 nichts mehr im Wege: Familiengründung.


Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors [1]
Der Text wurde für das Wiki redaktionell bearbeitet. Er stammt aus dem Jahr 2005

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Einzelnachweise

Geburtenrekord Röhlinghausen