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Aktuelle Version vom 27. Dezember 2022, 15:48 Uhr
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Die Historie des Hofes Waning "Marienglück" in Herne-Oestrich
Ein Artikel von Gerd E. Schug im August 2015
Vorwort
Der über 500 Jahre alte Hof Heermann trägt seit 1993 den Namen „Waning" und ab 2015 den Zusatznamen „Marienglück". Auf Wunsch des Ehepaares Waning habe ich die Historie des Hofes zum „Tag des offenen Denkmals" am 13.09.2015 erkundet.
Hof Heermann
Die älteste Erwähnung des Hofes Heermann findet sich im Schatzbuch der Grafschaft Mark „Schatboik in Mark Anno 1486". Wie in alten Aufzeichnungen üblich,variiert der Name, mal Heermann, mal Hermann. Für diese historische Ausarbeitung wurde einheitlich „Heermann" verwandt. Dies ist die älteste Steuerliste über den ländlich-bäuerlichen Grundbesitz in unserem Raum.
Aus diesem Schatzbuch geht hervor, dass ein
Heerman to Oistryk
Aus Holthysen (Holthausen) in Castrop vier Gulden Steuern entrichtet hat.
Die zweite schriftliche Erwähnung findet sich in der „Türkensteuerliste des märkischen Amtes Bochum vom Jahre 1542". Heermann to Oistryk zahlte diesmal ein Goldgulden „Türken Steuer". Zum Vergleich der Feingehalt des Goldgulden entspricht heute (2015) etwa einem Wert von 150 Euro. Dies war eine Sondersteuer gegen die türkische Bedrohung, welche bereits 1529 Wien erreicht hatte. Laut dem Türkensteuerregister von 1598 zahlte der Hof Heermann erneut drei Gulden „Türkensteuer".
Für den Hof war dies eine starke Belastung, denn es war nicht die einzige Steuerlast. Der Hof war abhängig von dem Gut Bladenhorst und musste dem Adel den sogenannten „Zehnten" von Ernte und Vieh abtreten. Hinzu kamen Fron- und Spanndienste, d.h. unentgeltliche Feldarbeit und Erntehilfe.
1827 erfaßte die „Bürgermeisterey Castrop" in einer Liste die Wohnorte, Gebäude und Gebäudewerte in den Landgemeinden. Bei der „Commune Holthusen" wird der Hof
Heermann zu Oestrich
wie folgt erfasst:
Wohnhaus | Wert: | 1.200 Reichstaler |
Scheune | Wert: | 200 Reichstaler |
Stallung | Wert: | 100 Reichstaler |
Backhaus | Wert: | 25 Reichstaler |
Der Silberreingehalt des Reichstalers entspricht heute (2015) einem Wert von 10 Euro. Besser vergleichen kann man den damaligen Wert mit den Waren, die man dafür kaufen konnte: 6 Kg Fleisch oder 1 Paar Schuhe.
1849 war der Hofesinhaber Henrich Heermann 57 Jahre alt Zu seiner Familie gehörten:
- Ehefrau Gerdrut geb. Heiermann, 60 Jahre
- Henrich Heermann (Vater),84 Jahre
- Peter Heermann (Onkel), 70 Jahre
- Joseph Heermann (Bruder), 38 Jahre
Mutung
Eine der interessantesten Informationen stammt aus dem Jahre 1855. Für dieses Jahr ist schriftlich belegt, dass auf dem Hof Heermann eine „Mutung" stattfand (Bohrung nach Bodenschätzen = Kohle). Man war bei 196 m auf ein Kohleflöz mit 1,90 m Mächtigkeit gestoßen, das somit abbauwürdig war. Mit dem Datum 11.04.1858 verlieh das Oberbergamt Dortmund die „Berechtsame" (Bergbauberechtigung). Die Mutung erhielt den Namen "Marienglück". Diese Namensvergabe macht es dem Hof heute möglich, als Ergänzung zum Hofnamen die Bezeichnung "Marienglück" anfügen zu dürfen. Ein passenderer Name für einen so schönen Hof ist kaum denkbar.
1901 ging das Grubenfeld „Marienglück" von der Zeche Erin an die Zeche Teutoburgia über. [1]
Spätere Geschichte
Zu dieser Zeit wurde auch der Besitz Heermann an die Stadt Bochum verkauft. [2] Die spätere Besitzerin war eine Frau K. Beckmann aus Bochum-Querenburg, welche den Hof an Wiesmann-Sude verpachtete. Bis 1927 gehörte der Hof zum Amt Castrop und kam erst im Zuge der Gebietsreform 1928 zu Herne. [3] Es war für Herne der einzige Geländegewinn bei der Gebietsreform, aber gleichzeitig auch der schönste, was die Einmaligkeit der landschaftlichen Lage des Hofes betrifft.
Seit 1993 gehört der Hof dem Ehepaar Beatrice und Michael Waning. Diese haben in den zurückliegenden 22 Jahren in beeindruckender Weise eine denkmalgerechte Restaurierung des Hofes vorgenommen. Der Hof Waning „Marienglück" ist heute nicht nur ein „Denkmal", sondern ein Kleinod bäuerlicher Vergangenheit in der landschaftlich schönsten Gemarkung von Herne. [4]
Nachwort
Freundlicherweise öffnet das Ehepaar Waning wiederum am „Tag des offenen Denkmals" den Hof zur freien Besichtigung. So hat jeder - der möchte - die Möglichkeit, dieses musterhafte Beispiel eines westfälischen Bauernhofes zu besichtigen. Dafür sei dem Ehepaar Waning Dank und Anerkennung ausgesprochen. [5]
Übersichtsplan 1901
(Bitte erkunden Sie die Karte mit dem Mauszeiger)
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