Bibeln im Gepäck: Unterschied zwischen den Versionen

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In den 1960er-Jahren ins Allgäu zu fahren, war schon etwas Besonderes.
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==[[Zeche Friedrich der Große|FdG]]-Jungbergleute auf Tour==
==[[Zeche Friedrich der Große|FdG]]-Jungbergleute auf Tour==
In den 1960er-Jahren ins Allgäu zu fahren, war schon etwas Besonderes. Privatfahrzeuge gab es kaum. Daher wurden die Urlaubs-und Privatfahrten mit dem Fahrrad, Motorrad, Bus und Bahn unternommen. Reisen in den Süden Deutschlands wurden damals unter anderem auch für die Auszubildenden der Herner Schachtanlage „Friedrich der Große“ in Zusammenarbeit mit dem CVJM aus Castrop-Rauxel organisiert. Später nahmen auch Jungbergleute aus Dortmund daran teil. Sie arbeiteten auf der dortigen ehemaligen Schachtanlage „Zeche Мinister Stein“. Bis Ende der 1960er-Jahre fuhren so Jungbergleute aus Herne und Dortmund unter der Schirmherrschaft des CVJM gemeinsam in Urlaub.
Privatfahrzeuge gab es kaum. Daher wurden die Urlaubs-und Privatfahrten mit dem Fahrrad, Motorrad, Bus und Bahn unternommen. Reisen in den Süden Deutschlands wurden damals unter anderem auch für die Auszubildenden der Herner Schachtanlage „Friedrich der Große“ in Zusammenarbeit mit dem CVJM aus Castrop-Rauxel organisiert. Später nahmen auch Jungbergleute aus Dortmund daran teil. Sie arbeiteten auf der dortigen ehemaligen Schachtanlage „Zeche Мinister Stein“. Bis Ende der 1960er-Jahre fuhren so Jungbergleute aus Herne und Dortmund unter der Schirmherrschaft des CVJM gemeinsam in Urlaub.


[[Walter Wessel (Wessel)|Walter Wessel]] aus Herne erinnert sich gerne an seine ersten Reisen. Kaum hatte er 1962 seine Ausbildung auf „Piepenfritz“ begonnen, stand auch schon der Jahresurlaub (mit Genehmigung des Betriebsführers) an. Zusammen mit anderen Zechen-Auszubildenden ging es zunächst nach Oberstdorf.  Das blieb auch noch einige Jahre so. Dann sahen sich die Organisatoren nach neuen, interessanten Reisezielen für die Jungbergleute um. So wurden Urlaube auf der Insel Spiekeroog und auf der iberische Halbinsel angeboten.  
[[Walter Wessel]] aus Herne erinnert sich gerne an seine ersten Reisen. Kaum hatte er 1962 seine Ausbildung auf „Piepenfritz“ begonnen, stand auch schon der Jahresurlaub (mit Genehmigung des Betriebsführers) an. Zusammen mit anderen Zechen-Auszubildenden ging es zunächst nach Oberstdorf.  Das blieb auch noch einige Jahre so. Dann sahen sich die Organisatoren nach neuen, interessanten Reisezielen für die Jungbergleute um. So wurden Urlaube auf der Insel Spiekeroog und auf der iberische Halbinsel angeboten.  


Der damalige Jungbergmann erinnert sich: „Mit dem Bus ging es erstmals an die Costa Brava. Wir waren alle sehr aufgeregt. Für uns war es damals die erste Auslandsreise unseres Lebens. Und es gab eine Besonderheit: In unseren Koffern befanden sich Bibeln. Die Rückreise sollte mit einem Flieger erfolgen.“
Der damalige Jungbergmann erinnert sich: „Mit dem Bus ging es erstmals an die Costa Brava. Wir waren alle sehr aufgeregt. Für uns war es damals die erste Auslandsreise unseres Lebens. Und es gab eine Besonderheit: In unseren Koffern befanden sich Bibeln. Die Rückreise sollte mit einem Flieger erfolgen.“
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„Ein kleiner Trick unseres Reiseleiters, der aber gelang. Schwierigkeiten gab es bei der Einreise in Spanien nicht,“ schmunzelt Walter Wessel. Auf der Rückfahrt interessierte sich die Guardia Civil jedoch nicht mehr für das Gepäck der Revierreisegruppe. Die Jungbergleute hatten jedoch ihre Bibeln im Sommerquartier vergessen.
„Ein kleiner Trick unseres Reiseleiters, der aber gelang. Schwierigkeiten gab es bei der Einreise in Spanien nicht,“ schmunzelt Walter Wessel. Auf der Rückfahrt interessierte sich die Guardia Civil jedoch nicht mehr für das Gepäck der Revierreisegruppe. Die Jungbergleute hatten jedoch ihre Bibeln im Sommerquartier vergessen.


Auch an den Rückflug erinnert sich der 1948 geborene Herner noch gut. Mit einer kleinen Propellermaschine ging es von Spanien in Richtung Düsseldorf. Im französischen Rhonetal glaubten die 35 Insassen schon, das letzte Stündlein hätte geschlagen, denn das Flugzeug kam in ein Luftloch und sackte durch. Sämtliches Gepäck flog in der Maschine plötzlich durch die Luft. Aber es ging alles gut. Die Bergwerkgesellschaften beteiligten sich in den 1960er-Jahren mit einem Zuschuss an den Reisekosten. Der Aufenthalt in Spanien riss gerade mal ein Loch von 150 Mark in die Kassen der jungen Kumpels aus Dortmund und Herne. Dafür gab es dann drei Wochen spanische Sonne pur. <ref>Ein Artikel von [[Friedhelm Wessel]]</ref> </div>
Auch an den Rückflug erinnert sich der 1948 geborene Herner noch gut. Mit einer kleinen Propellermaschine ging es von Spanien in Richtung Düsseldorf. Im französischen Rhonetal glaubten die 35 Insassen schon, das letzte Stündlein hätte geschlagen, denn das Flugzeug kam in ein Luftloch und sackte durch. Sämtliches Gepäck flog in der Maschine plötzlich durch die Luft. Aber es ging alles gut.  


Die Bergwerkgesellschaften beteiligten sich in den 1960er-Jahren mit einem Zuschuss an den Reisekosten. Der Aufenthalt in Spanien riss gerade mal ein Loch von 150 Mark in die Kassen der jungen Kumpels aus Dortmund und Herne. Dafür gab es dann drei Wochen spanische Sonne pur. <ref>Ein Artikel von [[Friedhelm Wessel]]</ref> </div>


==Verwandte Artikel==
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Aktuelle Version vom 17. Februar 2018, 07:37 Uhr

In den 1960er-Jahren ins Allgäu zu fahren, war schon etwas Besonderes.

Friedhelm Wessel [1]

Berglehrlinge in Oberstdorf 1961 [2]
FdG-Schlosserlehrlinge während einer Freizeit in Oberstdorf im Jahre 1961 [2]

FdG-Jungbergleute auf Tour

Privatfahrzeuge gab es kaum. Daher wurden die Urlaubs-und Privatfahrten mit dem Fahrrad, Motorrad, Bus und Bahn unternommen. Reisen in den Süden Deutschlands wurden damals unter anderem auch für die Auszubildenden der Herner Schachtanlage „Friedrich der Große“ in Zusammenarbeit mit dem CVJM aus Castrop-Rauxel organisiert. Später nahmen auch Jungbergleute aus Dortmund daran teil. Sie arbeiteten auf der dortigen ehemaligen Schachtanlage „Zeche Мinister Stein“. Bis Ende der 1960er-Jahre fuhren so Jungbergleute aus Herne und Dortmund unter der Schirmherrschaft des CVJM gemeinsam in Urlaub.

Walter Wessel aus Herne erinnert sich gerne an seine ersten Reisen. Kaum hatte er 1962 seine Ausbildung auf „Piepenfritz“ begonnen, stand auch schon der Jahresurlaub (mit Genehmigung des Betriebsführers) an. Zusammen mit anderen Zechen-Auszubildenden ging es zunächst nach Oberstdorf. Das blieb auch noch einige Jahre so. Dann sahen sich die Organisatoren nach neuen, interessanten Reisezielen für die Jungbergleute um. So wurden Urlaube auf der Insel Spiekeroog und auf der iberische Halbinsel angeboten.

Der damalige Jungbergmann erinnert sich: „Mit dem Bus ging es erstmals an die Costa Brava. Wir waren alle sehr aufgeregt. Für uns war es damals die erste Auslandsreise unseres Lebens. Und es gab eine Besonderheit: In unseren Koffern befanden sich Bibeln. Die Rückreise sollte mit einem Flieger erfolgen.“

CVJM-Leiter Oskar Westphal, der damals im Raum Dortmund/Herne/Castrop-Rauxel für die Betreuung der Jungbergleute zuständig war, hatte im Vorfeld der Spanienreise Kontakt mit der dortigen Kirchengemeinde aufgenommen. Die hatten einer große Bitte: Bringt bitte Bibeln mit. Diese Werke überließ Westphal gerne der kleinen Gemeinde. Die strenge Guardia Civil, die damals noch unter dem Einfluss des Diktators Franco stand, achtete nämlich streng darauf, dass nur zuvor kontrollierte Bücher ins Land kamen. Und Bibeln durften nur für den Eigengebrauch mitgeführt werden.

„Ein kleiner Trick unseres Reiseleiters, der aber gelang. Schwierigkeiten gab es bei der Einreise in Spanien nicht,“ schmunzelt Walter Wessel. Auf der Rückfahrt interessierte sich die Guardia Civil jedoch nicht mehr für das Gepäck der Revierreisegruppe. Die Jungbergleute hatten jedoch ihre Bibeln im Sommerquartier vergessen.

Auch an den Rückflug erinnert sich der 1948 geborene Herner noch gut. Mit einer kleinen Propellermaschine ging es von Spanien in Richtung Düsseldorf. Im französischen Rhonetal glaubten die 35 Insassen schon, das letzte Stündlein hätte geschlagen, denn das Flugzeug kam in ein Luftloch und sackte durch. Sämtliches Gepäck flog in der Maschine plötzlich durch die Luft. Aber es ging alles gut.

Die Bergwerkgesellschaften beteiligten sich in den 1960er-Jahren mit einem Zuschuss an den Reisekosten. Der Aufenthalt in Spanien riss gerade mal ein Loch von 150 Mark in die Kassen der jungen Kumpels aus Dortmund und Herne. Dafür gab es dann drei Wochen spanische Sonne pur. [3]

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Quellen

  1. Dieser Text wurde von Friedhelm Wessel zur Verfügung gestellt. Der Text darf nicht ohne Genehmigung verändert oder weitergegeben werden.
  2. 2,0 2,1 Foto aus der Sammlung von Friedhelm Wessel
  3. Ein Artikel von Friedhelm Wessel