Hof Schulte-Oestrich: Unterschied zwischen den Versionen
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Der erhaltene Gutshof '''Schulte zu Oestrich''' - heute '''Hof Backs''' - gehörte zum Lehensbesitz des Hauses Gysenberg und liegt an der [[Holthauser Straße]] 91 in der [[Oestrich|Bauerschaft Oestrich]] bzw. in der Gemarkung Holthausen, Flur XVII, genannt Oestrich. | Der erhaltene Gutshof '''Schulte zu Oestrich''' - heute '''Hof Backs''' - gehörte zum Lehensbesitz des Hauses Gysenberg und liegt an der [[Holthauser Straße]] 91 in der [[Oestrich|Bauerschaft Oestrich]] bzw. in der Gemarkung Holthausen, Flur XVII, genannt Oestrich. | ||
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"Der Name Schulte läßt vermuten, daß ehemals dem jeweiligen Hofesinhaber als Bauernvorsteher eine gewisse Gerichtsbarkeit über die Grundbesitzer der Bauernschaft zustand."<ref>[[Becker 1967]]</ref> | "Der Name Schulte läßt vermuten, daß ehemals dem jeweiligen Hofesinhaber als Bauernvorsteher eine gewisse Gerichtsbarkeit über die Grundbesitzer der Bauernschaft zustand."<ref>[[Becker 1967]]</ref> | ||
:1392 wird der „hoeff to Osterwich“ und „dat woyste gud, dat Wilhelm van Osterwich“ im Lehnbuch der Grafen von der Mark erstmals erwähnt. | :[[1392]] wird der „hoeff to Osterwich“ und „dat woyste gud, dat Wilhelm van Osterwich“ im Lehnbuch der Grafen von der Mark erstmals erwähnt. | ||
:Im "[[Schatzbuch der Grafschaft Mark 1486|Schatboick in Marck Anno 1486]]" wird „Herman to Oistryck“ genannt. | :Im "[[Schatzbuch der Grafschaft Mark 1486|Schatboick in Marck Anno 1486]]" wird „Herman to Oistryck“ genannt. | ||
:1542 zahlt Hieronymus Schult 3 Gulden Türkensteuer | :In einer [[Urkunde 1522 Juli 17|Urkunde vom 17. Juli 1522]] erscheint "Schulte zu Oistrick" als Zeuge. | ||
:[[1542]] zahlt Hieronymus Schult 3 Gulden Türkensteuer | |||
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:Die [[Türkensteuerliste 1598]] führt „Schuldt zue Oesterrich“ mit 2 1/2 Goldgld. auf | :Die [[Türkensteuerliste 1598]] führt „Schuldt zue Oesterrich“ mit 2 1/2 Goldgld. auf | ||
:1654 wird „Schulte to Oistrich“ fiskalisch erwähnt. | :[[1654]] wird „Schulte to Oistrich“ fiskalisch erwähnt. | ||
:Im [[Hypothekenbücher|Hypothekenbuch]] des Gerichts Neu-Castrop steht<ref>http://dfg-viewer.de/show/?tx_dlf%5Bid%5D=http%3A%2F%2Fwww.landesarchiv-nrw.de%2Fdigitalisate%2FAbt_Westfalen%2FGrafschaft_Mark_Gerichte_III%2F00026_01%2Fmets.xml&tx_dlf%5Bpage%5D=85&tx_dlf%5Bdouble%5D=0&cHash=f5c2e180092dfbc9e6cf86c8b7b06aab</ref>: "Ein Garten. Ein Wohnhaus, Scheune, Schuppen, Backhaus und Stallung." Besitzer ist "Schulte daselbst", jedoch mit Diensten am Hause Gysenberg. | :Im [[Hypothekenbücher|Hypothekenbuch]] des Gerichts Neu-Castrop steht<ref>http://dfg-viewer.de/show/?tx_dlf%5Bid%5D=http%3A%2F%2Fwww.landesarchiv-nrw.de%2Fdigitalisate%2FAbt_Westfalen%2FGrafschaft_Mark_Gerichte_III%2F00026_01%2Fmets.xml&tx_dlf%5Bpage%5D=85&tx_dlf%5Bdouble%5D=0&cHash=f5c2e180092dfbc9e6cf86c8b7b06aab</ref>: "Ein Garten. Ein Wohnhaus, Scheune, Schuppen, Backhaus und Stallung." Besitzer ist "Schulte daselbst", jedoch mit Diensten am Hause Gysenberg. | ||
:1790 (2. November) Ablösung des Gutes vom Grafen von Westerholt-Gysenberg. Der Wert des Gutes wird auf 5.000 Rthlr. angesetzt. | :[[1790]] (2. November) Ablösung des Gutes vom Grafen von Westerholt-Gysenberg. Der Wert des Gutes wird auf 5.000 Rthlr. angesetzt. | ||
:1827 ist Joseph Schulte-Oestrich der Besitzer des Gutes. Größe: 187 Morgen<ref>rund 590.000 qm Rheinisches Mass</ref>. | :[[1827]] ist Joseph Schulte-Oestrich der Besitzer des Gutes. Größe: 187 Morgen<ref>rund 590.000 qm Rheinisches Mass</ref>. | ||
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:1871, 1877 und 1878 brennt es auf dem demals 175 Hektar großem Hof. | |||
Joseph Schulte-Oestrich (geb. 16. Dezember 1823) stand 1882 wegen Meineids vor Gericht. Er war als Hauptzeuge im Mordfall an Lisette Schülken aufgetreten, bei dem er den Strohhändler Korte fälschlicherweise belastet hatte. Nachdem Kortes Alibi sich als wasserdicht erwies, fiel der Verdacht auf Schulte-Oestrich selbst. Im Prozess verteidigte er sich geschickt und wirkte dabei manipulierend und berechnend. Trotz widersprüchlicher Aussagen und belastender Zeugenaussagen gegen ihn, wie etwa die Aussagen von Korte und seinem ehemaligen Milchknecht, blieb Schulte-Oestrich stur. | |||
Während der Verhandlung kamen weitere Details zu seiner undurchsichtigen Persönlichkeit ans Licht, darunter Manipulationen seiner Angestellten und eine vermutete finanzielle Notlage. Zudem gab es neue belastende Zeugenaussagen, darunter Berichte von Zeugen, die ihn am Tatort gesehen hatten. Schulte-Oestrichs Versuche, die Wahrheit zu verschleiern, und die zunehmende Zahl an Indizien führten zu der Überzeugung, dass er in den Mord verwickelt war. Der Staatsanwalt beantragte eine Verurteilung wegen Meineids und versuchte, die Geschworenen von der verdorbenen Natur des Angeklagten zu überzeugen. | |||
Die Verteidigung versuchte, Schulte-Oestrichs Verhalten zu entschuldigen und die belastenden Zeugenaussagen als feindselig darzustellen, doch die Beweise gegen ihn verdichteten sich. Das Urteil stand kurz bevor, und es schien, als ob Schulte-Oestrichs Intrigen und Lügen ihn schließlich einholen würden. Er erhielt 9 Jahre Zuchthaus und starb am 23. Dezember 1882 im kgl. Strafhaus zu Werden (ehem. Benediktinerkloster). Er hinterließ eine Witwe und zwei Kinder. | |||
:1900 wird unten damaligen Hausnummer 87 der Landwirt Fritz Thiemann erwähnt.<ref>Adressbuch des Landkreises Dortmund - Gemeinde Holthausen S. 221</ref> | :1900 wird unten damaligen Hausnummer 87 der Landwirt Fritz Thiemann erwähnt.<ref>Adressbuch des Landkreises Dortmund - Gemeinde Holthausen S. 221</ref> | ||
: Seit 1936 ist der Hof im Besitz der Familie Backs. | : Seit 1936 ist der Hof im Besitz der Familie Backs. | ||
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==Web== | ==Web== | ||
*http://www.reitverein-hubertus-herne.de/hof-backs/ | *http://www.reitverein-hubertus-herne.de/hof-backs/ | ||
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Aktuelle Version vom 27. November 2024, 14:51 Uhr
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Der erhaltene Gutshof Schulte zu Oestrich - heute Hof Backs - gehörte zum Lehensbesitz des Hauses Gysenberg und liegt an der Holthauser Straße 91 in der Bauerschaft Oestrich bzw. in der Gemarkung Holthausen, Flur XVII, genannt Oestrich.
"Der Name Schulte läßt vermuten, daß ehemals dem jeweiligen Hofesinhaber als Bauernvorsteher eine gewisse Gerichtsbarkeit über die Grundbesitzer der Bauernschaft zustand."[1]
- 1392 wird der „hoeff to Osterwich“ und „dat woyste gud, dat Wilhelm van Osterwich“ im Lehnbuch der Grafen von der Mark erstmals erwähnt.
- Im "Schatboick in Marck Anno 1486" wird „Herman to Oistryck“ genannt.
- In einer Urkunde vom 17. Juli 1522 erscheint "Schulte zu Oistrick" als Zeuge.
- 1542 zahlt Hieronymus Schult 3 Gulden Türkensteuer
- Eine Abbildung des Hofes (Österwyk) gibt es aus dem Jahren 1544-1895. Vgl.: Huderechte in der Gerther Heide
- Die Türkensteuerliste 1598 führt „Schuldt zue Oesterrich“ mit 2 1/2 Goldgld. auf
- 1654 wird „Schulte to Oistrich“ fiskalisch erwähnt.
- Im Hypothekenbuch des Gerichts Neu-Castrop steht[2]: "Ein Garten. Ein Wohnhaus, Scheune, Schuppen, Backhaus und Stallung." Besitzer ist "Schulte daselbst", jedoch mit Diensten am Hause Gysenberg.
- 1790 (2. November) Ablösung des Gutes vom Grafen von Westerholt-Gysenberg. Der Wert des Gutes wird auf 5.000 Rthlr. angesetzt.
- 1827 ist Joseph Schulte-Oestrich der Besitzer des Gutes. Größe: 187 Morgen[3].
- 1834 Feuerversicherungseintragung für Oestrich:
Nr. des Hauses | Nr. des Katasters | Name der Wohnorte und Eigentümer | Benennung der Gebäude | Erstes Assecuranzquantum Reichstaler | Zugang | Abgang | Zeit der Eintragung | Jetziges assecuranzquantum Reichstaler | |
Kommune Holthausen | |||||||||
1 | 1 | Schulte Oestrich | 1. Wohnhaus | 120 | 680 | 1.2.1834 | 800
| ||
1 | 1 | Schulte Oestrich | 2. Scheune | 30 | 270 | 1.2.1834 | 300
| ||
1 | 1 | Schulte Oestrich | 3. Schoppen | 10 | 0 | 1.2.1834 | 10
| ||
1 | 1 | Schulte Oestrich | 4. Brauhaus | 0 | 400 | 1.2.1834 | 400
| ||
1 | 1 | Schulte Oestrich | 5 Backhaus | 0 | 100 | 1.2.1834 | 100
| ||
1 | 1 | Schulte Oestrich | 6. Remise | 0 | 100 | 1.2.1834 | 100 |
In der Volkszählung Castrops 1849 werden genannt:
Haus-Nr. | Name: | Alter: | Konfession: | Anmerkungen | |
---|---|---|---|---|---|
31 | Oestrich 1 | Schulte, Joseph, Ackermann | 56 J. | kath. | |
32 | Oestrich 1 | Schulte, Anna Catharina, Ehefrau ad 1 | 48 J. | evgl. | |
33 | Oestrich 1 | Schulte, Joseph, Sohn | 29 J. | evgl. | |
34 | Oestrich 1 | Schulte, Hermann, Sohn | 21 J. | evgl. | |
35 | Oestrich 1 | Schulte, August, Sohn | 17 J. | evgl. | |
36 | Oestrich 1 | Schulte, Ernst, Sohn | 17 J. | evgl. | |
37 | Oestrich 1 | Schulte-Oestrich, Friedrich, Sohn | 8 J. | kath. | |
38 | Oestrich 1 | Schulte-Oestrich, Josephine, Tochter | 21 J. | kath. | |
39 | Oestrich 1 | Schulte-Oestrich, Mathilde, Tochter | 18 J. | kath. | |
40 | Oestrich 1 | Oestrich, Henrich, Knecht | 24 J. | kath. | |
41 | Oestrich 1 | Steinlager, Henrich, Knecht | 22 J. | kath. | |
42 | Oestrich 1 | Surstenau, Elsbein, Magd | 18 J. | evgl. | |
43 | Oestrich 1 | Seelter, Bertha, Magd | 22 J. | kath. |
- 1852 wird Schulte-Oestrich und 1870 Josepf Schulte-Oerstrich als Gemeindevorsteher von Holthausen genannt.[4]
- 1871, 1877 und 1878 brennt es auf dem demals 175 Hektar großem Hof.
Joseph Schulte-Oestrich (geb. 16. Dezember 1823) stand 1882 wegen Meineids vor Gericht. Er war als Hauptzeuge im Mordfall an Lisette Schülken aufgetreten, bei dem er den Strohhändler Korte fälschlicherweise belastet hatte. Nachdem Kortes Alibi sich als wasserdicht erwies, fiel der Verdacht auf Schulte-Oestrich selbst. Im Prozess verteidigte er sich geschickt und wirkte dabei manipulierend und berechnend. Trotz widersprüchlicher Aussagen und belastender Zeugenaussagen gegen ihn, wie etwa die Aussagen von Korte und seinem ehemaligen Milchknecht, blieb Schulte-Oestrich stur.
Während der Verhandlung kamen weitere Details zu seiner undurchsichtigen Persönlichkeit ans Licht, darunter Manipulationen seiner Angestellten und eine vermutete finanzielle Notlage. Zudem gab es neue belastende Zeugenaussagen, darunter Berichte von Zeugen, die ihn am Tatort gesehen hatten. Schulte-Oestrichs Versuche, die Wahrheit zu verschleiern, und die zunehmende Zahl an Indizien führten zu der Überzeugung, dass er in den Mord verwickelt war. Der Staatsanwalt beantragte eine Verurteilung wegen Meineids und versuchte, die Geschworenen von der verdorbenen Natur des Angeklagten zu überzeugen.
Die Verteidigung versuchte, Schulte-Oestrichs Verhalten zu entschuldigen und die belastenden Zeugenaussagen als feindselig darzustellen, doch die Beweise gegen ihn verdichteten sich. Das Urteil stand kurz bevor, und es schien, als ob Schulte-Oestrichs Intrigen und Lügen ihn schließlich einholen würden. Er erhielt 9 Jahre Zuchthaus und starb am 23. Dezember 1882 im kgl. Strafhaus zu Werden (ehem. Benediktinerkloster). Er hinterließ eine Witwe und zwei Kinder.
- 1900 wird unten damaligen Hausnummer 87 der Landwirt Fritz Thiemann erwähnt.[5]
- Seit 1936 ist der Hof im Besitz der Familie Backs.
Web
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Quellen
- ↑ Becker 1967
- ↑ http://dfg-viewer.de/show/?tx_dlf%5Bid%5D=http%3A%2F%2Fwww.landesarchiv-nrw.de%2Fdigitalisate%2FAbt_Westfalen%2FGrafschaft_Mark_Gerichte_III%2F00026_01%2Fmets.xml&tx_dlf%5Bpage%5D=85&tx_dlf%5Bdouble%5D=0&cHash=f5c2e180092dfbc9e6cf86c8b7b06aab
- ↑ rund 590.000 qm Rheinisches Mass
- ↑ Adreßbuch der Provinz Westfalen 1852, S. 122
- ↑ Adressbuch des Landkreises Dortmund - Gemeinde Holthausen S. 221