Einweihung der evangelischen Kirche in Sodingen (1904): Unterschied zwischen den Versionen

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<big>Am [[17. August]] [[1903]]  wurde im "Castroper Anzeiger" einen Artikelbericht über Einweihung der Sodinger Johanniskirche veröffentlicht.<ref>[https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/6499574 Vgl. Online Quelle auf Zeitpunkt.NRW]</ref></big>  
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<big>'''Einweihung der evangelischen Kirche in Sodingen.'''</big> <br>
<big>'''Einweihung der evangelischen Kirche in Sodingen.'''</big> <br>

Version vom 5. Juli 2024, 20:16 Uhr

Am 1. Dezember 1904 wurde im "Castroper Anzeiger" einen Artikelbericht über Einweihung der Sodinger Johanniskirche veröffentlicht.[1]

Einweihung der evangelischen Kirche in Sodingen.

Eine festlichfrohe Stimmung beherrschte heute die Evangelischen im Pfarrbezirk Sodingen=Börnig= Holthausen. Schon äußerlich war das allerwärts an dem Flaggenschmuck wahrnehmbar. An die 5 Jahre haben sich die Gemeindemitglieder bei ihren Gottesdiensten mit den engen Schulräumen behelfen müssen, heute konnten sie in die hohen weiten Hallen ihres neuen Gotteshauses einziehen. Anlass genug, zu christlicher Festesfreude! In der Schule begann um 10 Uhr eine kurze Abschiedsfeier, hernach folgte vor der Kirche nach Absingung des Liedes „Tut mir auf die schöne Pforte“ unter Begleitung der Posaunenbläser aus Castrop in der üblichen Weise die Schlüsselübergabe. Unser Herr Pastor öffnete dann im Namen des dreieinigen Gottes die Haupttür des Gotteshauses. Unter dem Geläute aller Glocken und den Klängen der Orgel war die Kirche bald dicht besetzt. „Macht hoch die Tür, die Tore weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit“, so erschallte das Eingangslied. Der Herr General=Superintendent Dr. Nebe aus Münster vollzog nach einer tiefernsten Weiherede unter Beistand des Herrn Superintendenten König aus Witten und des Herrn Synodal=Assessors Schmidt aus Bochum den eigentlichen Weiheakt. Der Herr Superintendent König übermittelte in seiner Ansprache sodann die Segenswünsche der Synode. Bei dem darauffolgenden Festgottesdienst verlas der Herr Pastor Balster aus Castrop die Liturgie, während Herr Pastor Kötter die Predigt hielt über den Spruch, der auch den Bogen der Eingangspforte ziert, „Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses". Die Schluss Liturgie vollzog wiederum der Herr General=Superintendent. Unser gemischter Chor sang unter Herrn Lehrer Flunkerts wackerer Leitung in vorzüglicher Weise zwei Festlieder. In einer Festphantasie zeigte die Orgel ihre großartige Klangfülle vom stärksten Fortissimo bis zum verhallenden Pianissimo.

Im Wirt Wiesmann'schen Saale folgte später ein Festessen, das gegen 160 Teilnehmer gefunden hatte.

Als Ehrengäste bemerkten wird außer den bereits genannten hohen Geistlichen die Herren Ober=Regierungsrat Gisevins aus Arnsberg, Landrat v. Rynsch aus Dortmund, Amtmann Wiethoff, Kreisschulinspektor Oppen aus Bochum, die benachbarten Pfarrer, den katholischen Pfarrer Menne von hier u. a. In rascher Reihenfolge drängten sich die Tafelreden. Der Herr Oberregierungsrat brachte das Kaiserhoch aus. Ferner toasteten Herr Pastor Balster aus Castrop auf die Vertreter der weltlichen und geistlichen Behörden, der Herr General=Superintendent auf unseren Pfarrbezirk, Herr Pastor Bläsing aus Castrop auf die Ehrengäste, Herr Geschäftsführer Hoffmann von Zeche Mont Cenis auf den ältesten Pfarrer der Gemeinde, Herr Pastor Balster, Herr Direktor Heyer auf den Kirchenbaumeister, den Bauunternehmer und sämtliche Bauleute, Herr Pfarrer Menne auf die Einigkeit unter der Bürgerschaft und auf den Frieden und die Eintracht unter den Konfessionen, u. s, w. Eine große Gemeindeversammlung in demselben Saale mit Kaffeetrinken bildete den Schluß des festlichen Tages.

Unsere neue Kirche bildet in ihrer schmucken Bauart eine Zierde unserer Gemeinde. Die Kirchengemeinde Castrop hat für unseren Pfarrbezirk für Kirche mit Orgel und Glocken, für Pfarrhaus, für Baugrundstück u. s. w. einen Kostenaufwand von annähernd 120000 Mark geleistet.

Die innere Ausstattung der Kirche, sowie die Beschaffung der gottesdienstlichen Geräte u. s. w. ist zumeist durch Familienspenden oder durch sonstige freiwillige Gaben geschehen. Unsere beiden evangelischen Arbeitervereine haben einen kunstvollen Taufstein und das Altarbild gestiftet. Ganz obenan in seinen Leistungen steht aber unser Kirchenbauverein. In etwa fünf Jahren hat er 6500 Mark zusammengebracht. Von dieser Summe hat er zunächst das große Chorfenster mit dem Glasbilde „Christus am Kreuz“ anfertigen lassen, dann Zuschüsse geleistet zur Orgel, zur Ausmalung der Kirche, für Chorläufer u. s. w.

Noch zwei Ereignisse verdienen erwähnt zu werden. Heute vor 23 Jahren wurde die Kirche in Castrop eingeweiht. Dann aber, und dieses Faktum wird von der ganzen Gemeinde mit großer Freude begrüßt werden, wurde dem Herrn Pastor Balster in Castrop nach Schluss des Festgottesdienstes in Anerkennung seiner Verdienste um die Kirche vom Herrn General=Superintendenten der Rote Adlerorden 4. Klasse überreicht.

Sodingen, 1. Dez. Gestern wurde hier die neue evangelische Kirche eingeweiht. Es ist ein schmucker Bau, der sich in seinem kleidsamen Verblendsteingewand und seinem schlankaufragenden, schieferbedeckten Turm sehen lassen darf. Erbauer ist der Architekt Velleuer aus Castrop. Rechts flankiert vom Pfarrhaus, das sich in Form und Ausführung der Kirche anpasst, liegt diese an der Mont=Cenisstraße unweit des Amtshauses, also in einer Gegend, die in nicht zu langer Zeit ausgebaut sein dürfte.
Das Gotteshaus, welches schon durch sein freundliches Äußere gefangen nimmt, gewinnt noch mehr, sobald man das Innere betritt. Der Raum, in dem geschmackvolle, bequeme Sitzbänke Aufstellung gefunden haben, erscheint bedeutend größer, wie der Anblick von außen erwarten lässt. Durch das zart getönte Glas der Fenster erhält die Kirche eine angenehme und eigentlich wieder nicht vermutete Helle. Erhaben wirkt das wirklich künstlerisch ausgeführte Chorfenster, eine Leistung der Glasmalerei von Viktor von der Forst in Münster und ein Geschenk des Kirchbauvereins. Dieses Fenster allein kostete 1000 Mt. Die ruhig gehaltene Bemalung (eine Ausnahme macht freilich der Chor) der Kirche, ausgeführt durch den Kirchenmaler Goldkuhle zu Wiedenbrück, ist in ihren schlichten Formen von wohltuender Wirkung.
Die Emporen ruhen auf massiven Säulen. und bieten viel Platz. Besonderes Interesse verdient neben dem Altar und der Kanzel, Kunstwerken der Holzschnitzerei, die Orgel. Sie hat bei zwei Manualen mit 21 klingenden Stimmen eine herrliche Tonfülle und ist mit allen Neuerungen auf dem Gebiete der Orgelbaukunst versehen. So hat sie auch einen elektrischen Antrieb. Das Werk kostet etwa 8000 Mark und ist geliefert von der Firma Furtwängler und Hammer aus Hannover. Die Beleuchtung der Kirche geschieht durch elektrisches Licht.
Damit auch der Kirchplatz am Tage der Weihe ein würdiges Gewand trage, haben sich unzählige fleißige Hände von Klein und Groß gefunden, um mit vereinten Kräften Girlanden und Kränze zu binden. Möge der Tag der Kirchenweihe ein Tag nachhaltiger Freude werden für alle evangelischen Eingesessenen der Kirchengemeinde, das ist schon heute unser Wunsch!


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Quellen