Curt Heinrich Täger: Unterschied zwischen den Versionen

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==Leben==
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Täger entstammte einer alten sächsischen Jäger- und Försterfamilie. Sein Vater Arthur Täger war Oberforstmeister und Stadtrat in Görlitz. Curt Täger studierte Rechtswissenschaft an der Universität Jena und wurde 1899 Mitglied des Corps Thuringia Jena.<ref>Kösener Corpslisten 1960, '''62''', 783</ref> Er legte 1906 das Staatsexamen ab und trat als Syndikus in den Dienst der Stadt Luckenwalde in Brandenburg.
Täger entstammte einer alten sächsischen Jäger- und Försterfamilie. Sein Vater Arthur Täger war Oberforstmeister und Stadtrat in Görlitz. Curt Täger studierte Rechtswissenschaft an der Universität Jena und wurde 1899 Mitglied des Corps Thuringia Jena.<ref>Kösener Corpslisten 1960, '''62''', 783</ref> Er legte 1906 das Staatsexamen ab, arbeitete 1909 als Assessor beim Magistrat in Görlitz und trat Ende 1909 bis Mai 1910 als 2. Bürgermeister in den Dienst der Stadt Luckenwalde in Brandenburg.


1910 wurde er vom Wilhelmshavener Bürgervorsteherkollegium und Magistrat zum Stadtsyndikus gewählt. Im Ersten Weltkrieg wurde er bereits zu Beginn schwer verwundet. Nach Kriegsende, im Jahr 1919, erhielt Wilhelmshaven das Amt eines Oberbürgermeisters, als dessen Stellvertreter Täger zum Bürgermeister gewählt wurde. Darüber hinaus war er für das Polizeiwesen zuständig. Wegen seines Vorgehens bei den Hungerunruhen in den Jadestädten war er 1920 heftiger Kritik ausgesetzt. Ein Abwahlantrag wurde jedoch abgelehnt, und er blieb bis 1925 im Amt. Zudem haben sich seine Maßnahmen im Rückblick als richtig erwiesen.<ref>[http://www.wilhelmshaven.de/stadtinfos/9569.htm Ehemalige Stadtoberhäupter der Stadt Wilhelmshaven], abgerufen am 17. Dezember 2009</ref>
Im Mai 1910 wurde er vom Wilhelmshavener Bürgervorsteherkollegium und Magistrat zum 2. Bürgermeister (Stadtsyndikus) gewählt. Im Ersten Weltkrieg wurde er bereits zu Beginn schwer verwundet. Nach Kriegsende, im Jahr 1919, erhielt Wilhelmshaven das Amt eines Oberbürgermeisters, als dessen Stellvertreter Täger zum Bürgermeister gewählt wurde. Darüber hinaus war er für das Polizeiwesen zuständig. Wegen seines Vorgehens bei den Hungerunruhen in den Jadestädten war er 1920 heftiger Kritik ausgesetzt. Ein Abwahlantrag wurde jedoch abgelehnt, und er blieb bis 1925 im Amt. Zudem haben sich seine Maßnahmen im Rückblick als richtig erwiesen.<ref>[http://www.wilhelmshaven.de/stadtinfos/9569.htm Ehemalige Stadtoberhäupter der Stadt Wilhelmshaven], abgerufen am 17. Dezember 2009</ref>


Im September 1925 wechselte er in das Amt des Oberbürgermeisters der Stadt Herne in Westfalen.<ref>[http://www.herne.de/kommunen/herne/ttw.nsf/id/DE_Oberbuergermeister?OpenDocument Die Oberbürgermeister der Stadt Herne], abgerufen am 17. Dezember 2009</ref> Seine größten Leistungen in der folgenden Zeit waren der Erwerb des Geländes Gysenberg von den Grafen von und zu Westerholt und die anschließende Eingemeindung des [[Amt Sodingen|Amtes Sodingen]] in den Stadtverband Herne in Jahren 1927/28. Damit konnte den Herner Bürgern ein Stadtwald als Naherholungsgebiet übergeben werden. Heute befindet sich in diesem Bereich der bekannte [[Revierpark Gysenberg]]. Der Versuch Tägers, das Schulwesen in Herne zu reformieren, scheiterte an der Wirtschaftskrise.
Am 21. September 1925 gewählt, wechselte er am 30. Oktober 1925 in das Amt des Oberbürgermeisters der Stadt Herne in Westfalen.<ref>[http://www.herne.de/kommunen/herne/ttw.nsf/id/DE_Oberbuergermeister?OpenDocument Die Oberbürgermeister der Stadt Herne], abgerufen am 17. Dezember 2009</ref><br>
Seine größten Leistungen in der folgenden Zeit waren der Erwerb des Geländes Gysenberg von den Grafen von und zu Westerholt und die anschließende Eingemeindung des [[Amt Sodingen|Amtes Sodingen]] in den Stadtverband Herne in Jahren 1927/28. Damit konnte den Herner Bürgern ein Stadtwald als Naherholungsgebiet übergeben werden. Heute befindet sich in diesem Bereich der bekannte [[Revierpark Gysenberg]]. Der Versuch Tägers, das Schulwesen in Herne zu reformieren, scheiterte an der Wirtschaftskrise.


Am 3. April 1933 wurde ihm von der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei beherrschten Stadtverordnetenversammlung das Misstrauen ausgesprochen. Er wurde vom Regierungspräsidenten suspendiert, erhielt ab 1. Mai 1933 kein Gehalt mehr und wurde auf eigenen Antrag zum 1. August 1933 wegen Dienstunfähigkeit in den Ruhestand versetzt.<ref>Wolfgang Gorniak: ''Herne unterm Hakenkreuz'', 1985. S. 32 ff.</ref>
Am 3. April 1933 wurde ihm von der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei beherrschten [[Stadtverordneten-Versammlung Herne 1933|Stadtverordnetenversammlung]] das Misstrauen ausgesprochen. Er wurde vom Regierungspräsidenten suspendiert, erhielt ab 1. Mai 1933 kein Gehalt mehr und wurde auf eigenen Antrag zum 1. August 1933 wegen Dienstunfähigkeit in den Ruhestand versetzt.<ref>Wolfgang Gorniak: ''Herne unterm Hakenkreuz'', 1985. S. 32 ff.</ref><ref>[https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodical/zoom/21228565 Herner Anzeiger vom 19. Juli 1933. Online auf zeitpunkt.nrw]</ref>


Er zog sich nach Hann. Münden zurück und betätigte sich als selbständiger Rechtsanwalt in Kassel. In der Nachkriegszeit starb er mit 67 Jahren an Spätfolgen einer Verletzung aus dem Ersten Weltkrieg.
Er zog sich nach Hann. Münden zurück und betätigte sich als selbständiger Rechtsanwalt in Kassel. In der Nachkriegszeit starb er mit 67 Jahren an Spätfolgen einer Verletzung aus dem Ersten Weltkrieg.
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==Verwandte Artikel==
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Version vom 29. März 2023, 13:47 Uhr


Curt Heinrich Täger, Foto: Bildarchiv der Stadt Herne

Curt Heinrich Täger (geboren 16. März 1879 in Kohlfurt, Oberlausitz; gestorben 1. August 1946 in Hann. Münden) war ein deutscher Verwaltungsjurist und Kommunalpolitiker. In der Weimarer Republik war er Bürgermeister von Wilhelmshaven und Oberbürgermeister von Herne.

Leben

Täger entstammte einer alten sächsischen Jäger- und Försterfamilie. Sein Vater Arthur Täger war Oberforstmeister und Stadtrat in Görlitz. Curt Täger studierte Rechtswissenschaft an der Universität Jena und wurde 1899 Mitglied des Corps Thuringia Jena.[1] Er legte 1906 das Staatsexamen ab, arbeitete 1909 als Assessor beim Magistrat in Görlitz und trat Ende 1909 bis Mai 1910 als 2. Bürgermeister in den Dienst der Stadt Luckenwalde in Brandenburg.

Im Mai 1910 wurde er vom Wilhelmshavener Bürgervorsteherkollegium und Magistrat zum 2. Bürgermeister (Stadtsyndikus) gewählt. Im Ersten Weltkrieg wurde er bereits zu Beginn schwer verwundet. Nach Kriegsende, im Jahr 1919, erhielt Wilhelmshaven das Amt eines Oberbürgermeisters, als dessen Stellvertreter Täger zum Bürgermeister gewählt wurde. Darüber hinaus war er für das Polizeiwesen zuständig. Wegen seines Vorgehens bei den Hungerunruhen in den Jadestädten war er 1920 heftiger Kritik ausgesetzt. Ein Abwahlantrag wurde jedoch abgelehnt, und er blieb bis 1925 im Amt. Zudem haben sich seine Maßnahmen im Rückblick als richtig erwiesen.[2]

Am 21. September 1925 gewählt, wechselte er am 30. Oktober 1925 in das Amt des Oberbürgermeisters der Stadt Herne in Westfalen.[3]
Seine größten Leistungen in der folgenden Zeit waren der Erwerb des Geländes Gysenberg von den Grafen von und zu Westerholt und die anschließende Eingemeindung des Amtes Sodingen in den Stadtverband Herne in Jahren 1927/28. Damit konnte den Herner Bürgern ein Stadtwald als Naherholungsgebiet übergeben werden. Heute befindet sich in diesem Bereich der bekannte Revierpark Gysenberg. Der Versuch Tägers, das Schulwesen in Herne zu reformieren, scheiterte an der Wirtschaftskrise.

Am 3. April 1933 wurde ihm von der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei beherrschten Stadtverordnetenversammlung das Misstrauen ausgesprochen. Er wurde vom Regierungspräsidenten suspendiert, erhielt ab 1. Mai 1933 kein Gehalt mehr und wurde auf eigenen Antrag zum 1. August 1933 wegen Dienstunfähigkeit in den Ruhestand versetzt.[4][5]

Er zog sich nach Hann. Münden zurück und betätigte sich als selbständiger Rechtsanwalt in Kassel. In der Nachkriegszeit starb er mit 67 Jahren an Spätfolgen einer Verletzung aus dem Ersten Weltkrieg.

Verwandte Artikel

Ursprungstext mit Autorenverzeichnis

Wikipedia: Kurt Täger, abgerufen am 1. Februar 2015

Einzelnachweise

  1. Kösener Corpslisten 1960, 62, 783
  2. Ehemalige Stadtoberhäupter der Stadt Wilhelmshaven, abgerufen am 17. Dezember 2009
  3. Die Oberbürgermeister der Stadt Herne, abgerufen am 17. Dezember 2009
  4. Wolfgang Gorniak: Herne unterm Hakenkreuz, 1985. S. 32 ff.
  5. Herner Anzeiger vom 19. Juli 1933. Online auf zeitpunkt.nrw