An der Hochzeitsbrücke: Unterschied zwischen den Versionen
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Ein Ziel lag im Sommer [[1966]] für unsere Clique in der Nähe der Bladenhorster Brücke in Castrop-Rauxel. Sonnenbaden und Klönen waren unsere Lieblingsbeschäftigungen. Manchmal stiegen wir auch die Fluten oder lagen auf der Uferböschung und schauten den vorbeifahrenden Kähnen, die mit Kohle, Koks oder Stahl beladen waren, zu. Am Ufer der [[Rhein-Herne-Kanal|Kumpel-Riviera]] saßen wir so oft an schönen Sommertagen mit Gleichgesinnten auf den Decken und hörten Musik aus mitgebrachten Plattenspielern oder Kofferradios. Überall plärrten »Beatles«, »Stones«, »Kinks« und Co. Ich erinnere mich gerne an ein geflügeltes Wort aus jener Zeit: »An die Ruhr fährst du, um zu Promenieren, an den Kanal, um zu Schwimmen.« | |||
Der Bereich rund um die Bladenhorster Brücke war in jenen Tagen besonders bei jungen Leuten, den sogenannten „Halbstarken“ mit ihren Pomadehaaren und den Mädchen mit ihren Farah-Diba-Frisuren, sehr beliebt. Auch Annemarie, die kaufmännische Angestellte, und Heinz, der Schweißfachmann, beide aus Herne gehörten damals zu unserer Clique. Der junge Handwerker hatte sich Anfang 1966 von seinem ersten selbstverdienten Geld einen gebrauchten Opel Rekord gekauft, den er uns an der unasphaltierten Kanalzufahrt stolz präsentierte. Hier in Brückennähe wurde damals auch die Idee eines besonderen Cliquenausflugs „geboren“: Ein Zeltwochenende im Hochsauerland. Alle waren begeistert. Auch ich, ein begeisterter Käferfahrer, wollte unbedingt mit. Wurde aber nichts, denn meine damalige Freundin (und spätere Frau), durfte nicht mit, weil ihre Eltern aus moralischen Gründen etwas dagegen hatten. Machte nichts, denn am besagten angekündigten Wochenende musste ich ohnehin arbeiten. Als „Aufpasser“ des Zeltlagers in Medebach fuhren damals Georgs ältere Schwester Ruth und ihr Mann Kurt mit. So war es damals im Sommer 66. | Der Bereich rund um die Bladenhorster Brücke war in jenen Tagen besonders bei jungen Leuten, den sogenannten „Halbstarken“ mit ihren Pomadehaaren und den Mädchen mit ihren Farah-Diba-Frisuren, sehr beliebt. Auch Annemarie, die kaufmännische Angestellte, und Heinz, der Schweißfachmann, beide aus Herne gehörten damals zu unserer Clique. Der junge Handwerker hatte sich Anfang 1966 von seinem ersten selbstverdienten Geld einen gebrauchten Opel Rekord gekauft, den er uns an der unasphaltierten Kanalzufahrt stolz präsentierte. Hier in Brückennähe wurde damals auch die Idee eines besonderen Cliquenausflugs „geboren“: Ein Zeltwochenende im Hochsauerland. Alle waren begeistert. Auch ich, ein begeisterter Käferfahrer, wollte unbedingt mit. Wurde aber nichts, denn meine damalige Freundin (und spätere Frau), durfte nicht mit, weil ihre Eltern aus moralischen Gründen etwas dagegen hatten. Machte nichts, denn am besagten angekündigten Wochenende musste ich ohnehin arbeiten. Als „Aufpasser“ des Zeltlagers in Medebach fuhren damals Georgs ältere Schwester Ruth und ihr Mann Kurt mit. So war es damals im Sommer 66. |
Aktuelle Version vom 18. Februar 2018, 14:09 Uhr
Es war die große Käfer- und Rekord-Zeit, also die Zeit, als wir erstmals motorisiert auf vier Rädern die Gegend, die hinter Bochum, Recklinghausen, Castrop-Rauxel und Wanne-Eickel begann, erkundeten.
Ein Ziel lag im Sommer 1966 für unsere Clique in der Nähe der Bladenhorster Brücke in Castrop-Rauxel. Sonnenbaden und Klönen waren unsere Lieblingsbeschäftigungen. Manchmal stiegen wir auch die Fluten oder lagen auf der Uferböschung und schauten den vorbeifahrenden Kähnen, die mit Kohle, Koks oder Stahl beladen waren, zu. Am Ufer der Kumpel-Riviera saßen wir so oft an schönen Sommertagen mit Gleichgesinnten auf den Decken und hörten Musik aus mitgebrachten Plattenspielern oder Kofferradios. Überall plärrten »Beatles«, »Stones«, »Kinks« und Co. Ich erinnere mich gerne an ein geflügeltes Wort aus jener Zeit: »An die Ruhr fährst du, um zu Promenieren, an den Kanal, um zu Schwimmen.«
Der Bereich rund um die Bladenhorster Brücke war in jenen Tagen besonders bei jungen Leuten, den sogenannten „Halbstarken“ mit ihren Pomadehaaren und den Mädchen mit ihren Farah-Diba-Frisuren, sehr beliebt. Auch Annemarie, die kaufmännische Angestellte, und Heinz, der Schweißfachmann, beide aus Herne gehörten damals zu unserer Clique. Der junge Handwerker hatte sich Anfang 1966 von seinem ersten selbstverdienten Geld einen gebrauchten Opel Rekord gekauft, den er uns an der unasphaltierten Kanalzufahrt stolz präsentierte. Hier in Brückennähe wurde damals auch die Idee eines besonderen Cliquenausflugs „geboren“: Ein Zeltwochenende im Hochsauerland. Alle waren begeistert. Auch ich, ein begeisterter Käferfahrer, wollte unbedingt mit. Wurde aber nichts, denn meine damalige Freundin (und spätere Frau), durfte nicht mit, weil ihre Eltern aus moralischen Gründen etwas dagegen hatten. Machte nichts, denn am besagten angekündigten Wochenende musste ich ohnehin arbeiten. Als „Aufpasser“ des Zeltlagers in Medebach fuhren damals Georgs ältere Schwester Ruth und ihr Mann Kurt mit. So war es damals im Sommer 66.
Später erfuhren wir, dass diese Brücke von den Einheimischen auch liebevoll »Hochzeitsbrücke« genannt wurde, denn im Bereich der beliebten Kanalbauwerkes im Städtedreieck Herne/Castrop-Rauxel/Recklinghausen wurde wohl sehr oft heimlich so mancher Bund für das Leben geschlossen. Dabei sollen auch etliche Volkswagen und Rekords unfreiwillige Zeugen gewesen sein.
In diesem Sommer tauchte plötzlich auch der sehr bekannte Bildjournalist Helmut Orwat an der Brücke auf und lichtete mich ab, als ich gerade aus dem Kanalwasser stieg. Einige Tage später fuhr ich daher nach Castrop, um mir in der dortigen Redaktion der Ruhr Nachrichten, die ab 1970 eine große Rolle in meinem Leben spielen sollte, das besagte Kanalbild abzuholen. Kanalerinnerungen. [2]
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Einzelnachweise
- ↑ Dieser Text wurde von Friedhelm Wessel zur Verfügung gestellt. Der Text darf nicht ohne Genehmigung verändert oder weitergegeben werden.
- ↑ Ein Artikel von Friedhelm Wessel